Sonntag, Dezember 22, 2024

In einer Zeit, in der die Landflucht immer weiter fortschreitet und Wohnraum in Ballungsgebieten immer knapper wird, ist es Aufgabe von Architekten und Bauplanern, geeignete Konzepte für innovatives Wohnen zu entwickeln. Und Wohnen ist ein sehr komplexes Konzept, auf das viele Komponenten Einfluss nehmen. Die Wohnung an sich ist nur die räumliche Definition, hinzu kommen aber auch Inventar, Infrastruktur, Umweltbewusstsein, Energienutzung und soziale Verhaltensweisen. Es gibt bereits jetzt verschiedene innovative Lösungsansätze, die von verschiedenen Richtungen aus an das Wohnproblem herangehen.

Aktuelle Trends und Probleme
Die deutsche Bevölkerung sinkt laut Statista bis 2050 auf 75 Millionen Einwohner. Doch die Anzahl der Haushalte ist gestiegen, in 20 Jahren von 2,74 auf 2 Personen je Haushalt, 40% davon Singlehaushalte. Statista prognostiziert, dass bis 2020 die Anzahl der Haushalte insgesamt um 3% steigen soll. Ein Grund dafür ist die wachsende Individualisierung. Wohnraum wird in Großstädten immer knapper und Menschen müssen auf kleinere Wohnungen ausweichen. Hinzu kommen Probleme wie Ressourcenknappheit und Baustoffmangel, der anhaltende Klimawandel, ein steigendes Umweltbewusstsein und die Energiewende. Umso gefragter sind zukunftsweisende Wohnkonzepte und Visionen.

Vorhandenen Raum effektiv nutzen
Bereits jetzt gewinnen Gemeinschaftsräume und Wohngemeinschaften in jeder Altersklasse immer mehr an Bedeutung. Zum einen wird dadurch der eigene Wohnraum effektiv erweitert, zum anderen werden Ressourcen besser gespart und genutzt und das Gemeinschaftsgefühl und die Mitverantwortung gestärkt. Ein aktuelles Baukonzept in Ballungsgebieten heißt Verdichtung. Durch engere Bebauung, Erschließung von Bauruinen, Brachland und Baulücken und Anschluss an bereits vorhandene Infrastruktur sollen Flächen noch effektiver genutzt werden. Dies bedeutet mehr Wohnraum auf kleiner Fläche und somit viele kleine Wohnungen, die hochfunktional ausgestattet sein müssen.

Neue Wohntrends
Forscher des Zukunftsinstituts gehen von den zwei Trends Conceptual Living und Collaborative Living aus. Collaborative Living bedeutet, dass die Menschen nur noch das Notwendigste in ihren Wohnungen besitzen, von kleinen Utensilien bis zu ganzen Einrichtungen. Was man nicht wirklich alltäglich braucht, leiht oder mietet man sich von anderen. Auch werden viele Aktivitäten außerhalb des eigenen Wohnraumes in Parks, Plätzen oder Einrichtungen unternommen. Somit wird beim Collaborative Living der eigene Wohnraum zwar funktional verkleinert doch auf öffentliche Bereiche erweitert, so Harry Gatterer. Conceptual Living meint hingegen, dass eine Wohnung nicht mehr aus mehreren sondern nur noch aus einem Raum besteht, der flexibel je nach Bedarf umgestaltet werden kann. Wände und Möbel lassen sich versetzen, sodass einzelne Zonen im Raum entstehen, die vergrößert und verkleinert werden können. Dies wird auch durch die Multifunktionalität aller Einrichtungsgegenstände erreicht. Eine ähnliche Form des Conceptual Living ist das Konzept Vertical-Lofts des Fertighausspezialisten Griffner und dem Wiener Architektenbüro querkraft. Hier werden Erd- und Dachgeschosswohnung zu einer Einheit verschmolzen, sodass der Wohnraum nicht mehr horizontal sondern vertikal ausgerichtet ist. Die so entstehenden flexiblen Raumhöhen zwischen 2 und 12 Metern können dank Steckmodulen frei und je nach aktueller Anforderung gestaltet werden, sodass das Raumvolumen maximal ausgenutzt werden kann.

Intelligentes Bauen
Ein weiterer Trend ist das nachhaltige Bauen. Hier gibt es zwei Grundströmungen: zum einen sollen Baustoffe effektiver genutzt und neue Baustoffe als günstige und umweltschonende Alternativen entdeckt werden. Zum anderen soll die Wohnqualität und die Architektur durch innovative Lösungen verbessert werden.

Beton ist ein endlicher Baustoff, da sein Hauptbestandteil - Sand - nur begrenzt vorkommt und sein immenser Abbau bereits jetzt radikale Veränderungen in Umwelt und Wohngebieten hervorruft. Ein neuer Ansatz hier ist die Zuwendung zu alternativen Baustoffen, wie PET-Flaschen oder Papier. Diese sind recyclebar und günstig in der Anschaffung. So wird Papier für eine entsprechende Festigkeit gepresst und mit Kunststoff beschichtet.

Doch auch von der Natur kann man lernen. Fassaden sind bereits jetzt dank dem Lotuseffekt wie einige Pflanzenblätter auch selbstreinigend. Doch auch in der Architektur kopiert man Pflanzen. Grashalme sind dank ihrem hohlen Aufbau besonders stabil, dieses Prinzip wird auf den Bau von Tragwerkkonstruktionen in umgewandelter Form angewandt. So ist auch der höchste Wolkenkratzer gegen Stürme gefeit.

Ein weiterer Trend sind autarke Wohnräume. Vor allem Häuser sollen sich zukünftig selbst mit Energie versorgen können. Bereits jetzt machen dies Solarpanels, Mini-Biogasanlagen und Wärmetauscher gepaart mit Energiespeichern möglich. Doch die Technik ist noch nicht ausgefeilt genug und vor allem die Anschaffungs- und Wartungskosten sind hoch.

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