Die TU Wien zeichnet Susanne Gmainer von Smart Minerals für eine neue Brückenbautechnik aus: Gmainer entwickelte im Rahmen ihrer Dissertation ein Klappverfahren, mit dem man große Brücken vergleichsweise schnell und kostengünstig errichten kann. An der Schnellstraße S7 wird die Asfinag vier solcher Klappbrücken mit je 100 Metern Spannweite errichten.
Eine Brücke so zu planen, dass sie über Jahrzehnte Kolonnen von Autos und Lastwägen trägt, ist eine große ingenieurswissenschaftliche Leistung. Oft ist es allerdings noch komplizierter, eine passende Methode für den Bau der Brücke zu entwickeln. Schließlich treten während des Bauprozesses ganz andere Kräfte und Belastungen auf als später, wenn das Bauwerk im Einsatz ist.
Susanne Gmainer gelang es im Rahmen ihrer Dissertation am Institut für Tragkonstruktionen/Betonbau der TU Wien, ein Klappbrücken-Verfahren zu entwickeln und bis zur Marktreife zu bringen.
So funktioniert die Klappbrücke
Als erstes werden die Brücken-Pfeiler aufgestellt, an denen die tragenden Beton-Elemente zunächst senkrecht anliegen. Aus dieser Position werden die Bauteile mit Gelenken in eine waagrechte Position hochgeklappt, die Brücke muss dann nur noch fertig ausbetoniert werden. Der große Vorteil dieser Technik ist, dass sie kostengünstiger ist als andere. Außerdem kann die Brücke, wenn die Betonteile entsprechend vorbereitet sind, in vergleichsweise kurzer Zeit errichtet werden: Einheben der Hilfspfeiler, Montage der Plattform, Einheben der Druckstreben und Brückenträger, Neigen der Brückenträger und Klappvorgang der Brücke können in ca. einer Arbeitswoche erledigt werden. Besonders für große, hohe Brückenbauten wird die neue Baumethode ein spürbares Einsparungspotenzial bringen.
Aus der Klappbrücken-Idee wurde in den letzten Jahren ein markttaugliches Konzept. An der Fürstenfelder Schnellstraße S7 wird die Asfinag gleich vier solcher Klappbrücken mit je 100 Metern Spannweite errichten.
Der Weg dorthin war freilich nicht einfach: eine ganze Reihe von technischen Problemen war zu lösen. Die Belastungen der Brückengelenke wurden physikalisch berechnet und in Experimenten untersucht. Zwei Test-Modelle mit fünfzehn und siebzehn Metern Spannweite wurden gebaut, und spezielle Tests wurden durchgeführt, um die Belastungsfähigkeit und die Verformung der Gelenke zu messen.
Mit derselben Technik kann man auch Brücken bauen, die sich beliebig oft auf- und zuklappen lassen, z.B. wenn große Schiffe die Brücke passieren müssen. Das Besondere daran ist, dass der Klappvorgang mit wenig Energie auskommt, die man mit nur einer solargetriebenen Pumpe gewinnen kann.
Zur Person:
Susanne Gmainer ist Geschäftsführerin der Anfang des Jahres gegründeten Smart Minerals GmbH.