Mittwoch, Juli 03, 2024

Die Krise ist offenbar überwunden: der zwölfte „European Powers of Construction“-Report von Deloitte zeigt für 2014 einen Aufwärtstrend in der europäischen Baubranche, der voraussichtlich in den beiden kommenden Jahren anhalten wird.

Französische und spanische Konzerne sind nach wie vor die dominanten europäischen Akteure im Bausektor. Das französische Unternehmen Vinci führt die Rangliste der Branchengrößen weiterhin vor ACS aus Spanien an. Mit der Strabag hat ein österreichisches Unternehmen Rang 6 erlangt. Die Margen der Konzerne steigen im Schnitt – häufig vor allem in Geschäftsbereichen abseits der Bauindustrie. Mit stärkerer Diversifizierung geht in der Regel jedoch auch eine höhere Verschuldung einher. Global prägt die chinesische Konkurrenz das Bild der großen Player der Branche.

„Die europäische Baubranche setzt ihr moderates Wachstum fort. Der aktuelle Report von Deloitte zeigt klar, dass der Aufwärtstrend auch 2014 angehalten hat”, erklärt Alexander Hohendanner, Industry Line Leader Real Estate von Deloitte Österreich.  Auch das Investitionsvolumen der Branche zeigt mit einem 0,8-prozentigen Wachstum wieder einen Aufwärtstrend. 2015 wird mit einem erneuten Investitionsanstieg um 2,1 Prozent gerechnet, 2016 sogar mit 3,5 Prozent.

„Diese positive Entwicklung hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt“, so Hohendanner. „Erstmals seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise werden in der Europäischen Union wieder mehr Arbeitsplätze im Bausektor geschaffen.“

Ferrovial und BAM Groep steigen in Top 10 auf

Unter den zehn umsatzstärksten europäischen Baukonzernen gibt es im Vergleich zu 2013 nur geringe Veränderungen. Die deutsche Hochtief AG und die französische Colas SA werden ab diesem Jahr als Teil ihrer Muttergesellschaften ACS und Bouygues geführt, wodurch das spanische Unternehmen Ferrovial und die niederländische Koninklijke BAM Groep in die Top-10 aufrücken. An der Spitze stehen nach wie vor Vinci, ACS und Bouygues. Die österreichische Strabag steht auf Platz 6. Als weiteres österreichisches Unternehmen befindet sich die Porr Group auf Platz 25.

Internationalisierung und Diversifizierung

Nach wie vor planen viele Baukonzerne die Expansion in neue regionale Märkte. 2014 erwirtschafteten die Top-20-Baukonzerne im Durchschnitt 52,1 Prozent ihrer Leistung außerhalb des angestammten Heimatmarktes, etwas mehr als im Vorjahr. Der Internationalisierungsgrad dieser Unternehmen hat seit 2010 um insgesamt acht Prozentpunkte zugelegt. Nur wenige Unternehmen haben sich in dieser Zeit entgegen dem Branchentrend aus ausländischen Märkten zurückgezogen. Die Analyse der Diversifizierungsstrategien zeigt: 2014 haben die Top-20 im Durchschnitt 26,6 Prozent ihrer Leistung außerhalb des klassischen Baugeschäfts erbracht, was gegenüber dem Vorjahr einen leichten Anstieg bedeutet. Im Fünfjahresvergleich hingegen ist diese Quote um fünf Prozentpunkte rückläufig. Die strategische Ausrichtung variiert hier stark innerhalb der Branche: Während für einen Teil der Unternehmen das Baugeschäft nur mehr eines von mehreren Geschäftsfeldern oder nur noch einen Randaspekt darstellt, fokussieren sich andere auf ihre angestammte Kernkompetenz wieder stärker als noch vor einigen Jahren.

Diversifizierung lässt Margen steigen

Die Margen der Top-20-Konzerne stiegen 2014 um 30 Basispunkte auf 5,0 Prozent. Dabei waren die Margen im reinen Baugeschäft sogar leicht rückläufig, was aber durch Zuwächse in anderen Segmenten ausgeglichen wurde. Insbesondere die stark diversifizierten Konzerne wie Enka und Ferrovial erreichen höhere Margen als wenig diversifizierte Wettbewerber. Beim Internationalisierungsgrad ist hingegen keine so deutliche Korrelation zu den Margen zu erkennen. Die Nettogewinne der Top-20 stiegen um 26,6 Prozent auf insgesamt rund 5,9 Milliarden Euro. Vinci erzielte (wie im Vorjahr) den höchsten Gewinn, gefolgt von Bouygues und ACS. Vier Konzerne machten allerdings Verluste. Die Gesamtverschuldung der Top-20-Baukonzerne stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent. Die Finanzdatenanalyse der Baukonzerne zeigt dabei auch einen Zusammenhang zwischen Verschuldung und Diversifizierungsgrad der Unternehmen.

 

Europäische Anbieter unterliegen im globalen Ranking
Im weltweiten Vergleich konkurrieren europäische Baukonzerne vor allem mit Wettbewerbern aus China. Noch vor Vinci und ACS führen vier chinesische Marktteilnehmer die globale Rangliste an, allen voran die China State Construction Engineering Corporation, die sich 2014 mit einem Umsatz von mehr als 70 Milliarden Euro und Aktivitäten in mehr als 20 Ländern an die Spitze setzen konnte. Die nicht-europäische Konkurrenz zeigt sich im Durchschnitt weniger international aufgestellt und höher verschuldet – bei ähnlichen Margen und Diversifizierungsgraden. „Das derzeitige Wachstum in der Baubranche bringt auch eine höhere Verschuldung mit sich“, so Hohendanner. „Der Trend geht im Bausektor verstärkt hin zur Internationalisierung und weg von der Diversifizierung. Gerade unter dem Eindruck der letzten Krisenjahre empfehlen wir aber, die etwaigen Risiken der Strategien im Auge zu behalten und genau zu prüfen.“

 

Meistgelesene BLOGS

Firmen | News
14. März 2024
Bereits zum dritten Mal verleiht die auf Informationssicherheit spezialisierte Zertifizierungsinstanz CIS - Certification & Information Security Services GmbH die begehrte Personenauszeichnung „CI...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Alfons A. Flatscher
21. März 2024
 Mit KI-Technologien bleibt kein Stein auf dem anderen. Ganze Berufsstände, die sich bisher unangreifbar fühlten, geraten plötzlich in eine Krise. Legionen von Programmierern arbeiten gerade an d...
Firmen | News
15. März 2024
Moos auf dem Dach sieht zwar eine Weile ganz hübsch aus, aber zu viel kann dann doch auch die Funktion des Daches beeinträchtigen. Flechten, Algen, Vogelkot und andere Schmutzablagerungen hingegen seh...
Andreas Pfeiler
27. März 2024
Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso inte...
Redaktion
09. April 2024
Die Baubranche befindet sich gerade in einem riesigen Transformationsprozess. Dabei gilt es nicht nur, das Bauen CO2-ärmer und insgesamt nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Wege zu finden, wie man...
Firmen | News
27. Mai 2024
Die Zeiten, in denen man eine Bankfiliale besuchen musste, um sich über finanzielle Produkte zu informieren, sind längst vorbei. Heute, in einer Ära, in der praktisch jede Information nur einen Klick ...
Fujitsu
05. April 2024
Die IT-Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Früher dominierten zentralisierte Rechenzentren, ein neuer Trend favorisiert nun aber eine verteilte IT-Infrastruktur. Diese erstreckt...

Log in or Sign up