Beim Thema Gebäudesanierung steht heute meist die thermische Sanierung im Vordergrund. Die Instandhaltung von feuchten und schadsalzbelasteten Mauerwerken oder gerissenen Fassaden ist weitaus aufwendiger, lohnt sich aber.
Die Wahl von Bad Ischl zur europäischen Kulturhauptstadt 2024 bedeutet nicht nur für die Kulturinstitutionen des Salzkammerguts eine organisatorische Herausforderung. Die prestigeträchtige Auszeichnung will die ganze Region rund um die Kaiserstadt als Chance nützen und sich so richtig »herausputzen«. Auf die Baubranche kommen eine Reihe von Sanierungs- und Infrastrukturprojekten zu, u.a. die Renovierung des Lehartheaters, des Stadttheaters Gmunden sowie der Überdachung von Schloss Ort.
Das Sanieren und Renovieren von Gebäuden dient nicht nur der optischen Verschönerung. Je länger die Instandsetzung feuchter und rissiger Wände aufgeschoben wird, desto aufwendiger und kostspieliger wird die Angelegenheit, insbesondere wenn es sich um denkmalgeschützte Objekte
handelt.
Abgesehen vom kulturellen Wert profitieren von einem gesunden Raumklima die Bewohner bzw. Besucher der historischen Gebäude gleichermaßen.
Breite Palette
Für die Sanierung bieten Hersteller heute eine breite Palette an speziellen Produkten, die für diese besonderen Herausforderungen abgestimmt sind. Für praktisch jeden Anwendungsbereich findet sich das geeignete Material – von der Vorbehandlung des Untergrundes über Putze für händische oder maschinelle Verarbeitung bis zu Kalkfarben auf biologischer Basis. Diffusionsoffene mineralische Anstriche lassen die Wände quasi »atmen«. Als Bindemittel steht naturhydraulischer Kalk (NHL) zur Verfügung. Für die orginalgetreue Erhaltung von Baudenkmälern wurde klassischer Sumpfkalk wiederentdeckt.
Die für die Sanierung entwickelten Putze zeichnen sich durch eine deutlich höhere Widerstandsfähigkeit aus, wie Baumit-Geschäftsführer Georg Bursik bestätigt: »Bei der Sanierung ist heute weniger das Material der Kostenfaktor, sondern vielmehr der manuelle Arbeitsaufwand.« Die leichtere Verarbeitbarkeit der Baustoffe, vor allem bei manuellen Techniken, kommt diesem Umstand entgegen.
Salze, Algen und Spinnen
Witterung und Mikroorganismen setzen Putzfassaden stark zu. Schädigende Einflüsse zeigen sich durch Verfärbungen, Absanden, Risse und Hohlstellen. Auch mechanische Beanspruchung, vor allem am Sockel, und unsachgemäße Nutzung verursachen
Schäden.
Bei der mechanischen Verwitterung wird das Gefüge des Putzes durch Volumenvergrößerung beeinträchtigt; diese kann durch Frost, Frost-Tau-Wechsel oder Salzkristallisation eintreten. Chemische Verwitterung entsteht durch Bindemittelverlust bei Lösungsvorgängen oder Bindemittelumwandlung im Zuge chemischer Reaktionen. Gelöste Salze können mit den Bindemitteln des Putzes reagieren.
Mikroorganismen wie Algen, Pilze oder Flechten bewirken gleichzeitig eine mechanische und chemische Korrosion. Die Sporen siedeln sich, durch den Wind transportiert, vorzugsweise dort an, wo sie ideale, feuchte Lebensbedingungen vorfinden.
Eine fast immer unterschätzte Gefahr ist die nur ein bis zwei Millimeter große Mauerspinne. Sie lebt gerne geschützt unter Dachrinnen, Fensterbänken oder Mauerleisten, wo sie in kleinen Vertiefungen und Rissen kleine Netze spinnt, in denen sich unzählige Insekten und Staub verfangen. Das kleine, unscheinbare Tier scheidet eine schwache Säure aus und hinterlässt grau-schwarze Flecken an der Fassade. Bei starkem Befall kann die Festigkeit des Verputzes beeinträchtigt werden.
Mängeln vorbeugen
Eine Sanierung betrifft die bauliche und technische Wiederherstellung eines Bauwerks durch das Beseitigen von Mängeln. Wie diese klassifiziert werden und welche Materialien und Techniken bei der Sanierung zur Anwendung kommen, ist detailliert in den Merkblättern der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (WTA) geregelt.
Beim Instandsetzen von Putzen werden Spuren durch die Nutzung oder äußere Einwirkungen beseitigt. Diese sollten sorgfältig und gewissenhaft erfolgen, damit die ausgebesserten Stellen nach Möglichkeit kaum erkennbar sind und dieselben Mängel nicht nach kurzer Zeit abermals auftreten.
Risse gibt es in alten Putzgründen fast immer. Treten sie bei Neubauten auf, ist die Ursache in konstruktiven oder Verarbeitungsfehlern zu suchen. Spätere Belastungen sollten bereits bei der Planung berücksichtigt
werden.
Die Putzflächen sind vor zu schneller Austrocknung zu schützen; bei starker Sonneneinstrahlung ist gegebenenfalls Beschattung und vorsichtiges Benetzen mit Wasser notwendig. In Kellerräumen herrscht dagegen manchmal zu hohe Luftfeuchtigkeit, wodurch der Putz zwar erhärtet, aber nicht richtig austrocknen und damit seine hydrophoben Eigenschaften nicht entwickeln kann.
Für salzbelastete Mauern sollten spezielle Sanierputze zum Einsatz kommen. Sie lassen Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk nur wenige Millimeter weit eindringen. Das Wasser verdunstet und die dabei auskristallisierenden Salze werden in den Poren des Putzes eingelagert. Somit bleibt die Putzoberfläche trocken und frei von Ausblühungen und das Mauerwerk wird vor weiterer Schädigung geschützt.
Bedingt durch ihre Struktur und Funktion müssen Sanierputzsysteme schnell festigen und sind deshalb hydraulisch gebunden. Von einer chemischen Salzbehandlung, bei der lösliche in schwer lösliche Verbindungen umgewandelt werden, rät die WTA ab, da die Behandlung meist nur mäßig erfolgreich oder gar wirkungslos ist.
Alte Putze erhalten
Bei der Entfernung alter Putze, Beschichtung oder Anstriche kann gleichzeitig der Untergrund für die weitere Behandlung vorbereitet werden. Mittels Nass- oder Trockenstrahlverfahren wird die Fläche aufgeraut bzw. abgeschliffen. Vor der Ausbesserung müssen auch Hohlstellen beseitigt werden. Erhaltenswerte Putze werden mit einer speziellen Suspension hinterfüllt und damit am Untergrund befestigt.
Bevor an eine komplette Erneuerung einer unansehnlich gewordenen Fassade gedacht wird, sollte eine Sanierung in Erwägung gezogen werden – mit den richtigen Baustoffen und Technologien können auch alte Gebäude bald wieder in frischem Glanz erstrahlen.