Das aktuelle Umfeld ist schwierig, aber mit kreativen und innovativen Lösungsansätzen gelingt es den Unternehmen, auch in turbulenten Zeiten auf Kurs zu bleiben. Tag für Tag stellen die Schalungshersteller auf großen und kleinen Baustellen ihr Know-how unter Beweis. Der Bau & Immobilien Report hat die wichtigsten Branchenvertreter nach ihren nationalen und internationalen Vorzeigeprojekten gefragt.
Doka: Mühlviertler Schnellstraße
Eines der bedeutendsten Straßenbauprojekte Österreichs läuft derzeit auf Hochtouren. Rund 718 Millionen Euro investiert die Asfinag in den Bau der S 10 Mühlviertler Schnellstraße. Die ausführenden Baufirmen errichten insgesamt vier Tunnel, vier Unterflurtrassen, fünf Anschlussstellen, sieben Überführungen, 17 Brücken, sechs Durchlässe, eine Galerie und einige Stützmauern, um den Weg für die S 10 und ihre zukünftigen Nutzer zu ebnen. Doka ist an zahlreichen Objekten entlang des 22 km langen Baufeldes beteiligt und stellt Produkte und Lösungen bereit, mit denen sich die Tunnel und Brücken effizient und sicher realisieren lassen. Für einen zügigen und reibungslosen Bauablauf liefert Doka das Schalungsmaterial »just-in-time« zur richtigen Zeit an den richtigen Ort. Die Baufirmen können sich auf ihre Kernkompetenz, die Bauausführung, konzentrieren.
Harsco: Spinnerei Pottendorf
Bauen im Bestand wartet immer mit besonderen Herausforderungen und Regeln auf. Das gilt auch für den Umbau der geschichtsträchtigen Pottendorfer Spinnerei. Auf dem ehemaligen Spinnereigelände entstehen nicht nur 46 Wohnungen und ein Loftturm. Ein großer Teil des Gebäudes wird auch öffentlich zugänglich sein, hier sollen der Gemeindesaal mit mobiler Bühne, ein Lokal, eine Küche, das Gemeindeamt und die Musikschule untergebracht werden.
Die Entwicklung der vielfältigen Schalungslösungen bei diesem ehrgeizigen Projekt hat das bauausführende Unternehmen an Harsco Infrastructure übergeben. An der Wand kommen die Großrahmenschalung Manto und die kranunabhängige Rasto-Schalung zum Einsatz. Die handbedienbare Rasto-Rahmenschalung eignet sich optimal für Bauaufgaben im Bestand – insbesondere, wenn kleinteilige, schlecht erreichbare Bereiche geschalt werden sollen. Denn alle Tafeln dieses universell einsetzbaren Systems lassen sich bequem von maximal zwei Leuten bewegen und montieren. Für größere Wandschalungsaufgaben wird auf der Pottendorfer Baustelle die Manto-Großrahmenschalung eingesetzt.
Meva: Chemiepark Linz
Für rund 40 Millionen Euro baute die Takeda Austria GmbH die bestehende Wirkstoffanlage im Chemiepark Linz aus. Bauliches Merkmal des neuen fünfgeschoßigen Gebäudes auf ca. 2.000 m² Grundfläche sind von 2,40 m bis 9,45 m variierende Raumhöhen, Deckenstärken von 20 bis 40 cm und viele Zwischenebenen. Die unterschiedlichen Anforderungen an die Deckenbetonage sollte die Deckenschalung flexibel und ohne zeitraubende Sonderlösungen meistern. Zum Einsatz kam das MevaDec-Deckensystem, das in diesem Projekt mit den drei Komponenten Stütze mit Fallkopf, Hauptträger und Element auskommt. Das System gibt die Anzahl und Position der Stützen vor, was Aufbaufehler und unnötige »Angststützen« vermeidet. Zum Einsatz kamen 1.000 m² MevaDec-Deckenschalung in Taktgrößen von ca. 500 m² für insgesamt 8.200 m²Decke.
