Donnerstag, April 25, 2024
»Schutz vor Cyberkrisen vordringlich«
Rüdiger Linhart, Berufsgruppensprecher IT Fachgruppe UBIT der Wirtschaftskammer Wien

Gerade jetzt, da noch immer viele Unternehmen keine sicheren IT-Konzepte für ihre Homeoffice-Lösungen eingeführt haben, besteht akuter Handlungsbedarf. Ein Kommentar von Rüdiger Linhart, Wirtschaftskammer Wien.

Kurz vor der Bundestagswahl in Deutschland hat die EU schwere Vorwürfe gegen Russland erhoben: Mittels Cyberattacken würden Daten abgegriffen, um gezielt Falschinformationen zu streuen.

Aber nicht nur auf staatlicher Ebene in Deutschland und um Falschinformationen zu verbreiten, auch in Österreich werden Cyberkriminelle immer umtriebiger – ob zuletzt in Salzburg, Oberösterreich oder auch Wien. Betroffen davon sind fast alle: Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung, große und namhafte Betriebe, aber auch kleine und mittlere Unternehmen sowie Privatpersonen.

Besorgniserregend ist, dass die Anzahl und Intensität der Vorfälle kontinuierlich steigt, wie die Cyberkriminalitätsstatistik des BMI belegt: Alleine bei Angriffen im engeren Sinne, also auf Daten oder Computersysteme unter Verwendung der Informations- und Kommunikationstechnik, wurde gegenüber dem Vorjahr ein enormes Plus um fast 70 % mit 12.914 Deliktsfällen (2019: 7.622) verzeichnet.

Fakt ist: Cyberkriminelle scheuen nicht mehr länger davor zurück, vor allem kleine und mittlere Unternehmen ins Visier zu nehmen.

Lösegeld erpressen

Worauf es die Kriminellen abgesehen haben? In erster Linie geht es nicht darum, Betriebsgeheimnisse zu stehlen oder Daten zu entwenden. Meist handelt es sich um ein »Flächenbombardement« mit dem Ziel, Unternehmen zur Kasse zu bitten.

Im Austausch für durch Trojaner verschlüsselte Firmendaten wird Lösegeld, meist in der digitalen Währung Bitcoin, gefordert, um wieder Zugriff auf die eigenen Computersysteme zu erlangen.

Allerdings nehmen die Cyberkriminellen dabei bewusst in Kauf, dass das betroffene Unternehmen wirtschaftlich ins Wanken gerät und es zu weiteren Kollateralschäden, etwa bei Lieferanten, kommt.

Wie sollten sich betroffene Unternehmen im Ernstfall verhalten? Der Aufforderung zur Zahlung von Lösegeld sollte üblicherweise nicht nachgekommen und die weitere Vorgehensweise mit Experten und nach eingehender Analyse abgestimmt werden.

Denn es ist nicht auszuschließen, dass die Erpresser trotz Überweisung teilweise beträchtlicher Geldbeträge ihr Versprechen nicht einhalten und den Zugriff auf verschlüsselte Daten oder Computersysteme tatsächlich wiederherstellen.

Zudem sollte jedweder Vorfall umgehend gemeldet werden. Das ist insbesondere deswegen vordringlich, um den Aktionsradius der Übeltäter einzuschränken und damit die entsprechenden Behörden oder Kontaktstellen aktiv werden und die Ermittlungen aufnehmen können.

Vorsorge ist besser als Nachsicht

In Österreich ist man mit Nachdruck bestrebt, das vernetzte Alarmsystem gegen Cyberangriffe und die Koordination auf operativer Ebene weiter zu verbessern.

Wichtige Bausteine bei der Bekämpfung und zum Schutz vor Cyberbedrohungen sind insbesondere das nationale Cybersicherheitszentrum, das nationale Cyber Security Operation Center oder das Cyber Rapid Response Team.
Um etwaigen Cyberkrisen besser vorzubeugen und das Zusammenspiel aller Einrichtungen weiter zu optimieren, steht aktuell ein neuer gesetzlicher Rahmen zur Diskussion.

Unmittelbar müssen Unternehmen und Organisationen jedoch vor allem selbst die Initiative ergreifen und den eigenen Sicherheitsstatus verbessern. Es gibt viele ausgezeichnete heimische Anbieter und Dienstleister, die beratend zur Seite stehen, um die IT-Infrastruktur möglichst sicher aufzusetzen.

Gerade jetzt, da noch immer viele Unternehmen keine sicheren IT-Konzepte für ihre Homeoffice-Lösungen eingeführt haben, besteht akuter Handlungsbedarf.

Tritt ein Ernstfall ein, dann bietet die Wirtschaftskammer Wien mit der kostenlosen Cybersecurity-Hotline für Unternehmer eine verlässliche Anlaufstelle: Die Hotline ist unter 0800 888 133 erreichbar – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Meistgelesene BLOGS

Firmen | News
01. März 2024
Unter dem Motto „Mission Zukunft - Transformation der Wirtschafts- und Energiesysteme" veranstalten die Deutsche Handelskammer in Österreich in Kooperation mit Fraunhofer Austria Research das Deutsch-...
Nicole Mayer
26. Jänner 2024
Der Bewerb um die höchste staatliche Auszeichnung für Unternehmensqualität in Österreich ist eröffnet. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) sucht Quality Austria wieder...
Alfons A. Flatscher
02. Jänner 2024
... das Alte geht. Die Welt ist im Wandel. Wir wandeln uns mit. Der REPORT ist im Wandel und erscheint in neuem Kleid: Mit neuem Layout, auf besserem Papier und mit einer Weiterentwicklung des inhaltl...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Katharina Bisset
07. Februar 2024
Ab 14. Februar 2024 müssen alle Pflichten des Digital Services Act von betroffenen Unternehmen umgesetzt werden – aber was bedeutet dies konkret? Der Umfang der Pflichten hängt davon ab, welche Dienst...
Alfons A. Flatscher
26. Jänner 2024
Ganz oben auf der Agenda unserer Leser*innen steht: Neues schaffen! Wir haben gefragt, 150 Leser*innen haben uns qualifizierte Antworten geliefert. (Zum Artikel: Chancen überall, nicht erst ab 2025) D...
Firmen | News
14. März 2024
Bereits zum dritten Mal verleiht die auf Informationssicherheit spezialisierte Zertifizierungsinstanz CIS - Certification & Information Security Services GmbH die begehrte Personenauszeichnung „CI...
Mario Buchinger
22. Jänner 2024
In der Consulting- und Coaching-Branche gibt es sicher einige Leute, die kompetent Organisationen unterstützen können. Aber viele der Coaches und Consultants nützen meist nur sich selbst. Worauf Unter...

Log in or Sign up