Die 3D-Drucktechnologie verspricht revolutionäre Fortschritte: Mit Contour Crafting könnten künftig sogar Häuser errichtet werden.
Ein Haus zu bauen ist teuer, zeitaufwendig, arbeitsintensiv und, trotz aller technischen Entwicklungen, immer noch letztlich Handarbeit für gut ausgebildete und somit teure Spezialisten – an diesen Tatsachen hat sich in den letzten 5000 Jahren, seit die ersten Nomaden sesshaft wurden, nur wenig geändert. Der US-Forscher Behrokh Khoshnevis, Professor an der University of Southern California in Los Angeles, tritt nun an, um genau diese vermeintlichen Naturgesetze über den Haufen zu werfen. Er verspricht Häuser aus dem 3D-Drucker, die billiger, schneller und sparsamer errichtet werden können als je zuvor.
Häuser drucken
Contour Crafting heißt die von Khoshnevis schon fast bis zur Serienreife weiterentwickelte Methode, vollständige Häuser in Rekordzeit und günstig wie nie zuvor zu fabrizieren. Hausgroße Roboter-Drucker, die nicht Kunststoffe, sondern Beton-Faser-Gemische verwenden und Schicht für Schicht stabile Wände – geschwungen oder gerade – hochziehen können, sollen den Visionen des Innovators zufolge zukünftig das Bauen revolutionieren. Riesige sogenannte »Portalroboter« gießen bei dieser dem Rapid Prototyping verwandten Technologie mit genauen Computer-Konstruktionsdaten Schicht für Schicht schnell härtenden Spezialbeton zu einem exakten Rahmen. Die computergesteuerte Spritzdüse legt dünne Spuren des Betons auf den Untergrund, zwei seitlich angebrachte Kellen bringen diese in ihre endgültige Form. Anschließend wird dieser Rahmen mit normalem Beton gefüllt, fertige Stahlgerüste oder Ähnliches können mit eingebracht werden. Hohlräume wie Kabelkanäle oder Abflüsse werden genauso wie gewölbte Kuppeln oder Dachschrägen einfach mitgegossen – und Kabel und Rohre werden zudem gleich in einem Arbeitsgang mitverlegt. Somit entsteht ein Gebäude exakt nach Computerzeichnung, wie sie der Architekt geplant hat, in unmenschlicher Bestzeit und Präzision. Auch Abfall entsteht bei dieser Bauweise so gut wie keiner. In nur 24 Stunden lässt sich ein Haus mit einer Grundfläche von über 230 m2 mit dieser automatisierten Bauweise fertigstellen.
Notlösung
Khoshnevis sieht seine Bauvision aber – noch – nicht unbedingt als Ersatz für klassische Architektur und herkömmliches Bauen für jedermann, sondern als dringend benötigte Ergänzung: Über eine Milliarde Menschen weltweit leben in desolaten Hütten, Slums und Behelfsunterkünften; für sie könnten mit Contour Crafting konkurrenzlos schnell und günstig menschenwürdige Behausungen errichtet werden. Auch Notfallbehausungen, etwa nach Naturkatastrophen oder in humanitären Krisensituationen, ließen sich mit Contour Crafting weitaus effizienter, bequemer und auch günstiger errichten als bisher.
Neben diesem im elementarsten Sinn sozialen Wohnungsbau sieht der Wissenschafter auch noch etwas weiter entfernte Anwendungsgebiete für seine Häuser aus dem 3D-Drucker: Auch bei der irgendwann in Zukunft möglichen Besiedlung anderer Planeten sei die rohstoffsparende Baumethode ganz ohne Menscheneinsatz eine naheliegende Wahl. r