In der heimischen Politik regiert der Rotstift. Dem Primat der Budgetkonsolidierung folgend, müssen die Ministerien kräftig einsparen, um das Haushaltsdefizit einigermaßen unter Kontrolle zu bringen. Zu den beliebtesten Streichposten zählen traditionell Infrastrukturinvestitionen. Die Medien zeigen dann gerne auf, was jetzt alles nicht gebaut wird, übersehen dabei aber, dass das Niveau der heimischen Infrastrukturinvestitionen im europäischen Vergleich immer noch recht ordentlich ist. Die Asfinag investiert bis 2018 pro Jahr im Schnitt rund eine Milliarde Euro jährlich in den Neubau und die Erhaltung bestehender Strecken, die ÖBB lassen im gleichen Zeitraum mehr als zwei Milliarden pro Jahr für die Schienen- und Bahninfrastruktur springen. Und die Bundesimmobiliengesellschaft BIG plant oder realisiert in den kommenden vier bis fünf Jahren Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 1,95 Milliarden Euro. Ein Streifzug durch die wichtigsten Baustellen von BIG, ÖBB und Asfinag.
Asfinag
> Mühlviertler Schnellstraße
S10 Unterweitersdorf–Freistadt Nord
Über die Trassenführung wurde lange gestritten, die Notwendigkeit der S10 stand hingegen außer Frage. Das derzeit größte Projekt der Asfinag ermöglicht eine infrastrukturelle Erschließung des Mühlviertels, soll eine große Erleichterung für die Pendler der Region bringen und zu einem Rückgang der Unfallzahlen an der überlasteten B 310 führen. Zudem ist die S10 für die Standortsicherung der Bezirke Freistadt und Urfahr-Umgebung von großer Bedeutung. Das letzte große Baulos des Projekts, das knapp fünf Kilometer lange Mittelstück der S 10, wurde kurz vor Weihnachten an die Baufirmen Porr, Alpine und Haider vergeben.
>> Baubeginn: 2009
>> Verkehrsfreigabe: 2015
>> Gesamtlänge: ca. 22 km
>> Investition: 718 Mio. Euro
> Bosrucktunnel
A 9 Pyhrn Autobahn,
Errichtung 2. Röhre + Sanierung Bestandsröhre
Die bestehende, seit 1983 in Betrieb befindliche Röhre führt durch äußerst ungünstige Gebirgsverhältnisse. Der daraus resultierende sehr schlechte bauliche Zustand erfordert eine Generalsanierung des Bestandes. Dazu muss der Tunnel für mindestens 1,5 Jahre verkehrsfrei gehalten werden. Somit muss die zweite Röhre einerseits für die Schaffung der Sanierungsmöglichkeit der ersten Röhre errichtet werden. Andererseits ist der Bau der zweiten Röhre des Bosrucktunnels ein weiterer Schritt zum Vollausbau der A 9 Pyhrn Autobahn. Der Spatenstich für die Bauleistungen für die Errichtung der zweiten Röhre erfolgte Ende 2009. Der Durchschlag erfolgte im August 2011. Im Juli 2011 wurde vom Südportal beginnend mit dem Innenausbau begonnen, dieser ist mittlerweile abgeschlossen. Derzeit erfolgt die Installation der elektromaschinellen Ausrüstung.
>> Baubeginn 2. Röhre: 2009
>> Verkehrsfreigabe: 2015
>> Gesamtlänge: 7,3 km
(davon Bosrucktunnel: 5,5 km)
>> Investition: ca. 300 Mio. Euro
> Pfändertunnel
Errichtung 2. Röhre inklusive Sanierung Bestandsröhre
Der Pfändertunnel ist als Bregenz-Umfahrung ein wichtiger Teil der Nord-Süd-Verbindung im Vorarlberger Rheintal und mit der Anbindung zur A 96 in Deutschland Bestandteil des transeuropäischen Straßennetzes. Die bestehende erste Röhre wurde im Dezember 1980 in Betrieb gekommen, ist in der Zwischenzeit aber deutlich an der Kapazitätsgrenze angekommen: Fast täglich kommt es zu überlastungsbedingten Behinderungen. Die zweite Röhre wurde im Sommer 2012 fertiggestellt und für den Verkehr freigegeben. Bis Sommer 2013 wird nun die bestehende Röhre saniert, dann werden beide Tunnelröhren für den Verkehr freigeben.
