In Hüttenheim in Unterfranken baut Knauf seit den 30er-Jahren über Tage Gips und seit den 50er-Jahren unter Tage Anhydrit ab. Und obwohl sich die Lagerstätten unter dem Tannenberg dem Ende zuneigen, sollte der Abbau für die nächsten 120 Jahre gesichert sein.
Vor 220 Millionen Jahren lagen Teile Unterfrankens in Bayern in subtropischem Klima. In einer Lagune im Raum Hüttenheim lagerte sich eine mächtige, acht Meter dicke Anhydritschicht ab. Dort, wo Anhydrit mit Wasser in Berührung kommt, entsteht Gips, der bereits seit Jahrhunderten im Vorfeld der Berge im Iphöfer-Hüttenheimer Raum abgebaut wird. Seit den 30er-Jahren ist auch die Firma Knauf im unterfränkischen Raum aktiv. Den Anfang machte der übertägige Gipsabbau, seit 1957 wird auch Anhydrit untertägig abgebaut. Erfolgte der Anhydritabbau zunächst ausschließlich für Kunden aus der Zementindustrie, kamen später auch größere Mengen für den Steinkohlenbergbau hinzu. Ende der 80er-Jahre ging der Steinkohlebergbau als Kunde verloren und die Fördermenge in Hüttenheim drastisch zurück. 1988 wurden nur noch 69.000 Tonnen abgebaut, diese Fördermenge wurde von einem einzigen Mitarbeiter erbracht. Bevor die Grube geschlossen werden musste, fand man im Produkt Fließestrich ein neues Standbein. Heute werden in dem insgesamt fast 150 Kilometer langen Stollensystem unter dem Tannenberg wieder 200.000 bis 220.000 Tonnen pro Jahr gefördert.
Abbau & Transport
Der Abbau erfolgt über Bohr- und Sprengarbeiten. Für jede Sprengung werden mit einem Bohrwagen 23 Sprenglöcher mit einem Durchmesser von 45 Millimetern und einer Länge von drei Metern gebohrt. Als Sprengstoff kommt ein Gemisch aus Ammoniumnitrat und einem speziellen Öl zum Einsatz. Sprengungen erfolgen ausschließlich am Ende der Spätschicht. Dann befindet sich lediglich der Sprengmeister im Abbaubereich und die Sprenggase können über Nacht abziehen, damit die Einsatzorte zu Beginn der Frühschicht gefahrlos betreten werden können. Der Transport des Abbaumaterials erfolgt über Radlader und Schleppergespanne.
Hüttenheimer Zukunft
Der Anhydrit-Abbau unter dem Tannenberg geht unweigerlich dem Ende entgegen. Der Standort Hüttenheim muss deswegen aber nicht um seine Zukunft bangen. Der angrenzende Bullenheimer Berg verfügt über ähnlich ergiebige Lagerstätten. Da der Bullenheimer Berg rund viermal so groß ist wie der Tannenberg, werden die Vorräte auch für die nächsten 120 Jahre reichen.
>>Glosar
Anhydrit: Den Unterschied zwischen Gips und Anhydrit macht das Wasser. Während Gips im Kristallgitter zwei Anteile Wasser eingebaut hat, ist Anhydrit wasserfrei. Gelangt Oberflächen- oder Grundwasser an den Anhydrit, nimmt dieser das Wasser ins Kristallgitter auf und wandelt sich im Laufe von Jahrtausenden in Gips um.