Wenn Unternehmen etwas aus der aktuellen Krise mitnehmen sollten, dann, dass Veränderungen oft nicht so unmöglich sind, wie sie zunächst scheinen. Wer in den letzten zwei Jahren Geschäftsmodell, Lieferketten und Rekrutierungsstrategie angepasst hat, dem bietet sich jetzt die Möglichkeit, neue Technologien und Herausforderungen zu meistern, um langfristig erfolgreich zu sein.
Welche Entwicklungen im kommenden Jahr und darüber hinaus besonders wichtig werden, und was IT-Verantwortliche im Blick haben sollten, darüber informiert Christian Reilly, Vice President und Head of Technology Strategy Organization bei Citrix.
Allgegenwärtige Konnektivität und „parallele Internete“
Anwendungen und die mit ihnen verbundenen Daten sind inzwischen das Lebenselixier aller Unternehmen. In einer Welt, in der Billionen von Geräten existieren, wird die allgegenwärtige Konnektivität zu einer Grundvoraussetzung. Der Ausbau von 5G, Wi-Fi 6 (802.11ax) und LoRa/LPWAN-Netzen wird die Konnektivität massiv wandeln, den Grundstein für Edge Computing legen und vielen Branchen zahlreiche neue Möglichkeiten eröffnen.
Aufgrund der steigenden Nachfrage werden Hyperscaler zudem Kapazitäten unter Wasser und zu Land massiv ausbauen und Unternehmen ermutigen, ihren Netzverkehr über Hyperscaler-Backbones zu leiten. Dadurch können „parallele Internete“ entstehen, die eine bessere Leistung, Reichweite und Sicherheit als das traditionelle Internet versprechen.
Hyper-Automation
Robotic Procress Automation (RPA) wird zunehmend eingesetzt, um einfache, abteilungsinterne Prozesse zu bewältigen. Was aber, wenn ein Unternehmen Automation umfassender einsetzen möchte, um Ressourcen für komplexere Aufgaben freizusetzen? Hier kommt Hyper-Automatisierung ins Spiel – die Kombination von Technologien wie RPA, KI, Process Discovery & Mining, Business Process Management und Low-Code-Workflow, durch die Prozesse in einem breiteren Kontext automatisiert werden können.
Hyper-Automation beschränkt sich aber nicht nur auf die Verknüpfung einiger Basistechnologien, sondern führt auch zu einer Neugestaltung der gesamten Prozesse anhand der tatsächlich benötigten Schritte und setzt die für diese Schritte erforderlichen Technologien im gesamten Unternehmen ein. Gartner schätzt, dass der Markt für Hyper-Automation-Software bis zum Jahr 2025 ein Volumen von fast 860 Milliarden US-Dollar erreichen wird.
KI für alles und jeden
KI ist bereits allgegenwärtig – sie kommt in Autos genauso wie beim Online-Shopping zum Einsatz – und wird mit jeder neuen Iteration noch präsenter. Die Möglichkeiten für gewaltige Innovationen wachsen dabei exponentiell: OpenAICodex, eine KI, die natürliche Sprache in Code umwandelt, beherrscht zum Beispiel bereits mehr als ein Dutzend Programmiersprachen und kann einfache Befehle in natürlicher Sprache interpretieren und sie im Namen des Nutzers ausführen. Dadurch entsteht eine Schnittstelle zwischen natürlicher Sprache und Anwendungen – und eine Welt, in der Nutzer einzig ihre „Stimme“ brauchen, um neue Erfahrungen zu machen oder mit komplexen Backend-Systemen zu interagieren.
Dezentralisierung
Die Weiterentwicklung von IT-Strategien hat im Laufe der Zeit zu einem Flickenteppich aus verschiedenen Anwendungen, Diensten, Architekturen und Bereitstellungsmodellen geführt. Angesichts wachsender Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, Ownership, Vertrauen und Lock-ins steigt das Interesse an dezentralen Apps (dApps) und daran, wie Unternehmen und kommerzielle Entwickler sie nutzen können.
dApps sind digitale Anwendungen oder Programme, die auf einem verteilten Ledger existieren und laufen und damit nicht der Kontrolle einzelner Instanzen unterliegen. Sie bieten die Möglichkeit, dass Schlüsselinformationen wie Benutzeridentität oder Profildaten im Besitz des Endnutzers verbleiben und nicht von Dienstanbietern gespeichert und kontrolliert werden.
Das Metaverse
Der Weg des technologischen Fortschritts ist mit einigen Misserfolgen gepflastert. Auch Virtual, Augmented und Mixed Reality konnten sich trotz großer Versprechen bislang nicht durchsetzen. Das könnte sich jedoch bald ändern:
Wenn das „Büro“ in Zukunft kein Gebäude mehr ist, Zusammenarbeit über Distanzen hinweg gelingen muss, Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck reduzieren wollen und jüngere Arbeitskräfte an die Möglichkeiten aus Welten wie Roblox und Minecraft gewöhnt sind, könnte das Metaverse die Antwort sein. Es gibt viele Unternehmen mit Technologien, die digital verflochtene, fotorealistische und faszinierende Welten erschaffen können, die ein Gefühl von tatsächlicher Präsenz und persönlicher Zusammenarbeit vermitteln.