>> Baubeginn: Oktober 2007
>> Geplante Verkehrsfreigabe: Sommer 2013
>> Gesamtlänge: 6,7 km
>> Investition: 212 Mio. Euro
Zukünftige Projekte:
> A 5 Nord-Autobahn, Abschnitt Nord
Baubeginn: 2013
Geplante Verkehrsfreigabe: 2016
Investition: 324 Mio. Euro
Aktuell: Umweltverträglichkeitsprüfung
> S 7 Fürstenfelder Schnellstraße, Abschnitt West
Baubeginn: 2013
Geplante Verkehrsfreigabe: 2017
Investition: 435 Mio. Euro
Aktuell: Umweltverträglichkeitsprüfung
>S 1 Wiener Außenring Schnellstraße (Gr. Enzersdorf – Süßenbrunn)
Baubeginn: 2014
Geplante Verkehrsfreigabe: 2016
Investition: 400 Mio. Euro
Aktuell: Umweltverträglichkeitsprüfung
> A 26 Linzer Autobahn, Knoten Linz/Hummelhof
Baubeginn: 2015
Geplante Verkehrsfreigabe: ab 2018
Investition: 646 Mio. Euro
Aktuell: Umweltverträglichkeitsprüfung
ÖBB
> Bahnhofsprojekte
bundesweit
Die groß angelegte Bahnhofsoffensive der ÖBB bleibt von den Sparmaßnahmen der Bundesregierung verschont. Bis 2016 werden rund 100 Bahnhöfe und Haltestellen modernisiert und einige Megaprojekte realisiert. Dafür werden insgesamt drei Milliarden Euro in die Hand genommen. Aushängeschild der Bahnhofsoffensive ist der Hauptbahnhof Wien (Bild). Rund eine Milliarde Euro werden alleine in die Bahninfrastruktur und die Verkehrsstation investiert. Außerdem werden derzeit der Grazer Hauptbahnhof für 167,5 Millionen Euro und der Hauptbahnhof Salzburg für 270 Millionen Euro umgebaut.
> Graz-Klagenfurt
Neubau Koralmbahn
Mit der Koralmbahn entsteht auf 130 Kilometern eine neue zweigleisige Hochleistungsstrecke, die zwischen Graz und Klagenfurt eine Fahrzeitverkürzung von derzeit knapp drei auf eine Stunde ermöglicht. Herzstück der Koralmbahn bildet der 32,9 Kilometer lange Koralmtunnel. An dessen Portalen entstehen zwei völlig neue InterCity Bahnhöfe – der Bahnhof Lavanttal und der Bahnhof Weststeiermark. Die Koralmbahn wird Teil der baltisch-adriatischen Achse, die Polen, Tschechien und die Slowakei mit Oberitalien, Ost- und Südösterreich verbindet.
>> Baubeginn (in Phasen): 1999
>> Inbetriebnahme: 2023
>> Gesamtlänge: 130 km
>> Investition: 5,3 Mrd. Euro
> Semmering-Basistunnel
Neubau
Der Semmering-Basistunnel ist eines der wichtigsten Infrastruktur-Großprojekte im Herzen Europas. Der zweiröhrige Eisenbahntunnel ist eine nachhaltige Investition in die Eisenbahninfrastruktur und ein Schlüsselprojekt der neuen Südbahn. Der Tunnel schafft die infrastrukturelle Grundlage für ein verbessertes Angebot im Personen- und Güterverkehr. Zusätzlich zur enormen Effizienz- und Kapazitätssteigerung im Güterverkehr wird sich die Fahrzeit zwischen Wien und Graz um ca. 40 Minuten verkürzen. Reisende werden für diese Strecke nur noch 1 Std. 50 Min. benötigen, auch die Fahrzeit nach Kärnten und Italien wird entsprechend verkürzt.
>> Baubeginn: 2012
>> Gesamtinbetriebnahme: 2024
>> Gesamtlänge: 27,3 km
>> Investition: 3,1 Mrd. Euro
> St. Margarethen – Lauterach
Streckenausbau
Der Ausbau der Strecke zwischen St. Margarethen im Schweizer Kanton St. Gallen und Lauterach im österreichischen Vorarlberg sorgt für sicheren und schnelleren Eisenbahnverkehr zwischen den beiden Nachbarländern. Zusätzlich werden dabei eine höhere Hochwassersicherheit, weniger Lärmbelästigung für die Anrainer, ein attraktiverer Nahverkehr und ein beschleunigter Fernverkehr auf der Achse Zürich – Bregenz – München realisiert. Beim Teilabschnitt St. Margarethen – Lustenau handelt es sich um eine umfangreiche Linienverbesserung: Neben der Bestandstrasse entsteht rund zwölf Meter weiter südlich und bis zu zwei Meter höher die Neubautrasse, die ans bestehende Bahnnetz auf Schweizer und österreichischer Seite angebunden wird. Neben der erforderlichen Anhebung der zentralen Rheinbrücke werden sieben weitere Brücken bis 2013 neu errichtet.
