Nagarro zeigt anhand eines Produktionsbetriebes und gemeinsam mit KTM Innovation, wohin die Digitalisierungsreise geht.
Unter dem Motto »Connected Enterprise« veranstaltete der IT-Dienstleister Nagarro Anfang Oktober eine Leistungsschau vernetzter Industrielösungen. Geschäftsführer Damianos Soumelidis und Nagarro-Kunde Walter Sieberer, KTM Innovation, betonen einhellig: Auf welche Weise sich das Geschäft durch die Digitalisierung ändern wird, ist nicht fix. Doch Unternehmen, die aktiv ausprobieren, testen und offen für Neues sind, sind eindeutig im Vorteil.
»Der gesamte Markt hat sich in den letzten Jahren intensiv mit Technologien wie Big Data, Blockchain und IoT-Lösungen beschäftigt. Wir sind zutiefst überzeugt, dass ein Blick auf einzelne Konzepte zu kurz gegriffen ist«, betont dazu Soumelidis. Der Nagarro-Experte hat folgendes Ziel vor Augen: Die Dinge greifen ineinander, Daten und Informationen durchlaufen die gesamte Kette an Unternehmensprozessen. Unternehmen sollten deshalb von der Produktion bis zum Verkauf und darüber hinaus »connected« sein.
Der IT-Dienstleister hatte im Vorjahr noch das Buzzword »Connected Worker« im Fokus. Jetzt betrachtet man bei der »Connected Enterprise« die zentrale Fragestellung, wie Technologien und Konzepte verknüpft zu neuen Wegen fürs Unternehmensgeschäft führen können – wie diese auch immer aussehen.
Innovationspfad bei KTM
»Digitalisierung ist nichts, das man irgendwann einmal abschließt«, ist Walter Sieberer, Managing Director KTM Innovation, bewusst. Für ihn liefert die Digitalisierung auf allen Ebenen den digitalen Zwilling – ein Abbild von Personen, Unternehmen oder im Falle bei KTM eben von einem Motorrad. »Wir verfügen bereits über viele Daten, aus denen am Ende des Tages auch etwas Sinnvolles gemacht werden sollte«, so Sieberer. Zum einen müssen Daten der unterschiedlichsten Quellen zu verwertbaren Informationen geformt werden. KTM Innovation nimmt im Unternehmensverbund eine Querschnittsfunktion ein, um Daten und Prozesse zu akkordieren. Aus den Daten werden Informationen, um daraus Wissen zu generieren. »Hier haben sich einige spannende Technologien parallel zu den allgemein wachsenden Rechenleistungen in den letzten Jahren hervorgetan«, beobachtet der Oberösterreicher.
Bild oben: Damianos Soumelidis, Nagarro: »Es sind immer Vordenker in der Geschäftsführung oder in der IT-Abteilung für den Antrieb von Innovationen nötig. Bei KTM sind erste Ideen zum ›Connected Bike‹ schon vor vielen Jahren entstanden.«
Der Handlungsbogen bei KTM reicht von Data Science und künstlicher Intelligenz bis zur klassischen Softwareentwicklung. »Connected« bedeutet, auf Basis von Industrie 4.0 und eben Software auch Produkte und Services einer neuen Generation zu erschaffen. »Wir sehen das Motorrad ebenfalls als Bestandteil des Internet of Things. Es wird künftig wohl auch weitere Funk-Schnittstellen haben, die das Datenwachstum beschleunigen werden.«
Ende des Weges ist offen
Es ist der Spagat zwischen der immensen Datenvielfalt im Feld und dem Hunger neuer Geschäftsmodelle nach diesen Daten. »Dieses Angebot und die Nachfrage – welche der am Fahrzeug produzierten Daten nutzbringend übertragen werden und was vor Ort gespeichert bleibt – sinnvoll zusammenzuführen«, betrachtet der Innovationsmanager als »spannende Aufgabe«.
Doch die zentrale Kommunikationskomponente auf dem Motorrad soll künftig nicht nur das Übertragen von Daten zu Servicezwecken, sondern auch das Aufspielen von Applikationen in den Bordcomputer ermöglichen. Die Erwartung ist, dass der Markt dies verlangen wird. Payment ist eines der möglichen neuen Features, die in einem Atemzug mit der Nutzerfreundlichkeit von Fahrzeugen genannt werden. Das Bezahlen an der Tankstelle ist für Motorradfahrer – sie müssen sich Helm und Handschuhe ausziehen – bislang eher unbequem. Könnte man dagegen direkt übers Motorrad bezahlen, oder schließt die Maschine gar automatisch den Bezahlvorgang ab, ist die Bequemlichkeit garantiert. KTM würde sich in einem weiteren Punkt von anderen Herstellern positiv unterscheiden.
Nutzerorientiertes Fahren und damit verknüpfte Prozesse im Netz sind ein weiteres Beispiel für neue integrierte Konzepte, die genannt werden. Interessiert sich ein Besucher online für ein bestimmtes Thema – etwa Motocross –, bekommt er als Leihgabe fürs Wochenende keine Straßenmaschine, sondern ein geländetaugliches Modell angeboten. Ob sich die Verschränkung von Nutzerprofilen mit Produkt- und Servicedaten bei KTM am Ende des Tages rechnet, ist derzeit ungewiss.
Bild oben: Walter Sieberer, KTM Innovation: »Auch künstliche Intelligenz wird massive Veränderungen bei den Unternehmen bringen. Hier stehen wir aber wirklich erst am Anfang der Entwicklungen.«
Voraussetzung Flexibilität
Ausreichende Praxiserfahrung hat der österreichische Hersteller bereits mit Cloud-Services. KTM war eines der ersten Unternehmen, das strategisch auf verteilte Infrastruktur in der Wolke gesetzt hat. »Anders wären unsere datengetriebenen Services gar nicht mehr möglich. Die Cloud ermöglicht eine Flexibilität und Geschwindigkeit, die mit eigener Hardware nur schwer erreicht wird«, bekennt Sieberer. Berührungsängste aufgrund von Sicherheitsfragen hat er keine.
Ist der Bezug von Cloud-Services generell eine Voraussetzung für die Connected Enterprise? Nicht unbedingt, meint Nagarro-Manager Soumelidis. »Aber ohne Cloud sind Unternehmen einfach zu langsam. Mangels Flexibilität schafft man den innovativen Fortschritt nicht. Die großen Cloud-Plattformen bieten Funktionalitäten am laufenden Band. Müsste die Unternehmens-IT das alles selbst schreiben, würden Kapazitäten und auch das Know-how fehlen.«
Hier geht es um Business Case Produktion und Lager: Link