Beim Export von Baudienstleistungen gibt es einige Hürden: Ganz oben steht die Finanzierung des Projekts. Aber auch das österreichische Arbeitsrecht oder lokale rechtliche und technische Standards werden von den Unternehmen als Stolperfallen gesehen. Während in der Vergangenheit vor allem nach Ost- und Südosteuropa exportiert wurde, stehen laut einer aktuellen Studie des Verbands der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe für die Zukunft Deutschland und Skandinavien ganz oben auf der Wunschliste.
Immer mehr österreichische Architekten, Ziviltechniker und Ingenieure suchen ihr Glück im Ausland. Deshalb hat der Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe VZI gemeinsam mit der Austrian Development Agency und der Außenwirtschaft Austria eine Studie zum Thema »Export von Baudienstleistungen« erstellt. 46 Betriebe haben an der Studie teilgenommen. Und die Ergebnisse sind teilweise durchaus überraschend.
So war zwar zu erwarten, dass für 81,4 Prozent der befragten Architekten, Ziviltechniker und Ingenieure Europa die wichtigste Exportregion ist, auch, dass dahinter Asien mit 55,6 Prozent rangiert. Aber dass bereits auf Platz drei Afrika kommt, war wohl eher nicht zu erwarten. Geht es um die Wunschmärkte der Zukunft, liegt auch hier Europa ganz vorne. Interessant ist aber, dass es innerhalb Europas zu deutlichen Verschiebungen kommt. Während bisher vor allem nach Ost- und Südosteuropa exportiert wurde, spielt diese Region in den zukünftigen Überlegungen kaum noch eine Rolle.
Aufgrund der dort instabilen politischen Situation wollen sich die Unternehmen noch stärker dem deutschen Markt zuwenden und vor allem dem bisher vernachlässigten Skandinavien. Allzu positiv blicken die Unternehmen allerdings ohnehin nicht in die Zukunft. 44 Prozent der Unternehmen schätzen, dass es in Zukunft deutlich schwerer werden wird, an Aufträge im Ausland zu kommen. Nur 16 Prozent glauben an einen leichteren Zugang.
Angst vor Billiganbietern
Als häufigster Grund für eine Verschlechterung der Situation in Gegenwart und Zukunft wurde der erhöhte Konkurrenzdruck von Billigstanbietern, insbesondere aus den Schwellenländern, genannt. Gleich weit oben liegt bei der Beurteilung der gegenwärtigen und der zukünftigen Situation die Einschätzung, dass österreichische Anbieter aufgrund von hohen Steuern und Abgaben, die das Honorarvolumen nach oben schrauben, im internationalen Wettbewerb oftmals benachteiligt sind.
Als weitere Gründe für eine Verschlechterung in Gegenwart und Zukunft wurden die Euro- und EU-Krise sowie eine grundsätzliche Stagnation der internationalen Wirtschaftslage genannt. Auch die Größe der österreichischen Büros scheint im internationalen Wettbewerb als Nachteil gesehen zu werden. So sind einige der Befragten der Ansicht, dass Zugang zu internationalen Projekten nur über internationale Großbüros von mehr als 1.000 Mitarbeitern möglich ist.
Finanzierung und Rechtsunsicherheit
Als aktuell größtes Problem beim Dienstleistungsexport wird die Finanzierung von Projekten gesehen. Auf Europa bezogen folgen dahinter die Bestimmungen des österreichischen Arbeitsrechts sowie die lokalen Rahmenbedingungen und die rechtlichen Standards. Auf den Fernmärkten spielen naturgemäß sprachliche Barrieren und das Finden der richtigen Partner vor Ort eine größere Rolle, auch rechtliche Standards und die Einhaltung von Antikorruption werden, im Vergleich zu Europa, ebenfalls etwas häufiger genannt.