Mittwoch, Jänner 22, 2025

Kapsch CarrierCom-Vorstand Thomas Schöpf ist derzeit weltweit unterwegs, die Nortel-Kunden und -Mitarbeiter von der Leistungsfähigkeit der Österreicher zu überzeugen. Dem heimischen Netzausrüster Kapsch CarrierCom liegt nach der Übernahme von Geschäftsbereichen Nortels ein weltweiter Markt zu Füßen.

Und noch einmal Barcelona. Die weltgrößte Mobilfunkmesse hat die Hersteller, Technologiedienstleister und ihre Kunden, die Netzbetreiber, versammelt. Mittendrin in der pulsierenden Heerschar der Manager und Experten hat sich heuer auch Kapsch positioniert. Mit der Übernahme von Teilen des GSM-Geschäfts des insolventen kanadischen Netzausrüsters Nortel ist das Wiener Traditionsunternehmen über Nacht zum globalen Player aufgestiegen. Am 2. Dezember 2009 wurde die Übernahme von Teilen der Carrier Networks Division von Nortel von den Gerichten in den USA und Kanada bewilligt. Lediglich eine Zustimmung der französischen Gerichte ist noch offen – eine formale Angelegenheit, wie Kapsch CarrierCom-Vorstand Thomas Schöpf betont.

Sorgen müssen sich die künftigen Kapsch-Beschäftigten übrigens keine machen, betont man. Ein Mitarbeiterabbau soll nicht erfolgen, die betreffenden Geschäftsteile sind auch für die Kanadier stets hochprofitabel gewesen. Die übernommenen Bereiche (GSM-Verträge in den Regionen EMEA, Taiwan sowie das weltweite GSM-R-Zugfunkgeschäft) umfassen Kundenverträge mit großen internationalen Mobilfunkbetreibern wie beispielsweise Orange in Frankreich.

KCC-Finanzvorstand Ingolf Planer freut sich auf weltweite Umsätze, die in Kürze erzielt werden. »Diese Verträge sowie die zahlreichen bereits von Nortel installierten Systeme eröffnen große Potenziale für Folgeaufträge in den Bereichen Wartung und Instandhaltung«, sieht Finanzvorstand Ingolf Planer nun die Gelegenheit, auch ein größeres Serviceportfolio am Markt auszubreiten. Im Bahnbereich wiederum sind die Österreicher gemessen an versorgten Bahnkilometern zum führenden GSM-R-Anbieter aufgestiegen. Kapsch CarrierCom hat bislang in Europa mit zahlreichen Projekten Erfahrungen sammeln können. Der Schritt ins weltweite Geschäft lässt bei den Österreichern aber nun keinen Stein auf dem anderen. »Wir müssen schauen, dass wir den Brocken, den wir übernommen haben, nun bestmöglich bewerten und weiterführen«, gibt sich Planer hemdsärmlig.

Divergente Strukturen
Die Aufstellung von Kapsch in den neuen Ländern ist höchst unterschiedlich. Landesorganisationen wie jene in Frankreich mit eigenem Entwicklungslabor und gut 150 Mitarbeitern stehen relativ kleine Büros wie Spanien oder Taiwan gegenüber. In allen Märkten aber, meint Thomas Schöpf, gebe es Potenzial in verschiedenen Ausprägungen. Vor allem die Mobilfunktechnologien neueren Ursprungs wie UMTS und LTE sind im Fokus der Technikexperten. "GSM ist im Prinzip fertig entwickelt", so Schöpf. Dennoch sieht auch er noch lange keine Ende für den erfolgreichen Sprachfunk. "Wir sehen auch LTE nicht als Muss. Long Term Evolution ist vielleicht optimal für Datenströme in den mobilen Netzen - für den reinen Sprachverkehr reicht GSM aber weiterhin aus."

Kapsch CarrierCom hat mit der Übernahme nicht ausnahmslos alle Verträge mit den Nortel-Kunden übernommen. So wurden keine Bindungen in den Ländern Indien und China eingegangen. Diese Märkte gelten hinsichtlich der Kostenstrukturen bei Projekten als wenig gewinnbringend und riskant.


Die Firma
Kapsch CarrierCom AG ist in der Kapsch-Gruppe spezialisiert auf Kommunikationslösungen für Betreiber von Fest- und Mobilnetzen in den Bereichen Sprach- sowie Datenübertragung. CarrierCom deckt dabei eine breite Palette ab: von Analyse, Beratung, Design, Entwicklung, Integration, Installation und Training bis hin zur Wartung und dem Betrieb kompletter Netze. Größter Kunde ist die mobilkom austria mit den Auslandstöchtern der Konzerngruppe in Zentral- und Südeuropa. 330 Mitarbeiter umfasst die Mannschaft des Netzspezialisten bislang. Mit dem jüngsten Nortel-Zukauf werden weitere 330 hinzukommen, davon alleine 160 in Frankreich.

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