NOE: Ausbau Tiroler Straße
Der Ausbau der B 171 Tiroler Straße in Landeck an der neuen Landecker Innbrücke erforderte den Bau einer Stützwand. Damit die neue Stützwand optisch zur Brücke passt, entschieden sich die Verantwortlichen dafür, die Betonoberfläche mithilfe von Strukturmatrizen der Firma NOE-Schaltechnik in einer Natursteinoptik zu gestalten. Dabei handelt es sich um strukturierte Polyurethan-Matten, die der Hersteller unter dem Markennamen NOEplast vertreibt. Für den Ortbetonbau werden die Strukturmatrizen auf den Schalelementen fixiert. Anschließend erfolgt das Einschalen und Betonieren. Nach dem Aushärten des Betons wird ausgeschalt und die strukturierte Betonoberfläche wird sichtbar. So lässt sich mithilfe von NOEplast Strukturmatrizen die Betonoberfläche je nach Wunsch gestalten. Bei der Stützwand in Landeck entschieden sich die Verantwortlichen für die NOEplast Struktur »Murus Romanus«, die einem Naturstein-Mauerwerk nachempfunden wurde.
Peri: Hauptbahnhof Wien
Peri liefert die Schalungslösungen für die neue ÖBB-Zentrale am Wiener Hauptbahnhof. Zum Einsatz kommen unter anderem die Peri Systeme Maximo, Multiprop und Skydeck. Die Maximo Rahmenschalung dient dabei zur Herstellung aller Wände inklusive der Kerne. Durch die einseitig bedienbare MX Ankertechnik sowie die systematisierten und reduzierten Ankerstellen sparte das Baustellenteam wertvolle Arbeitszeit. Für die Decken der Untergeschoße kam die Alu-Paneel-Deckenschalung Skydeck mit Fallkopfsystem zur Anwendung. Die Konstruktion mit dem Fallkopf erlaubte frühes Ausschalen, so dass sich zusätzlich auch die Vorhaltemenge minimieren ließ. Die doppelte Geschoßhöhe des Erdgeschoßes mit Luftraum und Galerie wurde durch den Einsatz einer hochtragfähigen Multiprop-Rüstung unter der Deckenschalung umgesetzt. Das Raster der Unterstellungstürme passt dabei optimal zu den Paneelen der Skydeck-Alu-Paneel-Deckenschalung.
Doka: Bouregreg Brücke, Marokko
Die Bouregreg-Brücke zählt derzeit zu den wohl spektakulärsten Brückenprojekten. Die 952 m lange Schrägseilbrücke nahe der marokkanischen Hauptstadt Rabat ist ein Symbol für die Modernisierung der Infrastruktur des Landes. Architektonisch besticht sie mit zwei Pylonen – 197 m und 185 m hoch. Deren kunstvolle Form stellt auch die Schalungstechniker vor besondere Herausforderungen. Die Doka-Techniker planten für jeden Abschnitt eine individuelle Lösung mit der Selbstkletterschalung SKE100 als Basis, die mit geringen Umbauarbeiten am System auskommt und das eingesetzte Material effizient nutzt. Die Grundelemente der Schalung bleiben in jedem Betonierabschnitt gleich. Nur wenige Umbauarbeiten an der Konstruktion und die Kombination mit der flexiblen Trägerschalung Top 50 reichen aus, um die komplizierten Grundrisse zu realisieren. Die Brückenpylone werden jeweils mit 40 Einheiten der Selbstkletterschalung SKE100 und insgesamt rund 220 Elementen der Trägerschalung Top 50 in Form gebracht.
Harsco: Pariser Philharmonie, Frankreich
Die neue Pariser Philharmonie ist ein Bauprojekt höchster Ansprüche. Entsprechend aufwendig gestaltet sich schon der Rohbau, den die französische Tochtergesellschaft von Harsco Infrastructure mit der ingenieurtechnischen Planung, Lieferung und Ausführung anspruchsvoller Traggerüstlösungen begleitet. Sämtliche für den Rohbau benötigten Traggerüst- und Unterstützungslösungen werden von Harsco Infrastructure entwickelt, geliefert und montiert. Rund 500 Tonnen Harsco-Material sind derzeit auf der Baustelle – unter anderem Stützentürme aus Aluminium, Schwerlaststützen wie auch das 2010 eingeführte innovative Infra-Kit-System. Letzteres eignet sich vor allem für weit gespannte Überbrückungs- sowie hohe Tragkonstruktionen. Basis dieses vielfältig einsetzbaren Systems sind die bewährte Lastrahmenstütze mit bis zu 210 kN Tragkraft pro Stütze und Jochträger. Mit diesen beiden Standardbauteilen lassen sich vielfältige Schwerlastlösungen entsprechend europäischer Sicherheitsstandards realisieren. Ebenfalls im Einsatz: die 6,10 m x 2,54 m große Ténor-Deckenschaltafel (Stahlrahmen plus 18 mm
Sperrholz-Schalhaut), die auf der Pariser Baustelle vor allem als tragfähige und sichere Arbeitsplattform eingesetzt wird.