>> Baubeginn: 2010
>> Gesamtinbetriebnahme: 2013
>> Gesamtlänge: 1,9 km
>> Investition: 90 Mio. Euro
Weitere Projekte der ÖBB:
> Pottendorfer Linie: Ausbau Blumental–Wampersdorf
Baubeginn: 2014
Inbetriebnahme: 2023
(durchgehend zweigleisig ausgebaut)
Investition: 650,2 Mio. Euro
>St. Pölten: Lückenschluss viergleisige Westbahn inkl. Güterzugumfahrung
Baubeginn: 2011
voraussichtliche Inbetriebnahme: 2017
Investition: 444,9 Mio. Euro
>Gloggnitz–Mürzzuschlag: Sanierung Bestandsstrecke
Baubeginn: 2006
sukzessive Inbetriebnahme: bis 2014
Investition: 119,6 Mio. Euro
> Wels–Passau: Ausbau Bestandsstrecke
Baubeginn: 2005
voraussichtliche Inbetriebnahme: 2019
Investition: 255,6 Mio. Euro
> Ybbs–Amstetten: Lückenschluss viergleisige Westbahn
Baubeginn: Dezember 2008
voraussichtliche Inbetriebnahme: 2019
Investition: 490,1 Mio. Euro
BIG
> Landespolizeidirektion Graz
Neubau
Seit Anfang des Jahres ist mit der BIG-Tocher Austrian Real Estate ARE ein neuer Player am österreichischen Immobilienmarkt für Büro- und Gewerbeimmobilien sowie Entwicklungsliegenschaften tätig. Die ARE soll sich vornehmlich um die Bewirtschaftung und nicht um die Verwaltung des Immobilienvermögens des Bundes kümmern. Das Portfolio umfasst alle marktnahen Immobilien der BIG, das entspricht österreichweit rund 1,8 Millionen Quadratmetern Gebäudefläche in mehr als 600 Liegenschaften. Eines der ersten Bauprojekte ist die neue Landespolizeidirektion in Graz. Anfang Dezember wurde mit dem Abbruch des bestehenden Wachgebäudes begonnen, um Platz für den Neubau zu schaffen. Insgesamt stehen der Polizei nach der Erweiterung rund 7.000 Quadratmeter Büroflächen zur Verfügung. Zusätzlich wird im Dachgeschoß eine Raumschießanlage errichtet. Die Investitionen betragen rund 18 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist im Juni 2014 geplant.
>> Baubeginn: Dezember 2012
>> Bauende: Juni 2014
>> Architektur: Roland Heyszl
>> Investition: 18 Mio. Euro
> BSZ St. Pölten
Erweiterung + Sanierung
Seit dem dritten Quartal 2011 läuft die Erweiterung des Bundesschulzentrums St. Pölten. Ein 11.200 m² großer Neubau verbindet die bestehenden Gebäude von HTBLVA und BHAK miteinander, wobei für den entstehenden Campus bereits die alte Mensa, ein Teil der alten BHAK sowie der ehemalige Festsaal weichen mussten. Als besondere Herausforderung stellt sich die Durchführung der Bauarbeiten während des laufenden Schulbetriebs dar. Dafür sind auch einige Klassen in Schulcontainern untergebracht. Neben einer möglichst geringen Lärmbelästigung während des Unterrichts steht die Sicherheit der Schüler an erster Stelle. Dazu wurden vor Baubeginn eigene Fluchtstiegenhäuser sowie von der Baustelle abgeschirmte Wege errichtet. Nach Fertigstellung der Neubauarbeiten werden die in die Jahre gekommenen Bestandsgebäude der HTBLVA sowohl thermisch als auch funktionssaniert. Es werden eine neue Fassade, Fenster und Sonnenschutz angebracht, um das Klima und den Energieverbrauch zu verbessern.
>> Baubeginn: Q3 2011
>> Bauende: Q4 2015
>> Architektur: YF Architekten
>> Investition: 61 Mio. Euro
> Campus WU
Neubau
Der Neubau des Campus WU im Wiener Prater geht in die Zielgerade. Durchaus bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Campus nach mittlerweile mehr als drei Jahren Bauzeit genau im Zeitplan liegt. Über 99 % der Bauaufträge sind bereits vergeben, die meisten davon an inländische Unternehmen. Insgesamt sind bisher rund 285 Millionen Euro in den Neubau geflossen. Das Gesamtbudget inklusive aller Honorare und Grundstück liegt bei 492 Millionen Euro. Derzeit werden die Fassaden aller Gebäude fertiggestellt, auch die Ausbauarbeiten wie Haustechnik, Böden und Malerarbeiten schreiten zügig voran und es starten bereits die Komplettierungsarbeiten am ganzen Campus. Die bauliche Fertigstellung soll noch in diesem Frühjahr erfolgen. Danach folgen Probebetrieb und Einrichtung sowie Umzug.
>> Baubeginn: Jänner 2010
>>Bauende: Juni 2013
>> Architektur: BUSarchitektur +
Partner; Zaha Hadid; Atelier Hitoshi Abe
(Auszug)
>> Investition: 492 Mio. Euron