Auch Rechenzentren sollen klimaneutral sein. Huawei forscht an verschiedenen Möglichkeiten, wie das gelingen kann.
Durch Surfen, Streamen, Blockchain, IoT und KI steigt der Datenverkehr von gewerblichen sowie privaten Nutzer*innen stetig – und mit ihm die Anforderungen an die Hardware, die diesen Datenstrom verarbeiten muss. Hierbei leisten Cloudsysteme - im Prinzip Rechenzentren voller Server - den Großteil der Arbeit. Das bedeutet allerdings große Mengen an Stromverbrauch: Während 2020 alle Rechenzentren sechs Prozent des weltweiten Energiebedarfs ausmachten, könnte der Anteil 2025 bereits 20 Prozent betragen. Um die immer drängenderen Klimaziele zu erreichen, müssen laut den Expert*innen von Huawei insbesondere folgende drei Bereiche bedacht werden: Stromversorgung, Kühlung und Auslastung.
Stromversorgung: regenerativ und speicherbar
Der CO2-Fußabdruck von Rechenzentren lässt sich durch die Verwendung erneuerbarer Energien bei der Stromversorgung ebenso reduzieren wie durch den Einsatz stromsparender Technik bei der Energiespeicherung. Setzt sich der Trend der sinkenden Preise weiter fort, werden beispielsweise Lithium-Ionen-Akkus interessant, um eine unterbrechungsfreie Stromversorgung zu gewährleisten.
Kühlung: innovativ und effizient
Die Arbeit der Server in Rechenzentren produziert zudem enorme Mengen Wärme. Diese lässt sich zwar sinnvoll nutzen, etwa um das Gebäude selbst zu heizen oder die Industrie und Privathaushalte zu beliefern. Allerdings sind Rechenzentren oft weit entfernt von Wohn- oder Gewerbegebieten. Daher ist das primäre Bestreben der Betreiber, die Hardware effizienter zu kühlen. Freie Kühlung, meist über Außen- oder Umgebungsluft, aber auch durch Fluss- und Seewasser oder das Erdreich, hat sich als energieeffiziente Zusatzlösung herausgestellt.
Im Unternehmensbereich KI-Computing hat Huawei 2019 einen modularen Großrechner mit Flüssigkeitskühlung eingeführt. Wo ein herkömmlicher luftgekühlter Cluster 86 Serverschränke benötigt, kommt der Atlas 900 KI-Trainingscluster bei gleicher Rechenleistung mit 16 Schränken aus. Die Energieersparnis: 60 Prozent. Auch das Zusammenlegen von Infrastruktur kann helfen: Sind die Komponenten auf kleinerer Fläche verteilt, lassen sie sich gezielter kühlen.
Auslastung: modular und intelligent
Durch modulare Bauweise lässt sich zudem die Auslastung optimieren. Eine automatische Auslastungsanalyse von Ressourcen, Raum, Stromversorgung, Kühlung und Port-Kapazität optimiert die Nutzung der Rechenzentrumsressourcen und macht zudem Investitionen effizienter. Auch mit einem intelligenten Verwaltungssystem lässt sich die Energiebilanz eines Datencenters optimieren.
Umdenken in Produktion und Lieferkette
Nachhaltigkeitsbemühungen der Industrie fangen schon bei der Herstellung der Hardware an. Hier spielt auch die Lieferkette eine Rolle. Huawei hat 2019 bei 35 Zulieferern ein Programm umgesetzt, um Energie einzusparen und Emissionen zu reduzieren. Dank erneuerter Luftkompressions-, Klima- und Beleuchtungssysteme, modernisierter Produktionsanlagen und -prozesse sowie durch das Wiederverwenden von Wärme ließen sich insgesamt 80.000 Tonnen CO2 einsparen. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Klimafreundliche Rohstoffe wie etwa Bioplastik sowie erneuerbare Energien bei der Produktion nutzen, Hardware umweltfreundlich verpacken, Altgeräte recyceln, reparieren oder spenden – Maßnahmen, die zum Beispiel bei Smartphones bereits üblich sind.
Potenzial auf allen Ebenen
Der CO2-Fußabdruck von Rechenzentren lässt sich durch die Verwendung erneuerbarer Energien bei der Stromversorgung ebenso reduzieren wie durch den Einsatz stromsparender Technik bei der Energiespeicherung. Rechenzentren im Sinne von Green IT umweltfreundlich zu betreiben, erfordert neben Investitionen aber auch ein Umdenken. Es besteht also noch Redebedarf – aber auch viel Potenzial, das EU-Ziel zu erreichen: klimaneutrale Datencenter bis 2030.