Wie High-Tech konkret nützt und welche Rolle Huawei dabei spielt. Feiyun Chen, bei der Österreich Niederlassung des chinesischen Konzerns für Kommunikations verantwortlich, erklärt.
Huawei setzt seit gut zehn Jahren auf CSR-Projekte im Bildungsbereich in Österreich. Was sind die Beweggründe dafür?
Feiyun Chen: Im Jahr 2012 gab es unser erstes Förderprojekt gemeinsam mit der ÖJAB (Anm. Österreichische Jungarbeiter Bewegung). Auch heuer stellen wir zum bereits zwölften Mal drei voll finanzierte Wohnheimplätze für junge Studierende zur Verfügung. Diese stecken oft in finanziellen Schwierigkeiten – wir haben nach dem Ende der Pandemie eine Rekordzahl an Bewerbungen dafür erhalten. Neben einer mittlerweile großen Bekanntheit des Programms in den Universitäten sind ein weiterer Grund für das große Interesse sicherlich auch die gestiegenen Energiepreise durch den Krieg in der Ukraine. Die ÖJAB unterstützt Studierende wunderbar. Wir sind glücklich, hier einen Beitrag leisten zu können.
Viele Technologieunternehmen in Europa sind vom Fachkräftemangel betroffen. Doch sind Jobs in der IT enorm wichtig geworden – bei der fortschreitenden Digitalisierung unserer Wirtschaft und Gesellschaft sowohl am Arbeitsplatz als auch in Industriebereichen wie der vernetzten Produktion. Aus diesem Grund gibt es bereits Pläne, künftig noch mehr in den Bildungsbereich zu investieren.
Wir wollen insbesondere junge Menschen in IKT-Studienrichtungen unterstützen – auch aufgrund eigener Erfahrung, als in Österreich tätiges Unternehmen Expert*innen in diesen Bereichen zu finden.
In einem weiteren CSR-Projekt »Seeds for the Future Scholarship«, das heuer zum zweiten Mal läuft, unterstützen wir Talente in mehreren Universitäten in Österreich. Nachdem 2022 mit einer Summe von 220.000 Euro 56 Studierende der TU Wien und der TU Graz finanziell unterstützt wurden, kommt heuer mit der Universität Klagenfurt ein dritter Partner dazu. Die Verbindung von lokalen Communitys mit internationalen Technologieunternehmen stellt eine gewinnbringende Situation für alle dar. Das Budget für das »Seeds for the Future Scholarship« wurde für heuer auf 240.000 Euro erhöht. Und wir laden auch andere Unternehmen ein, mehr in die IT-Ausbildung zu investieren.
Gibt es einen vergleichbaren Fachkräftemangel in der IT-Branche in Asien, speziell in China?
Chen: Die Situation in China und auch in Indien ist anders. Die IKT-Branche erfährt dort eine hohe Aufmerksamkeit und sie steckt auch enorme Ressourcen in die Entwicklung von Talenten. Die Bedeutung dieser Jobs wird sicherlich noch weiter zunehmen, denn man hat gute Verdienst- und Karrieremöglichkeiten. Ich denke, dass es aktuell keinen Fachkräftemangel in dieser Form in China gibt. Sowohl die Regierung als auch Universitäten, lokale Communitys und die Industrie sehen eine Riesenchance, auf Basis von Technik auch das ganze Land nach vorne zu bringen. Das gleiche gilt für Indien.
Welche Chancen bietet Technologie bei Umweltfragen und auch beim Schutz von Biodiversität?
Chen: Huawei setzt gemeinsam mit der Universität Wien und dem Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel ein viel beachtetes Forschungsprojekt um. Dazu wurden 70 Akustik-Sensoren im Schilfgürtel des Neusiedler Sees installiert, um die dortige Vogelwelt zu erforschen. Expert*innen werden daraus optimale Schutzmaßnahmen für die Tierwelt ableiten können. Das Projekt ist Teil unserer weltweiten Initiative »Tech4All«. Wir sind momentan in einer kritischen Phase, in der wir die Datenanalysen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz gemeinsam mit unserem internationalen Projektpartner, der NGO Rainforest Connection, verbessern können. Ziel ist, die Auswertungen in Echtzeit direkt an Biodiversitätsforscher*innen über Mobilfunk und eine Cloudlösung zu liefern.
Ein ähnliches Projekt wird derzeit in Griechenland umgesetzt, um dort auch kleinste Waldbrände an unzugänglichen Stellen in den Bergen rasch im Sommer zu erkennen und auch bei kritischen Bedingungen rund um Wetter, Boden und Beschaffenheit der Vegetation vorzuwarnen. Es sind gute Beispiele, wie Technologie nicht nur die Wirtschaftsentwicklung unterstützt, sondern auch Umwelt- und Klima schützen kann.
Sie zeigen, dass ein nachhaltigeres Wirtschaften auch mit Hilfe von Drohnen möglich ist – bei einem Pilotprojekt aktuell in Oberösterreich.
Chen: Das ist mein Lieblingsprojekt (lacht). Auf dem Nussböckgut in Leonding wird der Pflanzenwuchs von Rebstöcken mit Hilfe von Sensorik und Kameras beobachtet und analysiert. Auch hier werden die Daten über das 5G-Netz an die Winzer*innen übermittelt, die dann gezielt mit weniger Pestizideinsatz und einer sparsameren Bewässerung arbeiten.
In einem weiteren Drohneneinsatz arbeiten wir derzeit an einer Schadenserkennung bei Photovoltaik-Flächen, die ja meistens auf Dächern installiert sind. Mit Kameras, thermischen Sensoren und Paneel-Daten, sollen Schwachstellen an den Modulen auch vorbeugend erkannt werden können. Zumindest für die Inspektion müssen keine Techniker*innen aufs Dach klettern. Wir entwickeln dazu derzeit die KI für die Bilderkennung und Analyse.
Welche Herausforderung für Huawei sehen Sie bei den wirtschaftspolitischen Spannungen zwischen USA und China? Sehen Sie Auswirkungen auf das Geschäft in Österreich?
Chen: Wir betrachten Europa als unsere zweite Heimat. Die europäischen Länder haben ihre eigene Art, mit der komplizierten geopolitischen Lage umzugehen. Österreich ist ein transparenter, fairer und aufgeschlossener Wirtschaftsstandort mit einem starken Forschungsbereich und großartiger sozialer Sicherheit. Ich bin überzeugt, dass die Menschen Europas und damit auch in Österreich ihre eigenen Weg gehen – auch um die Wirtschaft in Europa künftig resilienter gegen Einflüsse von außen zu machen.
Auch pflegen europäische Politiker*innen persönliche Kontakte zu China, wie man zuletzt wieder an mehreren Treffen und Besuchen sehen konnte. Wir alle haben ein großes Interesse an engen Wirtschaftsbeziehungen. Huawei nimmt als lokal stark verwurzeltes Unternehmen mit mehr als 130 Mitarbeiter*innen in Österreich – in der Mitte Europas – seine Verantwortung für Menschen und Umwelt ernst.
Bild: Huawei