Die um sich greifende Digitalisierung aller Lebensbereiche wird künftig die Politik noch stärker beeinflussen als die Wirtschaft.
Diese Schlussfolgerung lässt sich dem „Innovationsreport 2016“ der internationalen Technologie- und Innovationsberatungsgesellschaft Invensity (www.invensity.com) entnehmen. Bei einer Umfrage unter 85 Fach- und Führungskräften aus der IT-Branche, die dem Report zugrunde liegt, vertreten 92 Prozent die Auffassung, dass die Politik am stärksten von der digitalen Transformation betroffen ist. 90 Prozent (Mehrfachnennungen waren erwünscht) stufen die Auswirkungen auf den Alltag der Menschen und 89 Prozent auf die Gesellschaft insgesamt als gravierend ein. 85 Prozent gehen von Folgen für die Kultur aus und 82 Prozent sehen umwälzende Veränderungen auf die Wirtschaft durch die Digitalisierung zukommen.
„An die wirtschaftlichen Folgen der Digitalisierung haben wir uns bis zu einem gewissen Grade schon gewöhnt“, interpretiert Paul Arndt, Leiter Fachbereich Cyber Security bei Invensity, die Umfrageergebnisse. Er fährt fort: „Aber wir haben größtenteils noch kaum eine Vorstellung davon, wie der Einzug der Digitalisierung in die Politik unsere demokratischen Gesellschaften beeinflussen wird. Vermutlich werden wir auf absehbare Zeit das Parlament nicht in sozialen Netzwerken wählen, aber werden wir wirklich in 10 oder 20 Jahren noch ins Wahllokal gehen, um in der Wahlkabine unsere Kreuze zu Papier zu bringen?“ Beinahe die Hälfte (47 Prozent) der Befragten vertritt die Auffassung, dass die Politik auf diese anstehenden Umwälzungen nicht vorbereitet ist. Anders die Wirtschaft: 89 Prozent sehen die Unternehmen gut (49 Prozent) oder sogar sehr gut (40 Prozent) für die Digitalisierung gerüstet.
Allerdings hat die Invensity-Umfrage auch politische und gesellschaftliche Hürden für die Digitalisierung zutage gefördert. So stufen 71 Prozent der Befragten Mängel beim Datenschutz und bei der Datensicherheit als wesentlichen Hemmfaktor ein. Die Hälfte hält das scheinbar allgegenwärtige Abhören der elektronischen Kommunikation durch die Geheimdienste für eine sehr ernstzunehmende Hürde bei der Akzeptanz der neuen Technologien. „Die technisch leicht vorstellbare Durchführung demokratischer Wahlen per Smartphone hätte nicht nur verfassungsrechtliche und organisatorische Klippen zu umschiffen, sondern wäre maßgeblich auch eine Frage des Vertrauens nicht nur in die Funktionsfähigkeit, sondern vor allem auch in die Privatheit der virtuellen Wahlkabine“, gibt Paul Arndt zu bedenken. Er erklärt: „Die Angst vor der Allgegenwart der Geheimdienste in den digitalen Netzen stellt eine Haupthürde für die Smart Democracy dar.“