Die Wirtschaftskammer fordert die Verlängerung des Sanierungsschecks.
»Wir brauchen ein zweites Wiederaufbauprogramm!« Mit einem dramatischen Appell, der an den Wiederaufbau nach dem Krieg erinnert, beschwor Stefan Schleicher, Klimawandelspezialist des Wirtschaftsforschungsinstitutes, die Dringlichkeit der thermischen Sanierung in Österreich. 40 % der österreichischen Gebäude seien Bauten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als rasch Wohnraum geschaffen werden musste. Entsprechend abgewohnt und energetisch schlecht ist deren Zustand heute. Manche dieser Bauten würden bis zum Doppelten eines durchschnittlichen Haushalts an Energie verbrauchen, so Schleicher. Mit dem Sanierungsscheck, mit dem die Bundesregierung im vergangenen Jahr 61 Millionen Euro Sanierungsförderung an private Haushalte vergeben hat, sei gerade einmal ein halbes Prozent dieses Gebäudebestands erfasst worden. Gleichzeitig seien aber damit 485 Millionen an Investitionen ausgelöst und der Energieverbrauch dieser Gebäude um 70 % gesenkt worden, meint Schleicher.
Genau da setzt Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl an: Mit einer Verlängerung dieses Förderprogramms zur thermischen Sanierung auf zumindest drei Jahre könnten nicht nur bis zu 80 % Energie-Einsparungspotenzial lukriert und damit der Kauf von teuren CO2-Zertifikaten vermieden werden, sondern auch der heimischen Wirtschaft geholfen werden. Denn wenn die Unternehmen nachhaltig in die thermische Sanierung investieren könnten, dann seien sie auch bereit, Kapazitäten zu erweitern, Mitarbeiter aufzunehmen und damit den drohenden Anstieg der Arbeitslosigkeit aufzufangen, so Leitl. »Ich verlange vom Finanzminister nichts, das den Schuldenstand erhöht«, so der Kammerpräsident. Am Beispiel der abgelaufenen Sanierungsaktion zeige sich, dass mehr an Steuern und Abgaben hereinkomme, als investiert wird. »Es ist wichtig, Kontinuität zu schaffen«, assistierte Klimaexperte Schleicher, der eine Verdreifachung der Sanierungsrate von derzeit 1 % bis 2020 anstrebt. »Das Kioto-Ziel werden wir damit nicht schaffen, aber es wäre eine Entlastung«, räumt er ein. Für die Zeit nach 2020 müsse die Sanierungsrate auf 5 % steigen, dann könnte in 25 Jahren der Nachkriegsbestand saniert sein, hofft Schleicher.