Sonntag, Dezember 22, 2024

Bei Smartphones muss es nicht immer das ­sündhaft teure iPhone sein. Oft bieten gerade kleinere Marken wie Oneplus oder Realme, das von dem Distributor OMEGA Handelsgesellschaft auf den österreichischen Markt gebracht wird, gute Qualität zu moderaten Preisen an. Wir haben getestet: Wie schlägt sich das »Realme 9 Pro +« im Alltag – kann es mit einem Preis von rund 400 Euro überzeugen?

Das »Realme 9 Pro +« erschien Mitte 2022 in Europa. Als kleine Schwester vom »Realme 9 Pro« unterscheidet es sich nur geringfügig von seiner Vorläuferin - beispielsweise beim Prozessor oder bei der Kamera, die beim Pro Plus tatsächlich vom Flagship-Kamerahersteller Sony (IMX766 OIS) stammt.

Ausdauerndes Accessoire

Für ein Smartphone ist das Pro + ein cooler Eyecatcher. Besonders der im Licht schillernde Rahmen fällt sofort auf. Zur Auswahl stehen hier drei wohlklingende Farben: Midnight Black, Aurora Green und Sunrise Blue. Auch ansonsten wirkt das Smartphone äußerlich gut verarbeitet: Mit hinten abgerundeten Kanten liegt es gut in der Hand, gleichzeitig wirkt es im Vergleich zu seiner Größe von 6,4 Zoll (16,3 cm) überraschend leicht.

Das Pro + ist mit einer Frontkamera, drei Rückkameras, zwei Mikrofonen und zwei Lautsprechern jeweils oben und unten ausgestattet, hat zwei Dual-SIM-Ports und – fast schon anachronistisch – einen Klinkenstecker. Weggelassen hat man leider einen extra Speicherkartenslot. Zwar gibt es das Modell in verschiedenen Speichergrößen, ein Upgrade von der 128-GB-Version auf 256 GB kostet aber fast 100 Euro mehr. Geladen wird das Smartphone über einen USB-C-Port – und das in rasantem Tempo: Mit der »60W Super Dart Charge«–Funktion lädt sich der Akku im Test von zwei auf 100 Prozent innerhalb von knapp 45 Minuten. Und auch die Akkulaufzeit beeindruckt: Bei normaler Nutzung (fünf Stunden Bildschirmzeit pro Tag) hält er sogar knapp drei Tage.

 

Im Lieferumfang enthalten sind ein 65W Ladeadapter, USB-C Kabel, eine Displayfolie sowie eine einfache Handyhülle.

Strahlkraft und Handlichkeit

Das 9 Pro + hat einen Full-Screen (also keine Knöpfe am Display), bietet aber mit Full HD + eine schöne Auflösung. Das AMOLED Display ist überraschend hell und gibt Farben kristallklar wieder. Die Auto-Helligkeit ist ein wenig zu strahlkräftig, lässt sich aber beliebig umstellen. Mit einer Bildschirm­aktualisierungsrate von 90 Hz liegt das Pro + hinter seiner Vorgängerin– damit ist der »Sweet Spot« aber sowieso erreicht. Wer Highend-Games in hoher Grafikauflösung auf seinem Smartphone spielen will, der sollte sich jedoch um­orientieren. Dafür ist die Responsivität des Displays mit 360 Hz recht hoch, das macht sich bei der Bedienung bemerkbar: Das Pro Plus reagiert auch auf sehr leichte und schnelle Berührungen. Eingebaut ist auch ein Fingerabdrucksensor. Die Oberfläche fühlt sich angenehm soft an, und durch Software-Gimmicks wie O-Haptics lassen sich Response und Vibration zwischen »crisp« und »gentle« beliebig einstellen. Da bekommt der Begriff »Touchscreen« gleich eine zweite Bedeutung.

Das AMOLED-Display glänzt mit brillanter Farbauflösung - und das Smartphone selbst mit Handlichkeit.

Bilder wie ein Profi

Besonders die Kamera soll das Pro + vom Pro abheben. Zwar konnte ich den Vergleich nicht anstellen, aber auch als Standalone überzeugt die Kamera. Das Smartphone kommt mit einer 50-Megapixel-Hauptkamera, einer 2-MP-Makrolinse, einer Ultraweitwinkellinse mit 8 MP und einer In-Display-Frontkamera mit 16 MP. Unterstützt wird die Hardware von einer AI und optischer Bildstabilisierung. In der Kamera-App gibt es dann auch zusätzliche Einstellungen wie beispielsweise den Street-Modus sowie HDR (»High Dynamic Range«).

Ehrlicherweise fallen aber auf den ersten Blick keine wirklichen Unterschiede zum normalen Bild auf. Einzig beim Heranzoomen auf dem HDR-Bild bemerkt man die höhere Auflösung, die dann aber positiv überrascht. Die AI-Unterstützung wiederum sorgt für intensivere Farben, was insbesondere dann schön ist, wenn man den Sonnenuntergang fotografieren will. Die Ultraweitwinkellinse funktioniert recht gut, Bilder werden an den äußeren Rändern nur unmerklich unscharf. Die Makrolinse wiederum enttäuscht ein wenig: Der optimale Abstand beträgt hier vier Zentimeter. Wenn man diese Distanz einmal gefunden hat, ist das Ergebnis recht unspektakulär – alles, was außerhalb eines kleinen Radius liegt, wird sofort verschwommen. Da reicht auch der normale Zoom-Modus. Der Nachtmodus hingegen überzeugt: In der späten Dämmerung aufgenommene Bilder erscheinen damit fast taghell.