Meva: Neubau Hörnli-Hütte, Schweiz
Internationales Vorzeigeprojekt der Meva ist der Neubau der Hörnli-Hütte an der Ostflanke des berühmten Matterhorns. Die Arbeiten finden auf extrem schwierigem Gelände in hochalpiner Lage bei laufendem Hüttenbetrieb statt. Der Zeitplan ist sehr eng, weil Außen- und Betonierarbeiten nur im Hochsommer und dann auch nur zwei Monate lang möglich sind. Die Arbeiter und alles Material inklusive Schalung werden per Hubschrauber eingeflogen. Das Gelände um die Hütten fällt stellt ab, Lagerflächen gibt es keine, ein Kraneinsatz ist nicht möglich. Folglich kam nur eine leichte, aber leistungsfähige, flexibel einsetzbare und von Hand stellbare Schalung in Frage. Die Wahl fiel auf die AluStar-Wandschalung von Meva. Mit nur sieben Hubschrauberflügen waren die 95 m² Schalung inklusive Zubehör an Ort und Stelle. Beim Betonieren flogen zwei Hubschrauber im Pendelverkehr den Beton Kübel für Kübel ein, jeweils ein Viertelkubikmeter. Ein Hin- und Rückflug zum Betonfassen tiefer am Berg dauerte fünf Minuten. Die Wände für das Untergeschoß wurden in fünf Takten betoniert. Pro Takt wurden ca. fünf Stunden und etwa 17 m³ Beton benötigt.
NOE: Hochwasserschutz Garmisch, (D)
Um die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen vor Flutkatastrophen zu schützen, setzte das Wasserwirtschaftsamt Weilheim ein Hochwasserschutzprojekt um. Ein wichtiger Bestandteil dieses Projektes ist die Neugestaltung des Flussbetts der Kanker. Die Seitenwände wurden in Sichtbeton gestaltet, die dank NOEplast Strukturmatrizen streckenweise den Eindruck einer gemauerten Natursteinwand erwecken. Die Matrizen sind mit einem Relief versehen, das sich wie ein Stempel auf die Oberfläche des fertigen Betons überträgt. Der Hersteller NOE-Schaltechnik bietet die Matrizen unter dem Namen NOEplast an und verfügt über ein großes Spektrum unterschiedlicher Strukturmotive. Zudem bietet das Unternehmen die Möglichkeit, individuelle Motivwünsche zu realisieren.
Peri: Hotel Mélia, Frankreich
Für das Hotel Mélia in der Bürostadt La Défense vor den Toren von Paris entwickelte Peri eine Kletterschalungslösung, die nicht nur eine umlaufende Einhausung bietet sondern auch als Montageunterstützung für die Fertigteilbrüstungen dient. Aufgrund der spektakulären Formgebung des 4-Sterne-Hotels – angelehnt an einen Schiffsbug – ist die Peri-Lösung auf Basis des RCS-Schienenklettersystems an unterschiedlichste geometrische als auch statische Anforderungen angepasst. Für die unterschiedlichen Gebäudebereiche des Hotel Mélia erarbeiteten die Peri Ingenieure vier unterschiedliche Schutzwandkonzepte mit speziell angepassten Plattformen, die den Anforderungen eines sicheren und zügigen Baufortschritts gerecht werden. Eine besondere Herausforderung war dabei die Konzeption der vor- und rückgeneigten Schutzwände für den bogenförmigen Fassadenverlauf. Für die südlich ausgerichtete Fassade dient die Schutzwandlösung auch der vorauslaufenden Montage der Fertigteilbrüstungen: Hier wird die RCS-Schiene mit einer speziellen Befestigung an den Brüstungen der beiden unteren Geschoße gehalten und zusätzlich auf den Geschoßdecken verankert. Das Fertigteilelement des oberen Geschoßes lässt sich dann mit einem Systembauteil der Peri-FTF-Fassadenschalung in der Einbauposition temporär fixieren, bis es mit der Geschoßdecke einen Verbund darstellt.