Mittwoch, November 20, 2024

Ob in der Straße, in der Wohnung oder am Firmengelände – in der Infrastruktur Breitband wird ein Rekord nach dem anderen gebrochen. Doping ist hier ausdrücklich erwünscht.

Nachdem die Themen Glasfaser und Fiber-to-the-X bei den Internetprovidern lange Zeit lediglich eine strategische Option für die Erweiterung der Breitbandnetze waren, wird heute fast täglich über Investitionen in die nächste Netzgeneration berichtet. Dabei müssen die flotten Glasfaserleitungen nicht bis zum Schreibtisch verlegt werden, um Breitband zu nutzen. Abhängig von den Topologien in den Breitbandnetzen bieten die Netzausrüster und Komponentenhersteller die passenden Verkabelungen und Systeme. Die technologische Entwicklung schreitet dazu auch munter voran. So werden nun die tendenziell spröden Glasfaserkabel immer biegsamer und machen sogar der robusten Kupferleitung Konkurrenz. Spezielle Lichtwellenleiter für den Inhouse-Einsatz erlauben geringere Biegeradien, um Leitungsverlegungen auf kleinstem Raum flexibel zu ermöglichen. »In einem solchen Einsatz werden zwei- bis vierfasrige Kabel verwendet, die auch einen platzsparenden Außendurchmesser haben«, erklärt Gerd Kaufmann, Geschäftsführer des Netzwerk-Distributors KSI. Gerade einmal 2,2 mm Durchmesser und ein zulässiger Radius von 5 mm sind Spitzenwerte, die noch vor wenigen Jahren für kaum möglich gehalten wurden. Ein wesentliches Einsatzgebiet sind neben Büroflächen auch Mehretagenhäuser, die Stock für Stock mit Breitband erschlossen werden müssen. Die Branche steht vor einem Riesenmarkt: Fast 50 Prozent der Menschen in Europa leben in solchen Gebäuden. Erfahrungen des Netzherstellers Dätwyler in Pilotprojekten mit Netzbetreibern zeigen, dass Glasfaser auch durch bestehende Rohranlagen mit sehr engen Biegeradien verlegt werden kann.

In einem weiteren Einsatzgebiet wird an der effizienten Verlegung von Datenleitungen gewerkt: den Rechenzentren. Lichtwellenleiter sind dort längst Standard, sie sparen schließlich Platz. Die Dicke der optischen Faser selbst befindet sich im Tausendstelmillimeterbereich. Lediglich für die Konfektionierung und Verlegung der Leitungen durch Techniker müssen die Leitungsabschlüsse und Steckverbinder ein Vielfaches dieser Größe besitzen. Um die relativ aufwendigen Kupplungen zu vereinfachen, entwickelte die japanische NTT vor gut 15 Jahren ein Mehrfaserstecksystem mit MPO-Verbindern – MPO steht hier für »Multipath Optical«. Für Experten wie Gerd Kaufmann sind diese Stecksysteme, die mehrere Verbindungen gleichzeitig herstellen, ein absolutes Highlight. »Die Montagezeit wird im Vergleich zur Spleißtechnik um rund 80 Prozent reduziert«, setzen sich Kaufmann zufolge nun konfektionierte 12-Faser-Verbindungssysteme am Markt durch. Lichtwellenleiter wie diese sind vergleichbar mit den seriellen Kabeln in der Computertechnik. Die Spitzensportler unter ihnen führen 72 Fasern nebeneinander.

Der konsequenten Optimierung der Netzinfrastrukturen in Unternehmen hat sich auch Georg Chytil verschrieben. Der Geschäftsführer des Netzwerkdienstleisters next layer versorgt Kunden wie das Bundesrechenzentrum, Wienstrom oder die Technische Universität Wien mit Consulting und leistungsfähigen Bandbreitenlösungen. Da wird beispielsweise mit dem Wellenlängen-Multiplexverfahren CWDM die Kapazität bestehender Lichtwellenleiter vervielfacht. Mehrere unterschiedliche Lichtwellenlängen werden hier parallel zur Übertragung von Signalen verwendet. Bis zu 18 Farben zeitgleich können so über eine Glasfaser übertragen werden. next layer nutzt das Verfahren nicht nur im eigenen Netz in Wien, sondern implementiert und integriert es auch in Kundennetzen.

Chytil ist ein Techniker der alten Schule, er weiß aber, dass über eine technische Lösung hinaus heute besonders auch Wissen in Projektmanagement und Kostenplanung bei den Kunden gefragt ist. Schließlich müssen sich Investitionen in die Infrastruktur auch zeitnah rentieren. »Viele Geschäftskunden sind unzufrieden, weil das Angebot des Marktes für individuelle Netzwerklösungen unzureichend ist«, so der next-layer-Experte. Unternehmen, rät er, sollten ihre Infrastrukturdienstleister bei Neuinvestitionen und Netzausbauten genau prüfen. Manche Anbieter würden »durch Größe beeindrucken, selten aber durch Flexibilität und Lösungskompetenz«.

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