Donnerstag, Dezember 26, 2024

Die traditionelle Umfrage des Bau & Immobilien Reports zeigt, wer aktuell die Nase vorn hat und wem die Zukunft gehört.

Eine Marktübersicht für CAD-Software zeigt in Österreich seit Jahren das gleiche Bild. Mehr als 75 % des Gesamtmarktes ist in den Händen zweier Konzerne. Platzhirsch ist die amerikanische Firma Autodesk, gefolgt von Nemetschek, der Rest fällt unter ferner liefen. Laut der aktuellen Umfrage des Bau & Immobilien Reports unter heimischen Architekten, Ingenieuren, Planern und Bauausführenden gab es vor allem an der Spitze kaum Veränderungen. 35,48 % vertrauen nach wie vor auf AutoCAD (2012: 35,70 %) von Autodesk. Dahinter folgt mit Respektabstand das Programm ArchiCAD  der Nemetschek Tochter Graphisoft mit 20,43 % (2012: 20,60 %). Größere Verluste musste Nemetschek Allplan hinnehmen. Mit einem Marktanteil von 11,83 % (2012: 14,30 %) liegt man nur noch knapp vor Autodesk Revit mit 10,75 %.

Wie bei jeder Software müssen sich auch die CAD-Entwickler vereinzelt ziemlich deftige Kritik anhören (»Die laufenden Kosten werden ständig exorbitant erhöht!«, »3D-CAD-Programme werden immer benutzerunfreundlicher!«, »Die Programme sind mit Tools überfrachtet und fressen unnötige Leistung«, »miserabler Support«). Die meisten User stellen dem von ihnen genutzten Produkt aber ein gutes Zeugnis aus. 85 % vergeben die Note »sehr gut« oder »gut«, weniger als 3 %
verteilen ein »genügend« oder »nicht genügend«.

Im 2D-Bereich ist AutoCAD unangefochtener Marktführer, im reinen 3D-Bereich liegen ArchiCAD und Allplan noch deutlich an der Spitze, sehen aber schon Revit im Rückspiegel. Zwar ist die Wechselbereitschaft der User äußerst gering – nur 3,67 % planen konkret eine Softwareumstellung –, die hypothetische Frage, welches Programm bei einem Softwarewechsel ins Haus käme, beantworten aber 36,84 % mit Revit.

Überraschung im AVA-Ranking
Bei Ausschreibungs-, Vergabe- und Abrechnungssoftware konnte Auer Success die Spitzenposition zwar unangefochten halten, musste mit einem Marktanteil von 30,2 % (2012: 34,1 %) gegenüber dem Vorjahr aber doch spürbare Einbußen hinnehmen. Hinter dem Platzhirschen Auer Success wird es eng. Zu den üblichen Verdächtigen ABK-AVA (2013: 17,7 %; 2012:
16,5 %) und ABIS-AVA (2013: 16,7 %; 2012: 14,1 %) gesellt sich ein forscher Herausforderer. Im letzten Jahr noch im hinteren Mittelfeld platziert, liegt HSBAU-AVA jetzt mit 14,6 % schon fast gleichauf mit den namhaften Mitbewerbern. Das liegt zum einen an der etwas höheren Wechselwilligkeit der AVA-User, zum anderen an der »völlig neuen Softwaregeneration HSBAU(R)Evolution«, ist Werner Scheidl von der W. Scheidl KG überzeugt. »Unsere Software kann einfach in den laufenden Betrieb integriert werden und bietet dem User eine echte Unterstützung. Dieser Mehrwert wird sehr gut aufgenommen und entsprechend weiterempfohlen«, sagt Scheidl, der mit HSBAU(R)Evolution auch Unternehmen aus den Baunebengewerken und anderen Branchen gewinnen konnte.

Auch Monika Ilg von der ib-data Gmbh ist überzeugt, dass man den markentreuen AVA-Kunden einen echten Mehrwert bieten muss, um ihn zum Umstieg zu bewegen. »Kleine, aber besonders hilfreiche Ergänzungen, wie die Unterstützung einer E-Rechnung nach Vorgaben der öffentlichen Auftraggeber oder Datenschnittstellen für Excel-Anwender usw. werden laufend eingebaut. Die Implementierung dieser Features erhöht den Benutzerkomfort und bedeutet einen wesentlichen Effizienzgewinn – überzeugende Argumente in der Neukundenakquise«, so Ilg. 

Alles in die Wolke
Das absolute Top-Thema in der Softwarebranche wird in der Welt der Bausoftware noch mit ein wenig Skepsis betrachtet. Cloud Computing, also die Auslagerung von Daten und Prozessen in flexible Rechenzentren, die sogenannte Wolke, spielt im Bauwesen, nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Sicherheitsdiskussion, eine untergeordnete Rolle. »Bei bauspezifischen Standardanwendungen wie AVA-, Büro- oder Projektmanagement-Software überwiegt nach wie vor der desktoporientierte Ansatz«, sagt Monika Ilg. Die Erstellung eines Leistungsverzeichnisses, eines Angebotes oder die Durchführung einer Angebotsprüfung werde nicht einfach von unterwegs erledigt. »Die Vorteile einer flexiblen Cloudlösung stehen hier einem hohen Risiko der Datensicherheit gegenüber. Das ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt«, so Ilg.

