Sonntag, Juni 30, 2024
Trends im Testing
Thomas Gebhard ist Bereichsleiter Development & Testing bei adesso Austria. (Bild: Michael Sazel)

Wer Software entwickelt, muss sie ausgiebig testen. Aus der Software-Entwicklung kommend bietet der IT-Dienstleister adesso Austria Testing als eigenen Service an. Thomas Gebhard leitet diesen Bereich – und schwört auf einen offenen Technologieansatz.

 

Wie hoch ist der Anteil der Automatisierung im Software-Testing in Unternehmen?

Thomas Gebhard: Manche Unternehmen stehen bei bereits gut zwei Drittel Automatisierungsanteil. Viele aber behandeln überhaupt das Thema Testing noch stiefmütterlich. Da testen etwa die Buchhalter in der Firma bei einer Änderung im SAP die Prozesse selbst. Von einem systematischen Vorgehen, wie man Tests anlegt, ist man weit entfernt. Automatisierung bedeutet, kaum noch in die Testing-Prozesse eingreifen zu müssen sowie proaktiv und frühzeitig Probleme zu erkennen. Das spart Kosten und Zeit und damit auch wertvolle Stunden, in denen Fachkräfte wesentlich besser eingesetzt werden können.

Hat im Testing bereits auch KI Einzug gehalten?

Gebhard: Die Verknüpfungen und Integrationen gibt es bei großen Herstellern wie Tricentis oder UiPath bereits, sie versuchen jedenfalls, KI in ihre Produkte zu integrieren. Automatisierungsprodukte haben per se einen intelligenten Kern. Man merkt aber, dass die wenigsten Kunden dafür bereits mit ihren Testing-Umgebungen aufgestellt sind, um auch wirklich sinnvolle Use Cases zu generieren. So richtig kommt hier die Magie noch nicht durch. Wir als adesso haben hier aber den Vorteil aufgrund unser langfristigen Kundenbeziehungen – so kennen wir bereits Systeme und Probleme in den Anwendungen und Abläufen und dadurch auch mögliche Use Cases.

Sie bauen bei adesso Austria den Geschäftsbereich Testing auf. Mit welchen Erwartungen sind Sie in dieses Segment gestartet?

Gebhard: Anfang 2023 hat man dem Thema Testing bei adesso Austria einen höheren Stellenwert gegeben und sich intensiv auf den Bereichsaufbau und Vertrieb des zusätzlichen Portfolioelements fokussiert. Ein logischer Schritt für einen modernen IT-Dienstleister, neben den bestehenden Bereichen Consulting und Development, auch dem Thema Testing, welches in der heutigen Zeit hoher Qualitätsansprüche und rascher Time-to-Market nicht mehr wegzudenken ist.

Meine Erwartungshaltung war zunächst, dass wir uns vornehmlich auf das Bereitstellen von Testing-Fachkräften für unsere langjährigen Kunden fokussieren werden und so an Bekanntheit im Testing wachsen. Mit adesso als starkem und vertrauenswürdigen IT-Dienstleister hat sich der Fokus bei einigen Unternehmen auf den Aufbau von Testorganisationen und die Einführung von Testarchitekturen, sowie Testautomatisierung gedreht. Wir haben gesamtheitliche Testmanagement-Prozesse eingeführt, rund um die Auswahl von Test-Tools und deren Einsatz beraten und auch große IT-Landschaften in den Unternehmen automatisiert. Es sind spannende Projekte, wie zum Beispiel bei einem großen Energieversorger im Osten Österreichs. Man hat dort schon vor einiger Zeit Anläufe zur Testautomatisierung aller digitalen Services unternommen, für die wirkliche Durchführung konnten wir sie dann aber erst überzeugen. Unser Team hat den Aufbau von Testing-Prozessen, sowie die Automatisierung diverser Portale im Kundenservice bis zu den Backend-Systemen mit SAP und Microsoft Dynamics umgehend durchgeführt. Solche erfolgreichen Projekte sind der Auftakt zu weiteren Gesprächen rund um Testing-Projekte etwa im öffentlichen Bereich, einem unserer größten Kundensegmente.

Worin unterscheidet sich Ihr Testing-Angebot von anderen?

