Der Cloud-Computing-Markt ist in einer frühen Phase - auch wenn dessen Ideen ein alter Hut sind. Eine Studie von PriceWaterhouseCoopers sieht den Hype um die Wolke für Firmen jeder Größe interessant.
Die IT-Branche schürt seit gut zwei Jahren den Hype um „Cloud Computing“. Aus den Begriffen „IT aus der Steckdose“, dem Outsourcing und IT-as-a-Service ist eine große Wolke geworden, in der vom IT-Dienstleister Rechenpower und andere IT-Ressourcen flexibel bereitgestellt werden. Manch einer erahnt vage bereits neue Geschäftsmöglichkeiten, welche durch die Cloud entstehen können. Ganz genau weiß es die Branche aber selbst noch nicht. Möglicherweise wird unser Verständnis von Hard- und Software, dem Erbringen von IT-Services, in den kommenden Jahren völlig auf den Kopf gestellt werden.
In dem großteils noch unentdeckten Land Cloud Computing bei der Orientierung helfen möchten auch Unternehmensberater wie PriceWaterhouseCoopers. Sie sehen diese Navigation durchaus nüchtern: die Möglichkeiten der flexiblen IT-Dienste sei keineswegs revolutionär, sondern Teil einer Evolution, meint Andreas Plamberger. „Im Grunde genommen waren die ersten Host-Client-Systeme in den 60er Jahren bereits Cloud Services“, weiß der Berater bei PriceWaterhouseCoopers. In einer in Deutschland durchgeführten Studie zur Cloud-Thematik fanden die Experten heraus: die flexiblen IT-Services sind heute für Firmen jeder Größenordnung interessant. Derzeit aber, erklärt Plamberger, werden in der Regel Unterstützungsprozesse, wie etwa die IT-Dienste für den Kundenservice, ausgelagert - nicht aber die Wertschöpfungsprozesse des Kerngeschäfts. „Wir glauben aber sehr wohl, dass Cloud Computing in Zukunft auch IT-Dienste direkt im Kerngeschäft betreffen wird“, ist er überzeugt.
Warten auf den Standard
Der Cloud-Computing-Markt ist in einer frühen Phase. Umfassende Cloud-Strategien sind bei den Nutzern trotz hohem Interesse noch nicht sehr ausgereift, kommt die Studie zum Schluss. Unternehmen suchen vielmehr nach Lösungen für einzelne, konkrete Probleme und schaffen erst einmal Referenzen, Pilotanwendungen. Auch spielt das Fehlen von Standards eine Rolle. Eine branchenweit gültige Zertifizierung von Cloud-Anbietern gibt es noch nicht, ein einheitliches Framework sei aber aus Kundensicht unbedingt nötig, meint Plamberger. Denn: aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist ein transparenter Umgang etwa mit Bilanzierungsdaten wichtig. Unternehmen müssen vom Gesetz her sichergehen, dass Daten nicht missbräuchlich verwendet werden können. Archivierungsfristen, die Abspeicherung von Belegen, der besondere Schutz von Personendaten – all dies sind Herausforderungen für mitunter geografische Grenzen überschreitende IT-Services. Als Hürde für Cloud-Dienste sieht Plamberger die Fragen rund um Datenschutz aber nicht: „die Risiken sind nicht neu. Bis dato haben die Unternehmen auch schon diese Problemstellungen lösen müssen.“
Individuelle Betrachtung
„Die Revolution spielt sich hier nicht auf technischer Ebene ab, sondern auf Nutzerseite“, erklärt auch sein Kollege Markus Ramoser. „Die Nutzer von Software haben im Cloud-Modell einen generell einfacheren und leichteren Zugang zu IT-Systemen.“ Genauso wie etwa Webmail-Anbieter im Privatbereich seit Jahren einen professionellen Dienst aus dem Internet, eben der Wolke, für eine breite Anwenderschaft bereitstellen, werde dies auch zunehmend zu einem Thema in Unternehmen.
Unterschiedliche betriebswirtschaftliche Anforderungen und Einsparungsmöglichkeiten durch eine praxisnahe Abrechnung von IT-Ressourcen lohnen eine Prüfung, ob nicht etwa Kommunikationsdienste, Customer-Relationship-Management oder die Personalabrechnung an ein Rechenzentrum ausgelagert werden können. Sofern dieses natürlich eine bessere, skalierbare Bereitstellung und Abrechnung dieser Dienste bietet. Für Ramoser und Plamberger gibt es dazu keinen einheitlichen Katalog, nach dem ein Unternehmen IT-Prozesse auslagern sollte. „Sowohl bei der Wirtschaftlichkeit als auch der IT-Sicherheit muss jeder einzelne selbst entscheiden, wie mit Daten und Anwendungen umgegangen werden kann.“ Fixe Grenzen bei Entscheidungen für oder wider Outsourcing gebe es nicht. Risiken und Vorteile seien individuell zu betrachten.