Mittwoch, Februar 05, 2025

Tiefbauarbeiten bilden die Grundlage für dauerhafte Bauwerke und sind damit ein Basisfaktor für eine florierende Wirtschaft. Wie in der Natur herrscht im Frühjahr immer Aufbruchstimmung im Straßen-, Tunnel- und Kanalbau.

Von Karin Legat

Herr und Frau Österreicher reduzieren Tiefbau in der Regel auf jene Projekte, die unter dem Bodenniveau stattfinden, also Keller, Kanal, Leitungen, Tiefgaragen und Tunnel. Beim Baukongress 2014 im Austria Center, bei dem knapp 1.800 Teilnehmer aus zwölf Ländern ihre Projekte und Leistungen vorstellten, wären sie eines Besseren belehrt worden. Denn Tiefbau umfasst z.B. ebenso den Verkehrswegebau, Schutzbauten und Fundamentierungen. Österreich hat laut Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, bei Innovationen im Bereich des Tunnelbaus, in der Architektur und bei Straßen- und Infrastrukturprojekten eine langjährige Tradition. Die größten Aufträge im Infrastrukturbereich kommen aus dem öffentlichen Bereich, etwa ein Drittel der Bauleistung wird laut Strabag für Private, Industrie und Gewerbe erbracht.

Wechselhaft

Nach etlichen schweren Verlustjahren hat sich der heimische Tiefbau wieder auf dem Niveau von 2006/07 eingependelt. Michael Steibl, Geschäftsführer der Vereinigung Industrieller Bauunternehmungen Österreichs, VIBÖ: »Von der Größenordnung des Boomjahres 2008 sind wir aber noch weit entfernt. 2008 hat das Projektvolumen im Tiefbau 7,2 Mrd. Euro betragen, 2013 lagen wir bei 5,7 Mrd. Euro.« Für das gute Abschneiden 2008 waren laut VIBÖ nicht nur einzelne Großprojekte wie Tunnels entscheidend, sondern auch Kleinaufträge in der Fläche. Seit der Krise sind Länder und Gemeinden jedoch am Rückzug, Projekte werden verschoben. »Als Folge der Finanzkrise wurden Investitionen wesentlich zurückgefahren«, bestätigt Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer. »Das hat dazu geführt, dass wir heute bei Sanierungen und Erweiterungen im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft einen Investitionsstau in Höhe von 600 bis 800 Millionen Euro haben, bei den Straßen sind es schätzungsweise noch einmal 200 bis 300 Millionen Euro im Gemeindebereich.« Dafür setzt die Bauoffensive der Bahn positive Impulse. Die aktuelle Auftragslage im Verkehrswegebau für 2014 ist vergleichbar mit jener des Vorjahres. Neben der angespannten Finanzsituation der Gemeinden ergeben sich Verzögerungen im hochrangigen Verkehrswegebau durch die neue Verwaltungsgerichtsbarkeit, UVP-Genehmigungen lassen länger auf sich warten. Im Straßenbau sind aktuell u.a. Oberösterreich mit der Umfahrung Linz und die Steiermark mit der Fürstenfelder Schnellstraße beeinträchtigt. Da der hochrangige Verkehrswegebau ein überregionaler Faktor ist, ist die Bauindustrie österreichweit betroffen. Allein Sanierungsprojekte laufen Steibl zufolge nach Plan, da dort keine UVP-Verfahren erforderlich sind.

Mehr auf als ab

Porr blickt trotzdem positiv in die Bauzukunft. Karl-Heinz Strauss: »Für uns hat sich der österreichische Tiefbau 2013 sehr zufriedenstellend entwickelt und auch für 2014 sind die Auftragsbücher bereits gut gefüllt.« Auch Alois Schedl, Vorstand der Asfinag, zeigt sich zufrieden. Das Investitionsvolumen der Asfinag betrug 2012 rund 580 Millionen Euro, 2013 waren es rund 680, für 2014 sind 880 Millionen Euro geplant. Schedl nennt einige Punkte aus dem Agendenfeld. »In puncto Neubau steht der Weiterbau der A5 am Programm. An der Mühlviertler Schnellstraße S10 wird eine erste Teilstrecke für den Verkehr freigegeben. Im bestehenden Netz wird die A1 zwischen Pöchlarn und Ybbs ausgebaut sowie die A4 zwischen Flughafen und Fischamend.« Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender der Strabag, erwartet 2014 einen stabilen Markt im Verkehrswegebau und eine entsprechende Bauleistung. Ein Marktplus prognostiziert das WIFO mit 1,2 Prozent. Ebenso zuversichtlich ist Stephan Otto, Geschäftsführer von Hochtief Construction Austria. »Es gibt eine Vielzahl sanierungsbedürftiger Straßen, Brückenbauwerke und Tunnel.« Hochtief hat daher in den letzten Monaten verstärkt in seinen Maschinenpark investiert und so eine Kompetenz im Erd- und Straßenbau weiter gefestigt. Auch der Schalungstechniker Doka blickt optimistisch in die nächsten Monate. »2014 kann man zwar noch nicht von einem dynamischen Aufschwung sprechen, jedoch wird für alle Bausparten ein positives Wachstum prognostiziert.«

Tiefbau-Push

Forschung und Entwicklung sind auch im Tiefbau gefragt. Michael Pauser, Geschäftsführer ÖBV, spricht in diesem Zusammenhang das Thema Ausbruchmaterial an. »Ein Großteil landet noch immer auf Deponien. Im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojekts der ÖBV wird daher untersucht, wie dieses als Primärrohstoff beispielsweise für Beton wiederverwendet werden kann. Beteiligt sind u.a. Asfinag, ÖBB, Porr, Bilfinger&Berger, Verbund und die Montanuni Leoben.« Weitere Forschungsthemen von Porr sind die Beton- und Bitumenforschung, Verbesserungen im Kanalbau, Building Information Modeling im Tiefbau und die Weiterentwicklung des Porr-Bahnbausystems »Feste Fahrbahn«.

Schwerpunkte bei der Strabag sind neue Technologien für Straßenbeläge und der Einsatz von Recyclingbaustoffen. Als Partner ist stets die FFG mit an Bord. Ein eigenes Förderprogramm der FFG für den Tiefbau gibt es zwar nicht, aber genügend Förderprojekte. 2013 wurden 66 Projekte mit insgesamt 11,63 Mio Euro unterstützt. Gefördert werden Projekte im Bereich Tunnelbau, Schutzbauten, Schalungstechnik, Herstellung und Einsatz von Betonfertigteilen, Brückenkonstruktionen, Vermessung und Geotechnik.

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