Im Vergleich zwischen HDR (oben) und AI - Modus (unten) fallen vor allem die intensiveren Farben auf. Trotz Dämmerung sind Farben und Umrisse gut erkennbar.

Auch die 16-MP-Frontkamera macht eine gute Figur – die schöne Überraschung verschwindet erst, wenn man die voreingestellte Retusche vom Selfie entfernt. Wie jedes Smartphone verfügt das Pro + mittlerweile über Face Recognition. Ein Vorteil fürs Filmen: Im Videomodus lassen sich Gesichter (und andere Gegenstände) markieren, die dann automatisch beim Filmen verfolgt werden – ein nettes Feature. 

Software für Designer und Multitasker*innen

Das Betriebssystem des Pro + basiert auf Android 12, Realme hat aber natürlich die eigene Software realme UI 3.0 mitinstalliert. Das Interface ist sehr einfach und übersichtlich gestaltet – ein großes Plus ist auch, dass man nach Einstellungen nicht lange suchen muss. Gut gefallen haben die Privacy- und Datenschutz-Einstellungen, hier lässt sich alles mit einem Klick de- oder reaktivieren. Wer sich Sorgen macht, kann im Privacy-Dashboard verfolgen, wann welche Informationen von welcher App abgefragt wurden.

Die UI-Erweiterung ermöglicht vor allem im funktionalen Design individuellen Freiraum, wie mit der »Smart Theming Engine«. Die stimmt die Farbgestaltung von Apps automatisch auf den Hintergrund ab. Generell wirkt das Interface frisch und jung und zielt vor allem auf eine junge, digitale Benutzergruppe ab. Dafür spricht auch die alternative Steuerung des Smartphones über Gesten: In Tutorials lernt man hier einfache Fingerbewegungen, mithilfe derer man das Handy noch effektiver steuern kann – beispielsweise indem man mit drei Fingern über den Bildschirm zieht, um einen Screenshot zu machen. Auch die neueren Android-Funktionen wie Flexible Windows (mehrere Fenster respektive Apps gleichzeitig öffnen zu können) und die Smart Sidebar erleichtern den Alltagsgebrauch ungemein. So lassen sich beispielsweise Internetseite, Karte und Notizen gleichzeitig öffnen.

Das Realme 9 Pro + ist in puncto Design und Features - und natürlich hinsichtlich Preis - besonders auf eine junge Zielgruppe ausgerichtet. Aber das muss kein Hindernis sein. 

Multi-Tasker*innen können auch gleichzeitig Spiele spielen und Videos gucken – ohne, dass man der Performance etwas anmerken würde. Das Pro Plus läuft generell auf einem 6- oder 8-GB-RAM-Arbeitsspeicher, der sich bei hoher Leistung um bis zu 5 GB erweitern lässt. Für den normalen Gebrauch reicht das aber vollkommen aus. Apropos moderne Technik: Der MediaTek Dimensity 920 5G-Prozessor unterstützt auch den neuen Mobilfunkstandard 5G, mit dem sich noch schneller strea­men ließe, wenn 5G denn verfügbar ist.

Fazit: Schnell, jung, modern

Als kompaktere Version des 9 Pro bietet das Plus eine zufriedenstellende Leistung. Ausgerichtet auf eine jüngere Zielgruppe, punktet es besonders in Sachen Kamera, Bedienung und vor allem Akkulaufzeit. Trotzdem hätte man das Pro Plus hinsichtlich des Speicherplatzes besser ausstatten können – auch der 5G-Standard lohnt sich wegen des hohen Datenaufwands eigentlich erst ab einem Speicherplatz von 256 GB. Für seine Preisklasse bietet das Pro Plus aber gute Qualität. Tatsächlich launchte in China bereits das Nachfolgemodell: Das realme 10 Pro erschien dort am 17. November 2022. Der globale Launch erfolgte am 8. Dezember.


Für Neugierige

Ein interessantes Extra ist das sogenannte »realme Lab«: Hier kann man die Beta-Versionen neuer Funktionen frisch aus der Entwicklung ausprobieren – beispielsweise einen Herzfrequenz-Messer. Via Fingerabdrucksensor wird hier der Puls mehr oder weniger akkurat gemessen und lässt sich in der Historie über Aktivitäten und Tage hinweg beobachten. Die zur Verfügung gestellten Testversionen ändern sich auch mit der Zeit – es lohnt sich also, von Zeit zu Zeit einen Blick hineinzuwerfen. Persönliches Feedback kann über die »realme community« an die Entwickler*innen zurückgespielt werden.

Das Testgerät wurde der Redaktion von OMEGA Handelsgesellschaft zur Verfügung gestellt.

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