Während die beiden Regierungsparteien noch auf der Suche nach fehlenden Milliarden sind und die Verhandlungen über eine neuerliche Zusammenarbeit erst am Anfang stehen, bringen sich die verschiedensten Interessensvertretungen mit ihren Forderungskatalogen bereits in Stellung. Besonders aktiv sind die Lobbyisten der Bauwirtschaft.
Im Rahmen des zweiten Sanierungstags der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten und des Fachverbands Steine-Keramik wurde ein 7-Punkte-Katalog präsentiert. Ziel sind verpflichtende Nachhaltigkeitsstandards für die Sanierung, um den Immobiliensektor fit für die »volkswirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der Zukunft« zu machen. Die Punkte reichen von der Entwicklung von baukulturellen Leitbildern in der Sanierung über die rasche Anhebung der Sanierungsrate auf drei Prozent bis zur steuerliche Förderung oder der Einführung eines Anreizsystem für Immobilienbesitzer, die »mit einer Sanierung für die lebenszyklusweite Werterhaltung ihrer Immobilien sorgen«. Weiters wurde ein umfassendes Gesamtkonzept angeregt, das bei Sanierungen auch die baukulturelle, funktionale und soziale Werterhaltung berücksichtigt und nicht nur die thermischen Maßnahmen. Und schließlich soll die Qualitätssicherung durch allgemein anerkannte Gebäudezertifikate gewährleistet werden.
Deutlich breiter aufgestellt ist das Positionspapier der Nachhaltigkeitsinitiative Umwelt + Bauen. Hat sich die Vereinigung bislang vor allem auf das Thema Wohnbau konzentriert, finden im aktuellen Maßnahmenkatalog auch die Themen Infrastruktur und Umwelt Berücksichtigung. Zu bekannten Forderungen wie Zweckbindung der Wohnbauförderung, Einführung eines Handwerkerbonus oder Schaffung einer Bundeswohnbauagentur kommen neue Aspekte wie Änderungen in der Raumordnung, die Stärkung des öffentlichen Verkehrs durch ein modernes Schienennetz oder die Sanierung von 250 Bildungseinrichtungen im Ausmaß von 500 Millionen Euro. Als größten Pluspunkt ihres Katalogs sieht die Initiative, dass zu sämtlichen Vorschlägen auch fertige Finanzierungskonzepte vorgelegt wurden. »Mit einer zeitnahen Umsetzung der Forderungen soll nicht nur die Wirtschaft angekurbelt, sondern auch Beschäftigung ausgelöst und weitere Arbeitslosigkeit am Bau verhindert werden«, so die Zielsetzung von Umwelt + Bauen.