Gebhard: Das Thema Testing wird bei adesso gesamtheitlich, in Verknüpfung mit den Dienstleistungen Beratung und Softwareentwicklung vorangetrieben. Ich sehe darin den großen Vorteil, technologieunabhängig zu agieren. Es gibt eine breite Schiene mit Low-Code und No-Code, mit gängigen Automatisierungsumgebungen wie Tricentis Tosca, Leapwork oder UiPath, aber auch klassische codebasierte Umgebungen wie Selenium, Cucumber und andere. Bei Kundenprojekten prüfen wir mitunter auch, ob eine Ablöse der bislang eingesetzten Testing-Software sinnvoll sein kann.

Unternehmenskunden bieten wir die gesamte Palette an, die über die reinen Vorgänge des Testing hinausgehen – etwa Refactoring (Anm. Umstrukturierung von Softwarecode), Architekturanalysen und Beratung. Die Bereiche »Testing as a Service« und Softwareentwicklung gehen bei uns Hand in Hand.

Und wie gelingt Ihnen in Zeiten des Fachkräftemangels ein Mitarbeiter*innen-Wachstum?

Gebhard: So breit in dieser Technologiefülle aufgestellt zu sein, gepaart mit unserer Firmenkultur und der starken adesso Gruppe im Hintergrund, zieht gute Leute an. Zum einen wird adesso auf Bewertungsplattformen als hervorragender Arbeitgeber geführt – insbesondere auch mit einem Fokus auf Frauen in der IT –, zum anderen überzeugen wir in unseren Gesprächen im Recruiting. Außerdem funktionieren wir im Vertrieb und Einstellungsprozess bereits so gut, dass wir neue Kolleg*innen bereits in der ersten Woche in Kundenprojekten einsetzen.

Welche Ziele haben Sie sich für heuer gesetzt?

Gebhard: Wir haben aktuell zwölf Mitarbeiter*innen und wollen natürlich weiter wachsen. Aktuell bauen wir ein zweites Testing-Team auf. Vielleicht schaffen wir es, unser Team bis Ende des Jahres auf 20 Leute zu steigern und damit auch weiter am umkämpften Markt zu wachsen. Unser Ziel ist es, den Stellenwert von hochwertigem Testing durch die Einführung von klaren Testprozessen sowie einer Steigerung des Automatisierungsanteils im IT-Bereich zu erhöhen.

 


Hintergrund: Tipps fürs Tests
Testing ist ein wesentlicher Bestandteil des Softwareentwicklungsprozesses, der die Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit eines Softwareprodukts gewährleistet. Drei wichtige Punkte, die beim Testing von Software zu beachten sind:

1. Abgestimmt
Das Testing sollte an unterschiedliche Anforderungen und Erwartungen angepasst werden. Die Software sollte nicht nur funktionieren, sondern auch den Bedürfnissen und Wünschen der Nutzer entsprechen. Daher sollte das Testing eine enge Zusammenarbeit zwischen den Entwicklern, den Testern und den Kunden umfassen, um Feedback zu sammeln und Verbesserungen vorzunehmen.

2. Systematisch
Software sollte in verschiedenen Stufen getestet werden, von der Einheit bis zur Integration, von der Funktion bis zur Leistung, von der Sicherheit bis zur Benutzerfreundlichkeit. Dabei sollten geeignete Methoden, Werkzeuge und Standards verwendet werden, um Fehler zu vermeiden, zu entdecken und zu beheben.

3. Kontinuierlich
Eine Software sollte nicht nur am Ende des Entwicklungsprozesses getestet werden, sondern während des gesamten Lebenszyklus. Dadurch können Änderungen schneller und effizienter implementiert und validiert werden. Außerdem sollte das Testing regelmäßig wiederholt und aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass die Software mit neuen Technologien, Plattformen und Anforderungen kompatibel ist.

 

Testing – mehr als nur Software: Die Disziplin Testing umfasst mittlerweile nicht nur ein »End-to-End«-Testing von Software oder das sogenannte »AB-Testing« einer Benutzbarkeit etwa von Websites und Apps, sondern geht mit Last- und Performance-Testing auch in Richtung Systemmonitoring. Man lernt dort mit historischen Daten, welche Ereignisse beispielsweise im Netzwerk auf die Leistung einer Anwendung Einfluss haben.

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