Am 12. März fand auf dem Erste Campus in Wien die "Enterprise Architecture Konferenz 2024" von Conect Informunity statt, in Kooperation mit dem Verband Österreichischer Software Innovationen und dem Verein Future Network Cert.
EAM (Enterprise Architektur Management) hat sich in der Unternehmenspraxis zu einer zentralen Managementdisziplin entwickelt, die für IT-Transformationen und Innovationen ein Fundament für Planung, Steuerung und Umsetzungen bildet. Mit der jährlichen Ausrichtung der Konferenz für das Enterprise- und IT-Architekturmanagement fördert der Veranstalter Conect den Erfahrungsaustausch dazu.
Bei der bereits sechsten Ausgabe der "Enterprise Architecture Konferenz" im März präsentierte Erwin Bratengeyer (vormals Donauuniversität Krems) gängige KI-Trends: An der Weiterentwicklung und Verbreitung von Systemen auf der Basis künstlicher Intelligenz wird weltweit mit hoher Intensität gearbeitet. In diesem Vortrag wurden die neuesten Errungenschaften im Bereich der KI dargestellt, kontroverse Perspektiven bezüglich der potenziellen Vorteile und Risiken der KI beleuchtet und durch umfangreiches Bild- und Tonmaterial unterstützt. Technologische, gesellschaftspolitische und philosophische Aspekte wurden herangezogen, um auf die möglicherweise unterschätzten Auswirkungen künstlicher Intelligenz hinzuweisen und ein erhöhtes Bewusstsein für allenfalls unvorhersehbare Herausforderungen zu schaffen.
Yannik Rudloff von Mega International präsentierte eine Keynote über die Renaissance der Unternehmensarchitektur durch KI. Er verdeutlichte die enge Verbindung zwischen KI und Enterprise Architektur und betonte die wichtige Bedeutung der optimierten Ressourcenzuweisung durch KI-basierte Tools für eine gesteigerte Wertschöpfung. Zudem hob er hervor, wie KI die Rationalisierungsprozesse und Workflows verbessert, indem sie Automatisierung nutzt, um Fehler zu minimieren und die Produktivität zu maximieren. Rudloff erläuterte außerdem, wie KI die Innovation beschleunigt, indem sie Unternehmen befähigt, neue Trends und Marktverschiebungen frühzeitig zu erkennen und ihre EA-Praktiken entsprechend anzupassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Alexander Gudenus, Group Lead Enterprise Architecture bei der Uniqa, zeigte, wie die Enterprise-Architektur-Praxis bei Uniqa, einem multinationalen Versicherungsunternehmen mit mehr als 16 Millionen Kunden in 18 Ländern, die digitale Transformation und Standardisierungsbemühungen des Unternehmens voran treibt. In diesem Vortrag stellte Gudenus den EA-Servicekatalog von Uniqa vor und erläuterte, wie die Entwicklung der EA-Praxis durch EA-Dienstleistungen und Skill-Bewertungen zu einer besseren Entscheidungsfindung beigetragen hat. Die Verwendung von LeanIX fördert in Verbindung mit gängigen Vorlagen, Informationen zum Anwendungsportfolio, Diagrammen und Architekturartefakten die Standardisierung der Servicebereitstellung.
Spannend wurde es bei der Präsentation des Beitrags von Joshua Nganyardi von SAP Signavio und Simon Uerdingen von Lean IX, die erklärten, dass, um eine nachhaltige Transformation im Unternehmen sicherzustellen, es wichtig ist, eine gute Transparenz über die verfügbaren Daten zu haben und Nachhaltigkeit in Entscheidungskriterien als relevante Dimension zu etablieren. LeanIX und Signavio bieten einen gemeinsamen Ansatz, um sowohl die gesamte IT-Infrastruktur, als auch Business-Prozesse kontinuierlich auf Nachhaltigkeit zu analysieren und optimieren. Hierzu wurde ein holistisches Konzept vorgestellt, das sowohl die Nutzung als auch Integration beider Tools zeigt. LeanIX bietet Software-as-a-Service (SaaS) zur Verwaltung von Enterprise-Architektur und Multi-Cloud-Umgebungen an. Dadurch können Unternehmen schneller datengetriebene Entscheidungen für ihre IT treffen.