Ganz anders sieht das Werner Scheidl, der mit seiner W. Scheidl KG als erster Anbieter einer echten AVA-Cloud-Lösung voll auf die Wolke setzt. »Wie mit den Smartphones, Tablets und verschiedensten Diensten heute schon Alltag, geht auch bei der Bausoftware der Trend von ›Lokal‹ zu ›Überall‹. Die Vorteile und Möglichkeiten sind für den Nutzer enorm und noch lange nicht ausgeschöpft«, ist Scheidl­ überzeugt. Dabei geht es nicht nur um die ortsungebundene Verfügbarkeit der Daten, sondern auch um die Vernetzung und Verknüpfung der Daten in der Cloud. Eine Kompromisslösung verfolgt Auer – Die Bausoftware mit dem neuen Produkt Nevaris. »Wir lassen den Kunden die freie Wahl. Wir bieten die Cloud-Lösung ebenso an wie die stationäre Software«, sagt Geschäftsführer Helmut Houdek. Für eine reine Cloud-Lösung ist es aus seiner Sicht noch zu früh.


Ergebnisse der Umfrage in Zahlen

Welche CAD-Software verwenden Sie? (n = 113)

AutoCAD: 35,48%
ArchiCAD: 20,43%
Allplan: 11,83%
Revit: 10,75%
Abisplan: 5,38%
Sonstige: 16,13%

Wie zufrieden sind Sie mit der von Ihnen verwendeten Software?
40% sehr gut
45%  gut
Durchschnitt: 1,77

Planen Sie einen Softwarewechsel?
Ja:  3,67%
Nein: 96,33%

Zu welchem Programm würden Sie wechseln?
Revit: 36,84%
AutoCAD: 26,32%


Welche AVA-Software verwenden Sie? (n = 97)
Auer Success: 30,2 %
ABK-AVA: 17,7 %
Abis-AVA: 16,7 %
HSBAU-AVA: 14,6 %
Sidoun-AVA: 11,5 %
Sonstige: 9,3 %
   
Wie zufrieden sind Sie mit der von Ihnen verwendeten Software?
41,18 %  sehr zufrieden
40,2 % zufrieden

Planen Sie einen Softwarewechsel?
Ja: 11,01 %
Nein: 88,99 %

Zu welchem Programm würden Sie wechseln?
Auer Success: 39,13 %
ABK-AVA:  30,43 %

Der Bau & Immobilien Report dankt allen Teilnehmern der Bausoftwareumfrage.


Hintergrund: Die Zukunft heißt BIM

Es herrscht in der Branche weitgehend Einigkeit, dass die CAD-Zukunft über BIM entschieden wird. Building Information Modeling ist ein Prozess, mit dem Architekten, Ingenieure sowie Bauunternehmen und Bauherren ein Projekt anhand eines konsistenten Datenmodells in gemeinsamer Zusammenarbeit vorantreiben können. Einer der größten Vorteile ist, dass mit BIM Gebäudedaten von der Planung bis zum Betrieb eines Gebäudes und über den gesamten Lebenszyklus hinweg detailliert digital analysiert werden können. Zu den Vorreitern in Sachen BIM zählt die Nemetschek-Tochter Graphisoft. ArchiCAD war die erste BIM-Software, die weltweit von über 100.000 Anwendern eingesetzt wird. Mit ArchiCAD 17 liefert Graphisoft jetzt noch einmal eine Vielzahl neuer Funktionen und Möglichkeiten, um die Arbeit im BIM-Modell auch »bei höchstem Detaillierungsgrad signifikant zu vereinfachen und zu beschleunigen«. Autodesk zieht mit Revit aber nach und gewinnt sukzessive Marktanteile hinzu.

Eines der größten Probleme, mit dem BIM zu kämpfen hat, hat nichts mit der Softwarelösung an sich zu tun. Als Achillesferse entpuppt sich oft das zugrundeliegende Datenmaterial. »Es nützt das beste Programm nichts, wenn die Daten falsch sind«, erklärt der St. Pöltner Geometer-Pionier Hanns H. Schubert. Erster Verhinderer brauchbarer Plangrundlagen ist laut Schubert oft der Bauherr selbst, der an der falschen Stelle sparen will. Die Fehler pflanzen sich aber unweigerlich fort und führen »zwangsläufig zu Zeitverzögerungen und Mehrkosten bei Planung, Bau und Betriebskos­ten«, so Schubert.

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