Die Entwicklung der Bauwirtschaft verlief 2015 stagnierend, die Investitionen weisen österreichweit sogar einen Rückgang auf, wie Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel in seinem Fachvortrag bei den 45. Vorarlberger Bautagen in Lech am 15. Jänner festhielt.
Im Bauhauptgewerbe ist die Beschäftigung derzeit stabil. Baugewerbe und Bauindustrie verzeichneten im Jahresdurchschnitt 77.100 Arbeiter (+/-0,0%). Im gesamten Bauwesen ist die Zahl der Arbeitslosen 2015 um 7,2 % gestiegen und lag im Jahresdurchschnitt bei 37.500 Personen.
Der Tiefbau stagnierte 2015 auf Vorjahresniveau. Für 2016 hofft die Bundesinnung Bau auf Wachstumsimpulse durch Investitionen in den Bahn- und Straßenbau sowie durch die Breitbandmilliarde und rechnet mit einem Plus von 0,6 %. Der Nutzbau legte 2015 lediglich eine geringfügig positive Entwicklung hin. Durch Impulse der Gesamtwirtschaft ist ab 2016 jedoch eine höhere Dynamik zu erwarten: lt. derzeitiger Hochrechnung kann im Nutzbau – vor allem durch starke Zuwachsraten beim Neubau im Industrie-, Gesundheits- und Bildungsbereich (+ 2,5%) – für 2016 von einem Plus in der Höhe von 1,5% ausgegangen werden.
Was Österreichs Gesamtwirtschaft betrifft, ist lediglich mit einer geringfügigen Belebung der Konjunktur zu rechnen. Der private Konsum war auch 2015 schwach, durch die Steuerreform ist hier jedoch mit einer Bewegung zu rechnen. Das WIFO prognostiziert für 2016 und 2017 ein BIP-Wachstum von je 1,7 Prozent (Stand Dezember 2015).
Wohnbauoffensive lässt hoffen
Durch die Wohnbauoffensive der Bundesregierung erwartet sich die Bundesinnung Bau für das heurige Jahr eine Trendwende beim Wohnbau. Die Produktion in diesem Segment war auch 2014 und 2015 wieder rückläufig – trotz günstiger Finanzierungsmöglichkeiten, mehr Bewilligungen und einem steigendem Wohnraumbedarf. Diese Faktoren haben einen Nachfrageüberhang ergeben, welcher durch einen überdurchschnittlichen Zuwachs an Haushaltsneugründungen - jährlich entstehen rund 38.000 neue Haushalte - und durch eine nach wie vor hohe Nachfrage nach Anlagewohnungen, noch verstärkt wurde.
Dem Rückgang soll heuer entgegengewirkt werden: stärker steigende Haushaltseinkommen und nach wie vor günstige Finanzierungsmöglichkeiten bilden vorteilhafte Rahmenbedingungen für den Wohnbau. Hinzu kommen die Wohnbauoffensive der Bundesregierung mit 30.000 zusätzlichen Wohnungen bis 2020 sowie das Wohnbauprogramm der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) mit 10.000 Wohnungen bis 2020.
In diesem Zusammenhang fordert Frömmel die rasche Umsetzung der Wohnbauoffensive, die baldige Gründung der geplanten Wohnbauinvestitionsbank sowie die Zweckbindung der Wohnbauförderung.
Schwerpunkte 2016: u.a. Bestbieterprinzip und Kampf gegen Lohn- und Sozialdumping
Als wichtigste Erfolge und Initiativen der Bundesinnung Bau im abgelaufenen Jahr nannte Frömmel die Wohnbauoffensive, die Vergabenovelle mit verpflichtendem Bestbieterpinzip bei öffentlichen Aufträgen, ein bundesweites Normenpaket für Mitgliedsbetriebe, die Erhöhung der Lehrlingsprämie für ausbildende Betriebe sowie ein Zweijahres-KV-Abschluss und ein damit einhergehendes Lehrlingspaket, im Zuge dessen es zu Kostenentlastungen für die Betriebe kommt und die Lehrlinge in die Schlechtwetterregelung miteinbezogen werden.
In puncto Vergaberecht setzt sich der Bundesinnungsmeister dafür ein, dass mit den öffentlichen Auftraggebern rasch faire Kriterienkataloge erarbeitet und für die Bestbietervergaben festgelegt werden, damit die regionale Vergabe forciert wird - insbesondere auch dadurch, dass die sogenannte Schwellenwerteverordnung per Gesetz ins Dauerrecht übergeführt wird.
Hinsichtlich Lohn- und Sozialdumpingbekämpfung soll im Zuge der aktuellen Novellierung das Gesetz so adaptiert werden, dass die Kontroll- und Strafbestimmungen auf die organisierten Betrugs- und Wettbewerbsverzerrungen gerichtet sind und nicht zu Schikanen gegen anständige Firmen missbraucht werden, die bei kleinsten Unachtsamkeiten in der Lohnverrechnung kriminalisiert werden .
Zur Beseitigung der Normenflut, wurde auf Initiative von Bundesinnungsmeister Frömmel bei Austrian Standards ein Dialogforum eingerichtet, das am 19. Januar unter seinem Vorsitz erstmals tagt und in Arbeitsgruppen über 600 Baunormen durchforsten wird.
Besonderes Augenmerk wird 2016 auch auf das Thema Bauforschung speziell im Bereich Digitalisierung und Building Information Modeling gelegt.