Sonntag, Dezember 22, 2024

Im Zuge der sanften Stadterneuerung wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Wiener Grätzel aufgewertet.  Jetzt wurden die Zielgebiete neu definiert und der Fokus auf Häuserblocks und kleinere Viertel gerichtet.

Während der Neubau in den letzten Jahren boomte, entwickelte sich die Sanierung mehr und mehr zum Sorgenkind der Branche. Für einzelne Warengruppen nahm die laut Marktforscher Andreas Kreutzer »anhaltende Sanierungsverweigerung« vor allem der privaten Haushalte fast schon existenzielle Dimensionen an. Alleine im Jahr 2015 brachen die Erlöse für Wärmedämm-Verbundsysteme im Sanierungsgeschäft laut Branchenradar von Kreutzer Fischer und Partner um mehr als 14 Prozent ein. Zwischen 2012 und 2015 liegt das Minus bei fast 30 Prozent. Ähnliches gilt für andere Bereiche. So schrumpfte 2015 die Nachfrage aus dem Gebäudebestand etwa auch bei Fassadenputzen um elf Prozent, bei Dämmstoffen um acht Prozent oder bei Vorgehängten hinterlüfteten Fassaden um fünf. Für 2016 fehlen die finalen Zahlen noch, eine Trendumkehr ist allerdings nicht zu erwarten. 

In Wien versucht man seit Jahrzehnten, mit der sogenannten sanften Stadterneuerung das Sanierungsniveau hoch zu halten. Unter der Federführung des wohnfonds_wien wurden seit dessen Gründung im Jahr 1984 rund 7.200 Wohnhäuser mit 336.440 Wohneinheiten einer Sanierungsförderung zugeführt. Dabei wurden rund 7,65 Milliarden Euro an Gesamtkosten verbaut. Die Förderungen des Landes Wien belaufen sich auf 5,22 Milliarden Euro in Form von Landesdarlehen, Einmalzuschüssen und Annuitätenzuschüssen.

Alleine mit Ende 2016 befinden sich 244 Wohngebäude mit 15.000 Wohneinheiten in Sanierung, mit Gesamtbaukosten von 611 Millionen Euro und Fördermitteln im Umfang von 363 Millionen Euro. Dabei entfallen 244 Millionen Euro auf nicht rückzahlbare Landeszuschüsse und 119 Millionen Euro auf Landesdarlehen. Diese Anstrengungen wurden auch von den Vereinten Nationen anerkannt und der Stadt Wien die höchste Auszeichnung im Bereich des Wohnens, die Scroll of Honour, verliehen.

Neuer Fokus

Im Zuge der sanften Stadterneuerung wurden in den letzten Jahrzehnten ganze Grätzel aufgewertet. Damit konnte unter anderem der Anteil an Substandardwohnungen von 42 Prozent in den 70er-Jahren auf aktuell unter drei Prozent gesenkt werden. Jetzt wurden von der Stadt Wien die Sanierungszielgebiete evaluiert und neu definiert.

»Die aktuelle Datenlage zeigt, dass durch die Erfolge der sanften Stadterneuerung die vormals noch flächigeren Sanierungszielgebiete heute immer mehr auf den Punkt gebracht und weitgehend bereits auf einzelne Häuserblöcke und kleinere Viertel konzentriert werden können«, erklärt Wohnbau­stadtrat Michael Ludwig. Größere, zusammenhängende Gebiete gibt es etwa noch im Bereich des Stuwerviertels im 2. Bezirk, der Davidgasse im 10. Bezirk, der Oberen Maria­hilfer Straße im 15. Bezirk, der Klosterneuburger Straße im 20. Bezirk oder der Brünner Straße im 21. Bezirk.

Ansonsten stünden nun aber viele kleinere Gebiete in 18 Wiener Bezirken im Fokus.  »Dieses maßgeschneiderte Stadterneuerungsprogramm wird mit zusätzlichen Fördermöglichkeiten unterstützt«, wie Ludwig betonte: »Dazu zählen vor allem höhere Förderungen für die Schaffung von neuem und leistbarem Wohnraum in Form von Zubauten und Dachgeschoßausbauten. Totalsanierungen mit Neubauten werden ausschließlich in Sanierungszielgebieten gefördert. Darüber hinaus werden alle Projekte in diesen Gebieten vorgereiht und können damit rascher realisiert werden.«

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