Mittwoch, November 20, 2024
Microsoft-Geschäftsführerin Petra Jenner setzt auch aufs Web. „Office Web“- Applikationen ermöglichen von überall auf Dokumente über den Browser zuzugreifen.Seit dem 15. Juni 2010 ist „Microsoft Office 2010“ im Handel erhältlich. Was die neue Release verspricht, und was sie kann.
 
Von Christian Kristufek

Obwohl Office 2007 schon viele Neuerungen brachte, wollten die meisten Benutzer aufgrund der stark veränderten Oberfläche dennoch bei ihrem gewohnten Produkt bleiben. Mit Office 2010 ist Microsoft seiner Umstellung auf Menübänder (Ribbons) zwar treu geblieben, hat aber durch mehrere Veränderungen die Bedienbarkeit stark verbessert.

Die Oberfläche
Mit dem Start von Office 2010 hat Microsoft versucht die doch sehr einschneidenden Änderungen der Vorgängerversion etwas anzupassen. Die Oberfläche wurde in einem deutlich neutraleren Farbton angeordnet und ist nun hauptsächlich Grau mit wenigen satten Blautönen. Auch der große Office-Knopf fiel dem Rotstift zum Opfer. Was übrig blieb ist ein Dateimenü das es in sich hat. Beim Anwählen öffnet sich eine Art Übersicht mit den wichtigsten Funktionen. Ungewohnt, aber doch praktisch. Angenehm überrascht die Möglichkeit, in den Programmen ein eigenes Menüband für die meistbenützten Optionen selbst zu erstellen. So ist der Benutzer nicht mehr an die vorgefertigten Kategorien gebunden und kann selbst seine wichtigsten Werkzeuge an einem Ort sammeln.

Wer Outlook 2010 über einen Exchange-Server nutzt, kann die Kalenderansicht mehrerer Nutzer oder Gruppen auch voreingestellt übersichtlich speichern.Neue Funktionen
Mit den Oberflächenumstellungen ist nun auch Outlook, der letzte Nachzügler mit altem Interface auf das sogenannte Menüband-System geändert worden. Neuerungen technischer Natur findet der versierte Anwender dann in den einzelnen Programmen, so ist es etwa unter Word 2010 möglich, Bildschirmausschnitte von jedem geöffneten Fenster einfach mit Vorschaufunktion einzufügen.

Outlook bietet nun ebenso wie Gmail die Funktion alle Mails einer Konversation sozusagen als Sammelpaket anzeigen zu lassen. Überaus praktisch und sehr übersichtlich, vor allem weil die Mails dafür auch in verschiedenen Ordnern liegen können.
Excel Word und PowerPoint speichern nun regelmäßig verschiedene Versionen des bearbeiteten Dokumentes ab. Über das Dateimenü kann dann einfach zwischen diesen hin und her gesprungen werden. Sehr praktisch um verschiedene Layouts zu testen.
PowerPoint selbst hat offensichtlich, neben Outlook, die meisten Änderungen erfahren. Präsentationen können in einem Vorschaufenster betrachtet werden. Ebenso ist es nun möglich mehrere Präsentationen gleichzeitig zu öffnen und zu bearbeiten. Fertige Präsentationen können im Internet veröffentlicht, als Video aufgezeichnet und per Weblink versendet werden.

Im Allgemeinen ist die Integration des Internets und der ausgelagerten Speichermöglichkeiten via Skydrive ein Schritt in die richtige Richtung. Redundanz und arbeitsplatzunabhängige Verwaltung ist nun auch bei Office verfügbar.

Versionen und Umfang
Office kommt nun erstmals in einer 64bit-Version auf den Markt. Microsoft kommt damit den Erwartungen der Benutzer nach, Programme für die schon lange erhältlichen 64bit-Prozessoren zu schreiben. Dennoch empfiehlt sogar Microsoft bei der 32bit-Version zu bleiben - es sei denn umfangreiche Tabellen und Datenbanken müssen bearbeitet werden.

Ambitionierte Integration von Social Networks wie LinkedIn oder Facebook in Outlook.Im Umfang schwanken die erhältlichen Pakete nach wie vor, wobei es erstmals eine komplett kostenfreie Version, die Starter Edition gibt. Sie enthält zwar nur ein abgespecktes Word und Excel, aber für den Standardbenutzer ist das wohl ausreichend. Schade ist, dass diese Version nur vorinstalliert von größeren PC-Herstellern ausgeliefert wird. Also wieder nichts für den kostensparenden Heimanwender. Außer er hat gerade einen neuen Rechner erworben.

Zu den wichtigsten Applikationen gibt es nun auch webbasierte Versionen, die sich, so zumindest Microsoft, nicht als Ersatz zu den installierten Programmen sondern eher als Zusatz verstehen. Schade eigentlich, denn die Konkurrenz schläft nicht und Google Docs oder ähnliche Anwendungen sind kostenfrei und geizen nicht mit Optionen. Trotzdem ist es klar ersichtlich, dass der Konkurrenzdruck Microsoft zu einer weit günstigeren Preisstruktur genötigt hat. Viele der Pakete sind schon deutlich billiger als das entsprechende Pendant der Vorversion.

Ein guter Schachzug von Microsoft ist, OneNote bei allen Office-Versionen mitzuliefern. Zumindest von Herstellerseite ist also der Wunsch, dem papierlosen und gut sortierten Büro  einen Schritt näher zu kommen, zu spüren. Natürlich wird sich erst zeigen, ob sich der Anwender von diesem Hilfsmittel auch überzeugen lässt.

Das „Professional Plus“-Packet bietet alle gewohnten Programme sowie SharePoint Workspace 2010, InfoPath 2010 (Formularbearbeitung für XML) und Communicator 2010. Damit bildet es die obere Riege der Office-Suite und besticht durch großen Umfang. Allerdings wird nicht jeder Businessanwender diese Möglichkeiten ausreizen und die große Masse wird wohl mit der normalen Professional-Version ihr Auslangen finden.

Fazit
Die neue Office-Suite bringt ein paar durchaus gut gemachte Neuerungen wie die Oberfläche oder das Anpassen an längst überfällige Dateiformate. Die Preise sind deutlich gefallen und die Versionen sind nun einfacher gehalten. Trotzdem fehlt gerade im Bereich der kostenfreien Auflage noch der letzte konsequente Schritt, um eine gute Konkurrenz zu den vorhandenen Lösungen anderer Hersteller zu bieten.

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