Das Unternehmen Loytec liefert Komponenten und Tools, die für die Gebäudeautomatisierung eingesetzt werden – und probiert vieles davon am eigenen Leib aus.
Eines der wohl modernsten und bestvernetzten Bürogebäude Österreichs befindet sich in der Blumengasse im 17. Wiener Bezirk. Über gut 600 Knotenpunkte werden rund um die Uhr tausende Parameter über Bus-Systeme ausgelesen und gesammelt. »Wir messen über Sensoren in den Räumen und in der Haustechnik derart viele Daten, dass wir sie gar nicht auswerten könnten«, schmunzelt Hans-Jörg Schweinzer. Der Geschäftsführer des Automatisierungs- und Gebäudetechnikspezialisten Loytec führt Besucher gerne persönlich durch sein Gebäude der Zukunft und führt Facetten in der Gebäudetechnik vor, die bislang selten so dicht an einem Platz verbaut wurden.
Schweinzer hat Loytec gemeinsam mit Dietmar Loy und drei weiteren Gesellschaftern aus einem Spinoff der TU Wien heraus 1999 gegründet. Bewusst setzten die Techniker von Anfang an auf die Produktion der Komponenten in Europa. Heute werden Controller, Gateways und vieles mehr in Wien assembliert. »Wir haben damit die Fertigung in unmittelbarer Nähe. Die kurzen Wege ermöglichen eine praxisnahe Entwicklung«, erklärt Schweinzer die Entscheidung, auf das Abenteuer Billiglohnland zu verzichten. Die Bastlermentalität und Innovationskraft am heimischen Standort zahlen sich jedenfalls aus – Loytec-Partner sind namhafte Technologieunternehmen: Honeywell, Siemens, Philips oder Schneider Electric. Insgesamt sind es mehr als 3.000 Vertriebskunden weltweit, die auf die Produkte zur Verbesserung der Energieeffizienz in allen Gewerken setzen.
Preisgekrönte Technik
Der jüngste Zubau, der 2014 fertigstellt wurde, hat dem Unternehmen gleich eine Zertifizierung in der höchs-ten Klasse AA nach Standards der »European Building Automation and Controls Association (eu.bac)« bescheinigt. Hauptakteur dabei ist das Raumautomationssystems L-ROC, das Heizen und Kühlen, Beschattung und Beleuchtung verantwortet. In dem intelligenten Konzept reagiert die Raumbeleuchtung automatisiert auf Außenlicht und die Art der Raumnutzung. »Es wird Rücksicht darauf genommen, ob jemand am PC-Arbeitsplatz sitzt oder einen Besprechungsraum nutzt«, beschreibt der Experte. Sogar eine Photovoltaikanlage wird automatisiert durch das integrierte Gebäudemanagementsystem LWEB-900 geregelt. Die Verdrahtung läuft dabei zentral in jedem Stockwerk in Schaltschränken zusammen. Die Raumtechnik kann in jedem Zimmer über ein Touchpanel gesteuert werden. Sensoren und Aktuatoren liefern Daten und steuern Jalousien und Lüftungen.
Gerade bei der Beleuchtung kann ein wenig Intelligenz in der Steuerung wesentliche Einsparungen bringen, betont man bei Loytec. Das beginnt bereits in der Installation: Schweinzer empfiehlt, in Bürogebäuden auf Bus-fähige Leuchtmitteltechnik zu setzen. Dies erleichtert nicht nur die Verkabelung der Steuerung, da die Leuchten in Serie geschaltet werden können, sondern ermöglicht flexibel Änderungen in den Beleuchtungskonzepten – wenn sich die Nutzung ändert oder Raumteiler eingesetzt werden.
Mit Niederlassungen in Europa, Asien und den USA sowie Projekten in aller Welt gehören die Österreicher bereits zu verlässlichen Kandidaten für Wirtschaftspreise und Technologieauszeichnungen. Heimlicher Star des Hightech-Projekts in Hernals ist dennoch ein kleiner Screen im Eingangsbereich. Er liefert den größten Nutzen für die Beschäftigten: Der letzte, der das Haus verlässt, sieht auf einem Blick, ob die Fenster in allen Stockwerken geschlossen sind.