Kurze Bauzeiten, trockene Bauweise, beste Statik, hohe Vorproduktion – welche Bauweise ist gemeint? Für Unternehmen wie KLH oder Binderholz Bausysteme liegt die Antwort klar auf dem Tisch: modernes Brettsperrholz. Die Vorteile der jungen Holzbauweise überzeugen.
Der Fachterminus Brettsperrholz ist dem Leader unter den Herstellern großformatiger Brettsperrholzelemente zu klobig. Das steirische Unternehmen KLH spricht lieber von Kreuzlagenholz. »Aus meiner Kindheit kenne ich (Brett-)Sperrholz als dünne Holzplatten. Heute könnten wir Gebäude bis zu 25 Geschoßen errichten. Das erfordert andere Dimensionen«, betont Geschäftsführer Christian Loimayr, der in Katsch/Mur Platten im Maximalformat 3 x 16,5 m herstellt. Verfügbar sind Stärken von 60 bis 500 mm. Kritik übt er in diesem Punkt an der heimischen Bauordnung, die Holzbauten über vier Geschoße kaum zulässt. In anderen Staaten sieht die rechtliche Lage anders aus. »In London haben wir ein neunstöckiges Holzgebäude errichtet, in Australien ein zehngeschoßiges. Zurzeit wird dort ein 25-geschoßiges geplant.« Hierzulande ist eine Bewusstseinsänderung der Gesetzgeber notwendig. Unter Anstoß von proHolz Austria wird derzeit an einer gesamthaften Strategie aus Forschung, Marketing und Lobbying zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für vielgeschoßige Holzbauten gearbeitet. »Wir sind mit Politik und Behörden im Gespräch. Insbesondere im Großraum Wien, wo in den nächsten Jahren durch das prognostizierte Bevölkerungswachstum eine hohe Bautätigkeit zu erwarten ist, wollen wir höhere Holzbauanteile ermöglichen. Unser Ziel ist es, dass Holz künftig wie andere Materialien als Standardbaustoff in der Gebäudeklasse 5 eingesetzt werden kann«, erklärt Geschäftsführer Georg Binder.
Über Kreuz
Zurück zum Brettsperrholz, das unter vielen Namen auftritt – BBS, BSP, X–Lam, CLT und Dickholz. Gemeint ist stets das Gleiche: kreuzweise übereinander gestapelte Fichten- oder Lärchenlamellen, die unter hohem Pressdruck zu großformatigen Massivholzelementen verleimt werden. Der entscheidende Vorteil von Brettsperrholz (BSP) sind seine statischen Eigenschaften. Die hohe Tragfähigkeit bei geringem Eigengewicht erlaubt selbst bei großen Spannweiten eine schlanke Dimensionierung von Bauteilen. Zudem überzeugen Aussteifung, Schall-, Brand- sowie der gute Wärmeschutz. Vom Material und Rohbau her gibt es kaum einen Preisvorteil von BSP zu Ziegel oder Stahlbeton. Erhebliche Einsparungen sind jedoch in der Fertigstellung möglich. Hier liegt das größte Kostenpotenzial für Bauherren und Konsumenten. »Vorbohren, Dübeln und Stemmen entfallen. Vielfach bleibt dieser Kostenfaktor aber noch bei den Handwerkern hängen«, bedauert Loimayr. Denn die Vorteile der jungen Holzbauweise sind noch nicht allgemein bekannt. Binderholz Bausysteme sieht Informationsdefizite bei Baufirmen und generell ein Ausbildungsmanko an Universitäten hinsichtlich Holzbau. »Speziell bei den Architekten muss noch einiges aufgeholt werden«, zeigt Geschäftsführer Helmut Spiehs auf. Ein Punkt für verstärkte Informationsarbeit betrifft den Bestand von BSP gegen Feuchtigkeit. Durch die kreuzweise Verleimung technisch getrockneter Holzlamellen wird der Vorgang des Quellens und Schwindens auf ein nahezu vernachlässigbares Maß reduziert. Fehlendes Know-how gibt es auch bezüglich der äußerst geringen Toleranz im Plattenzuschnitt. »Bei 16,5 Metern liegt diese bei gerade zwei Millimetern. Das schaffe ich mit Mauern und Betonieren nie. Da muss ich immer Naturmaß nehmen«, so Loimayr. Im Hinblick auf Klimaschutz hat Kreuzlagenholz ebenfalls die Nase vorn. Der einzig wirklich ungrüne Faktor ist die Verleimung. »In irgendeiner Form muss man aber verkleben. Der verwendete PUR–Klebstoff ist zwar auch ein Rohölprodukt, aber derzeit die beste Alternative«, betont Loimayr.