Beleuchtet wurde die Übernahme des ARZ durch Accenture mit den begleitenden Herausforderungen und Möglichkeiten für die Enterprise Architektur. Die Transformation der IT-Landschaft eines traditionellen Rechenzentrums, wie dem ARZ, zu einer digitalen Banking Plattform, erforderte auch einen Wandel des Architekturmanagements. Im Fokus steht die Evolution von einem lokalen zu einem globalen, kundenorientierten Ansatz und die Bewältigung des exponentiellen Wachstums in der Projektlandschaft. Die kulturelle Transformation ist für den Erfolg des EAM ebenfalls ein wichtiger Baustein. Eingegangen wurde auch auf die Bedeutung zentraler EAM-Repositories, wie ADOIT, für das effektive Management komplexer IT-Landschaften sowie die Rolle von Frameworks wie ArchiMate, zur Verbesserung der Kommunikation und Klarheit. Es sprachen Jürgen Zangerl von Accenture TiGital und Christian Höllwieser von BOC.
EAM in der Automobilindustrie
Susanna Stangl, Teamleitung Prozessdigitalisierung der Audi Planung GmbH, und Liliana Simon, Partnerin der EFS Unternehmensberatung GmbH, präsentierten die »Top 3 Learnings, wie EAM zum Erfolg der Automobilindustrie beiträgt« und teilten konkrete Erkenntnisse aus der gemeinsamen, langjährigen Zusammenarbeit. Darunter die Relevanz von modernen Organisationsformen für EAM, einem klaren Verständnis zwischen internen und externen Stakeholdern sowie einer mehrwertstiftenden iterativen Vorgehensweise. Unterstrichen wurden die Learnings mit Beispielen aus der Praxis, wie unter anderem ein EAM-Handbuch, eine EAM-Roadshow oder die EAM-Netzwerkorganisation.
Die Digitalstrategie bei Mercedes-Benz wurde in einer Liveschaltung durch Thomas Meintrup, Lead Enterprise Architect, präsentiert. Es handelt sich um eine umfassende Unternehmenstransformation, die viele Bereiche, Geschäftsmodelle und bestehende Strukturen, Abläufe und IT-Landschaften grundlegend verändert. Omni-Channel Commerce, Digital Twins oder die durchgängige Digitalisierung von E2E-Geschäftsprozessen sind nur ein paar Elemente dieser Strategie. Unternehmensarchitektur spielt in einer derartig umfassenden Transformation unseres Konzerns eine entscheidende Rolle. Die Art und Weise, wie man in diesem Kontext Unternehmensarchitektur definiert und lebt, muss sich jedoch gegenüber einem klassischen Verständnis als zentrale Disziplin einiger weniger »Helden« im Unternehmen drastisch verändern: Hin zu einer Organisations- und Rollen-übergreifenden Disziplin, in der Architekten im engen Schulterschluss mit Business, Management, Lösungs- und Softwarearchitekten und anderen Stakeholdern zusammenarbeiten. Hin zu einer agilen Disziplin, in der Architekten schnell auf Veränderungen reagieren und in der Architekturen sehr zielgerichtet, kundenorientiert und eher evolutionär und nicht revolutionär (für die nächsten zehn Jahre) entwickelt und »kontinuierlich« optimiert werden können. Diese Herausforderung hat Mercedes-Benz erkannt und ist mitten drin, das Architektur-Arbeits- und Governance-Modell im Konzern in diesem Sinne zu verändern.
Rainer Scheibehenne von Vodafone, Senior Manager IT Architecture, stellte ein Anwendungsbeispiel zu "Data Completeness" und Data Quality vor. Das schwächste Glied in der "Repository Maintenance" ist der Mensch mit allen seine Schwächen und Fehlern. Der Aufbau einer vertrauensvollen, fehlertoleranten und collaborativen Community aus Data-Providern und -Nutzern ist ein wesentlicher Baustein für Data Completeness and Quality, so Scheibehenne.
Weitere Beiträge wurden von Thomas Pisar (A1 Telekom), Ilyas Demirtas (Deloitte), Herbert Sroka (Denodo), Hansjörg Zimmermann, Claus Hintermeier, Tobias Langbein und Tobias Murer (Zürcher Kantonalbank), Nina Dedić (Simplify Hospitality), Norbert Schattner (EY-ifb) und Daniel Niederl (EY Österreich), Alexander Frötscher (AustriaTech) und Martin Povazay (twinformatics) gestaltet.
Verleihung des EAM Award 2024
Das Team Klemens Dickbauer, Wolfgang Radinger-Peer und Achim Wallner von der Post AG hat in der Kategorie »Erfolgreiche Unternehmens-Transformationen« den EAM Award 2024 mit dem Projekt »vom Domain Driven Design zum Domain Driven Enterprise« gewonnen.
Bild: Preisverleihung durch Gastgeber Andreas Pirkner (Erste Bank) und Veranstalterin Bettina Hainschink (Conect) an Achim Wallner, Klemens Dickbauer und Wolfgang Radinger-Peer (Österreichische Post).