Fujitsu ist nach dem Ausstieg von Siemens aus dem Joint Venture im Vorjahr weiterhin auf Green-IT, Services aus der Cloud und Kontinuität fokussiert.
"High performance, low power, compact models" - in diesen Worten fasst Satoru Hayashi, Vorstandsmitglied bei Fujitsu, die Strategie des Technologiekonzerns für heuer zusammen. Es klingt nach dem gängigen Werbespruch der Firmen: jeder will leistungsfähigere, günstige und effiziente Geräte anbieten. Doch der IT-Hersteller, der kürzlich Siemens nach dessen Rückzug aus dem gemeinsamen Joint Venture Fujitsu-Siemens Computers auskaufte, meint es ernst. Mit einer globalen Initiative für umweltfreundliche IT soll nicht nur das Image im harten Wettbewerb um Marktanteile aufpoliert, sondern den Kunden auch ein handfestes Investitionsargument geboten werden. Ein bereits im Vorjahr vorgestellter 0-Watt-Client weist einen um 60 Prozent geringeren Energieverbrauch und 30 Prozent geringere Anschaffungskosten auf, als vergleichbare Rechner. Ein für heuer angekündigter 0-Watt-Server will dies auch im Rechenzentrum schaffen. Gerade auf Serverebene, schätzen Experten, ist das Einsparungspotenzial hinsichtlich Stromverbrauch und Kühlung sehr hoch. "Server fahren in der Regel im Stand-by-Modus immer noch mit 90 Prozent Leistung. Das ist, wie wenn Sie vor Ihrem Haus im Auto sitzen und das Gaspedal ständig durchdrücken", bringt Fujitsu-Österreichchef Wolfgang Horak einen schadstoffreichen Vergleich. "Alleine durch Virtualisierung lassen sich Serverlandschaften bis um den Faktor zehn reduzieren. Und mit unseren Geräten, die wirklich keinen Strom benötigen, lassen sich die Energiekosten im Stand-by auf Null senken."Fujitsus Green-IT-Strategie läuft bereits seit 2007 und kann bereits eine Millionen-Tonnen-fache CO2-Reduktion vorweisen. "Als Konzern mit mehr als 186.000 Mitarbeitern, ist es uns ein besonderes Anliegen, zu einer umweltfreundlichen und lebenswerten Gesellschaft beizutragen", erklärt Hayashi. Doch sind auch für ihn noch einige Hausaufgaben unerledigt: Fujitsu leistet sich immer noch weltweit 80 Rechenzentren. Hier gilt es, künftig einen Spagat zwischen der globalen Konsolidierung auf einige wenige Datencenter und die Erbringung von weiterhin gefragten lokalen Services zu schaffen - etwa mit einem, einzigen großen Datencenter pro Region. Wolfgang Horak, der für Fujitsu auch Ost- und Südosteuropa verantwortet, warnt aber vor bislang ungelösten Fragen in Sachen Datenschutz. Derzeit gelten die Datenschutzbestimmungen jenes Landes, in dem die betreffenden Daten gespeichert liegen. Ein heimisches Unternehmen könnte mittels Cloud-Computing-Services damit in die Verlegenheit kommen, den unzureichenden Bestimmungen eines Drittlandes ausgeliefert zu sein. "Think global, act local", betont deshalb auch Hayashi plakativ. Für Horak heißt das: "Wir in Europa müssen nachdenken, mit wem wir zusammenarbeiten wollen. Es wird nicht immer gehen, dass nur in die USA outgesourct wird." Das kann als klare Positionierung gegenüber den großen US-Anbieter HP, Dell und IBM verstanden werden.
Horak und Hayashi bekräftigen den Erhalt des Standortes Augsburg. Die Fabrik werde nicht geschlossen - im Gegenteil: das Personal in Europa werde um mehrere hundert Leute aufgestockt. Auch in Wien sucht man Fachkräfte für das Marktwachstum in Osteuropa. Dennoch weiß man um die allgemeine Wirtschaftslage und hegt keine großen Erwartungen. "Der Abschwung der Weltwirtschaft wird auch 2010 noch anhalten. Gerade die Endkonsumenten werden erst 2011 wieder ihre Ausgaben steigern", prognostiziert Hayashi. Mit dem Ansatz der "Dynamic Infrastructure" sollen dagegen im Geschäftskundenbereich nun integrierte Angebote von Infrastruktur-Produkten, Services und Lösungen für die Umsätze sorgen. Es geht schlichtweg um die flexible Bereitstellung und Abrechnung von Serverleistung, Storage und Workplaces. Und auch bei einer ganz speziellen Kundengruppe hat Fujitsu wieder den Fuß in der Türe. "Es ist uns gelungen, in die Herzen der Rechenzentren zurück zu gelangen", beschreibt Horak. Die 100 Größten in Österreich habe man in den letzten Monaten angeschrieben. Seitdem durfte Fujitsu 30 Untersuchungen zu Einsparungsmöglichkeiten (Value Studies) durchführen. "Diese großartige Reaktion hat uns selbst überrascht. Das Vertrauen in einen Hersteller, der nicht aktuell Lieferant eines Kunden ist, ist größer, als wir erwartet hatten."