Sonntag, Dezember 22, 2024
Der grenzüberschreitende Handel mit Erdgas kämpft mit Problemen. Die Gründung des Gas Exchanges an der Wiener Börse soll die Bedeutung des Gashubs Baumgarten stärken.

In einer umfassenden Studie hat das Beratungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers (PwC) die Markteintrittsbarrieren im grenzüberschreitenden Gashandel erhoben. Von den 24 international tätigen befragten Gashändlern haben 13 geantwortet, die Gas zwischen Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Polen und Griechenland transportieren. „Dabei hat sich gezeigt, dass Händler in der gesamten Region täglich mit Schwierigkeiten konfrontiert sind“, so Erwin Smole, Energieexperte bei PwC. Vor allem der freie Zugang zu Transport und Speichern bleibe weiterhin das Hauptproblem der Händler. Diese Probleme würden auf unterschiedlichen Regelungen und verschiedenen IT-Systemen zwischen den Ländern beruhen. Die Befragung zeigt, dass die überwiegende Mehrzahl der Händler eine unabhängige Netzgesellschaft begrüßen würde, die grenzüberschreitenden Zugang zu den Transportkapazitäten mit Hilfe von standardisierten Transportverträgen ermöglichen würde. Mit einem „Entry/Exit-System“, das den Zugang zu nationalen Netzen mittels einer einzigen Buchung von Ein- und Ausreisekapazitäten ermöglicht und das auch das 3. EU-Maßnahmenpaket zur Energieliberalisierung vorsieht, würde auch das über den österreichischen Hub Baumgarten laufende Gas billiger werden, weil Händler derzeit noch eventuelle Wartezeiten und Transportunterbrechungen in Baumgarten einpreisen würden, wie Erwin Smole und Walter Boltz, Geschäftsführer der Regulatorbehörde Energie-Control, erläutern.
Derzeit muss sich der Netzbenutzer durch jedes Fernleitungsnetz durchverhandeln, um Gas grenzüberschreitend transportieren zu können. Mängel beim österreichischen Netzzugang führen derzeit etwa dazu, dass in Baumgarten keine günstigen Preise für kurzfristig geordertes Gas erzielt werden können. Derzeit liegen die Preise für Gas, die am „Central European Gas Hub“ (CEGH) gehandelt werden, bei 12 bis 13 Euro pro Megawattstunde und damit um rund 30% über den Preisen an anderen europäischen Handelsplätzen.

Wiener Gasbörse.
Ob die Gaspreise durch die Mitte Dezember erfolgte Gründung des CEGH Gas Exchange an der zu 20% beteiligten Wiener Börse nach unten gehen werden, bleibt abzuwarten. Befürchtungen, dass der geplante Einstieg der Gazprom in den noch im Besitz der OMV stehenden CEGH die Preise hoch halten könnte, wies Börsevorstand Heinrich Schaller bei der Eröffnung zurück. Kurzfristige Gashandelsaktivitäten würden den Wettbewerb am Gasmarkt sichern, so Schaller. Gedacht ist der CEGH Gas Exchange als Stärkung des Gas Hubs im mittel- und osteuropäischen Raum. Dass sich eine Stärkung des Gashandelsplatzes Österreich positiv auf den Wettbewerb und die Versorgungssicherheit auswirken würde, bestätigt auch die PwC-Umfrage. Noch sehen 57% der Händler Baumgarten als wichtigen Hub, der aber zugunsten der Leipziger Energiebörse EEX an Bedeutung. Was aber nicht bedeute, dass andere Hubs nicht auch Probleme mit Zugangsregelungen hätten, so Smole. Eines dieser Probleme sind etwa Transportkapazitäten, die zwar technisch vorhanden wären, aber aufgrund von Buchungen belegt sind, auch wenn diese nicht ausgenutzt werden. In Madrid soll dieses Engpassmanagement Anfang des kommenden Jahres neu geregelt werden. Schon jetzt hat die EU-Kommission die Gas de France/Suez-Gruppe dazu gebracht, sich zur Freigabe der Hälfte der nicht ausgenutzten Kapazitäten zu verpflichten, wie E-Control-Chef Boltz berichtet.
Für die E-Control selbst wird das 3. EU-Energieliberalisierungspaket auch Änderungen bringen. Die derzeitige Konstellation mit einer E-Control-Kommission sowie einer weisungsgebundenen Gesellschaft wird zugunsten einer einzigen, weisungsfreien Behörde aufgegeben werden müssen. Die neue E-Control werde dafür mehr Kompetenzen erhalten, wie wettbewerbsbelebende Programm zu verordnen und entsprechende Strafen zu verhängen.

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