Die Nase vorn
Aus all diesen Gründen gibt es weltweit einen steigenden Bedarf an Kreuzlagenholz. »Immer mehr Architekten arbeiten basierend auf dieser Holzbauweise«, so Helmut Spiehs. Im Wohnungsbau wie auch im kommunalen und gewerblichen Objektbau wird BSP als statisch tragendes Element eingesetzt, nicht nur als Außen- und Innenwände sowie Dach- und Deckenelemente, sondern auch für Stiegenläufe und Balkonplatten. »Bauprojekte in ganz Europa haben die besondere Eignung von Brettsperrholz im Geschoßbau bewiesen«, betont Spiehs und nennt die Wohnbauten Breitenfurterstraße, Mühlweg (beide Wien), Schützenstraße (Innsbruck, alle viergeschoßig) und Bad Aibling in Deutschland (achtgeschoßig) als Referenzprojekte von Binderholz Bausysteme. »Mit unserem Brettsperrholz BBS erfahren wir seit sechs Jahren ein jährliches Wachstum von durchschnittlich 30 Prozent.« Aus der Praxis berichtet Klaus Freischlager, Leiter Ingenieurholzbau bei Aichinger Bau. »Unsere Erfahrungen mit Brettsperrholz sind sehr positiv. Die fertig abgebundenen großflächigen Brettsperrholzelemente lassen sich sehr wirtschaftlich auf der Baustelle verbinden bzw. einbauen. Das bedeutet schnelle Bauzeiten vor Ort sowie eine rasche Übergabe des Gebäudes an den Bauherren, was für ihn eine frühere Wertschöpfung durch Mieteinnahmen bedeutet.« KLH-Chef Loimayr veranschaulicht die Zeitersparnis. »Der neungeschoßige Rohbau in London war in acht Wochen fertig montiert. In herkömmlicher Bauweise wären acht Monate erforderlich.« Ein weiterer Vorteil von BSP ist die Unabhängigkeit von der Wetterlage. »Bei konventioneller Massivbauweise muss mit Montageunterbrechungen aufgrund zu niedriger Außentemperaturen gerechnet werden«, so Freischlager weiter. Zeitlich getoppt hat KLH den Holzbau bis vor kurzem durch seinen Modulbau. Wohnräume wurden als Module in der Fabrik zusammengestellt, per LKW überstellt und per Kran in das Gebäude gehoben. »So konnten wir bei den Olympischen Spielen in Turin in kürzester Zeit vier Wohneinheiten für 800 Sportler und Journalisten errichten.« Nachsatz: »Von der Modulbauweise haben wir uns aber zurückgezogen. Wir sind kein Bauunternehmen, sondern ein Baumaterialhersteller.«
Kreuzlagenholz ganz anders
Als Gebäudeelement ist Holz bekannt. Einen neuen Weg der Nutzung hat KLH eingeschlagen. »Gemeinsam mit Timber Tower haben wir den ersten Holzturm für ein Windrad in Hannover mit einer Nabenhöhe von 100 Metern entwickelt«, erzählt Christian Loimayr. Die Vorteile der Konstruktion: Die Holzelemente sind leichter, sparen Kosten im Fundament, sind einfacher zu transportieren, langlebiger und ermöglichen deutlich geringere Rückbaukosten sowie eine thermische Verwertung. »In Österreich gibt es bereits aus Kärnten Anfragen für ähnliche Projekte«, freut er sich.