Auf einem Event von NTT Data in Wien wurden Wege zum Erreichen der Klimaziele diskutiert. Wie kann Digitalisierung hier einen Beitrag leisten?
Titelbild: Die Sprecher*innen auf dem Podium: Monika Mörth, Geschäftsführerin des Österreichischen Umweltbundesamtes, Karin Tausz, Leiterin der Unternehmensentwicklung ÖBB Infrastruktur, Alexander Valtingojer, CEO von coinpanion, und Thomas Geiger, Senior Director bei NTT Data.
„Zwischen Metaversum und Klimawandel“ - so hieß das Forum, das dem Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik eine Plattform bieten sollte. Im Fokus standen die verschiedenen Aspekte des 'Geschäftsmodells' Metaversum. Das Verschmelzen bislang getrennt existierender virtueller Spiel-, Arbeits- und Konsumwelten biete noch ungeahnte Möglichkeiten, so das Fazit. Aber: Um diese zu erschließen, brauche es vor allem Transparenz im Umgang mit den Daten und länderübergreifende, einheitliche Richtlinien.
Dafür müssen sich nicht nur Unternehmen, sondern auch die Gesellschaft weiterentwickeln, so Zukunftsforscher Tristan Horx. Man müsse Gegensätze auflösen und vereinen, um diese gemeinsamen Ziele zu erreichen. Als Beispiel führte er die sogenannte Coopetition in der Wirtschaft an. Dabei arbeiten Wettbewerber in Teilbereichen zusammen, um die Herausforderungen bestimmter Märkte oder Technologien gemeinsam zu meistern – so etwa Daimler und BMW im Bereich Car-Sharing.
Die gute Nachricht: Die „sozio-evolutionäre digitale Anpassung“ ist bereits in vollem Gang. Jüngere Generationen, so Horx, kommunizierten beispielsweise deutlich weniger Fake-News als „Baby Boomer“. Gleichzeitig haben sie die Bedrohung durch den Klimawandel verstanden und sind bereit ihm zu begegnen, unter anderem durch die intelligente Kombination digitaler Kommunikationsmittel mit ökologisch nachhaltigem Mobilitätsverhalten. Horx forderte eine Umorientierung in Richtung einer „Blauen Ökologie“, die den „Menschen als Teil der Natur“ begreift.
Zukunftsforscher Tristan Horx erklärt die Unterschiede zwischen Grüner und Blauer Ökonomie.
Er zeigte sich überzeugt: „Wir haben alles, was wir brauchen, um die Herausforderungen zu meistern. Technologie ist nicht das Problem, sondern die Lösung.“ Auch Reinhard Birke, General Manager Austria bri NTT Data DACH, wies in seiner Eröffnungsansprache darauf hin, dass die Digitalisierung laut einer Studie des Branchenverbands Bitkom das Potenzial hat, jede 5. Tonne (oder 20 %) der globalen CO2-Emissionen einzusparen und so das Klimaziel 2030 zu erreichen.
Mut zur digitalen Transformation
Monika Mörth, Geschäftsführerin des Österreichischen Umweltbundesamtes, bezeichnete in ihrem Vortrag das Metaversum als „Chance für die Transformation“. Die Verbindung von realer und virtueller Welt müsse gelingen, um die planetaren Grenzen einzuhalten. Konkret forderte Mörth unter anderem: „Nutzen wir die Digitalisierung für die Kreislaufwirtschaft, gerade im Gebäudebereich. Wir benötigen Daten darüber, wo welche Rohstoffe stecken, um sie schadstofffrei in den Kreislauf zurückzuführen.“
Digital Twins beispielsweise böten die Gelegenheit, Einflüsse und Veränderungen frühzeitig zu erkennen und im virtuellen Raum mögliche Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Insgesamt gelte, so Mörth: „Die Regeln dafür, wie wir die Transformation mit Hilfe der Digitalisierung gestalten, erfordern es, dass wir uns auf Versuche einlassen. Und dafür braucht es Mut.“
Karin Tausz, ÖBB, sieht die Zukunft des Verkehrs auf der Schiene - deshalb baue die ÖBB künftig weiter aus.
„Wir können etwas verändern“, lautete dann auch das couragierte Statement von Karin Tausz, Leiterin der Unternehmensentwicklung ÖBB Infrastruktur. Angesichts der Tatsache, dass mehr als 70 Prozent der CO2-Emissionen in Europa durch den Straßenverkehr verursacht werden, sei klar: „Es wird Zeit, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern.“ Bis zum Jahr 2030 werde die ÖBB deshalb ihre Kapazitäten von derzeit 150 Millionen Zugkilometer pro Jahr auf dann 200 Millionen erhöhen.
Digitalisierung fördert Verkehrswende - und das Business
Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, setze die #INFRA.Mobilitätswende der ÖBB voll auf Digitalisierung. Vom Digitalen Stellwerk über Digital Automated Coupling und Innovative Regionalbahntechnik bis hin zum Automatisierten Bahnbetrieb. Eine zentrale Rolle spielen dabei unter anderem Digital Twins. Sie erlauben eine Simulation verschiedener Szenarien, zum Beispiel des Fahrplans, der Baustellenplanung oder der vorausschauenden Instandhaltung der Infrastruktur, und optimieren so die vorhandene Kapazität.
Wie Unternehmen Nachhaltigkeit mit digitalen Mitteln vorantreiben können, auch in der IT selbst, schilderte Thomas Geiger, Senior Director bei NTT Data. Durch eine konsequent nachhaltige Ausrichtung der IT könne es gelingen, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und gleichzeitig den Business-Output zu steigern. In diesem Zusammenhang komme es vor allem auf die Auswahl und Programmierung geeigneter Software-Werkzeuge an. Denn letztlich entscheide immer die Software, welche Hardware-Komponenten wann wie lange in welcher Intensität genutzt werden – und wieviel Energie sie dabei verbrauchen.
(Bilder: NTT Data)