Anspruch und Leistbarkeit im Wohnbau. Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland ist leistbares Wohnen durch zu hohe Qualitätsanforderungen gefährdet. Die Gemeinnützigen Bauvereinigungen hoffen auf ein Ende der kostentreibenden Qualitätsspirale im geförderten Wohnbau.
Ende April veranstaltet der Österreichische Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen in der Wiener Urania eine Enquete zum Thema »Geförderter Wohnbau im Spannungsfeld zwischen Leistbarkeit und Qualitätsanforderungen«. Im Fokus standen dabei die steigenden Anforderungen an die Energieeffizienz der Wohngebäude und der immer größer werdende Rucksack an bautechnischen Auflagen im Bereich der ÖNORMEN, Richtlinien und Bauordnungen. »Beide Faktoren haben die Baukosten zuletzt rasant ansteigen lassen und dadurch leistbares Wohnen zunehmend erschwert«, sagt GBV-Obmann Karl Wurm. Hinzu kommt laut der aktuellen GBV-Studie »Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit«, dass die Vorgaben an die energieeffiziente Bauweise ein Ausmaß erreicht haben, dass die Wirtschaftlichkeit der Wohnbauprojekte in Frage stellt. Auf besonderes Interesse stieß der Vortrag von Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen – GdW, die zeigte, dass die steigenden bautechnischen und energetischen Standards nicht nur hierzulande die wirtschaftliche Tragfähigkeit und Sozialverträglichkeit für die Mieter gefährden. Auch in Deutschland geät leistbares Wohnen durch die klimaschutz- und energiepolitischen Anforderungen auf EU-Ebene zunehmend in Bedrängnis. In der abschließenden Podiumsdiskussion mit Vertretern der Bundes-und Landespolitik sowie der Bundesinnung Bau und der Architektenkammer bekräftigte Wurm die Forderung nach einem Stopp der kostentreibenden Qualitätsspirale im geförderten Wohnbau. Angesichts der Ergebnisse der GBV-Studie zu den energetischen Maßnahmen im gemeinnützigen Gebäudesektor und auch den Erfahrungen in Deutschland plädierte er für eine kritische Überprüfung des bisher eingeschlagenen Energieeffizienz-Fahrplans.