Ein Gastkommentar von Christian Murhammer, Geschäftsführer Fertighausverband. Niemand kann sich vorstellen, dass sein neues Auto in Einzelteilen geliefert und am Straßenrand zusammengebaut wird. Möglich wäre es – aber wer macht das schon? Was beim Auto selbstverständlich, scheint im Hausbau unmöglich. Scheint – denn durch die Vorfertigung von Gebäudeteilen im Werk nähert man sich dem Vorbild Automobilindustrie immer deutlicher.
Je höher der Vorfertigungsgrad der Bauteile ist, desto besser. Unter idealen Bedingungen erfolgt das Zusammenfügen oder das Einbauen der einzelnen Baumaterialien.
Automatisation und Computersteuerung sind nicht mehr Ausnahme, sondern die Regel. Das erklärte Ziel der Fertigbauindustrie ist: möglichst viel im Werk, möglichst wenig auf der Baustelle. Nach diesem Motto entstehen derzeit in erster Linie Wand-, Decken- und Dachelemente für Einfamilienhäuser, mehrgeschoßige Wohngebäude oder Objektbauten. Mit eingebauten Fenstern, aufgebrachten Putzen und eingebauten Ver- und Entsorgungsleitungen verlassen die Elemente das Werk auf dem Lkw, um rasch vor Ort zu einem fertigen Haus montiert zu werden.
Blick in die Zukunft
Noch die Ausnahme, dafür sicher der höchste Grad der Vorfertigung sind ganze Raumzellen aus dem Fertighauswerk, bestehend aus Boden, Seitenwänden und Decke. Doch auch hier erschließt sich nach und nach ein Markt. Denn während im Wohnbau der Trend nach wie vor zum individuellen Wohnen geht, gibt es daneben Bedarf an standardisierten Raumeinheiten. Denken wir nur an Hotels, Schulen oder Krankenhäuser. Hier liegen noch Potenziale für den Fertigbau. Auf einem vorbereiteten Unterbau wird Einheit an oder auf Einheit gesetzt, mit allen Leitungen und fertigen Sanitärzellen. Mit all den Vorteilen des »klassischen« Fertigbaus: rasche Bauzeit, fixe Kosten pro Modul, geprüfte Produktion. Zudem ist im modularen Raumzellenbau eine Erweiterung, Verkleinerung oder ein Ortswechsel des Objekts relativ einfach zu bewerkstelligen. Einzige Herausforderung sind der größere Platzbedarf im Produktionswerk und der Transport der Raumzellen, der in der Regel einen genehmigten Sondertransport und gute Zufahrtsmöglichkeiten zur Baustelle erfordert.
Neben den oben angesprochenen Einsatzmöglichkeiten etabliert sich zunehmend auch ein Markt im Wohnbau. Namhafte Architekturbüros beschäftigen sich mit modularem Wohnen. Die »Box« für junges, mobiles Wohnen begegnet immer häufiger. Grund genug, dass sich die heimische Fertighausbranche immer intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen beginnt und auch schon erste Umsetzungen vorzuweisen hat.
Schließlich ist noch der Aspekt der Sanierung durch vorgefertigte Wandmodule anzusprechen. Speziell die städtischen Wohnausanlagen der 1960er- und 1970er-Jahre weisen zumeist sehr strikte, regelmäßige Fassaden auf. Speziell jene Objekte durch vorgehängte, hochwärmegedämmte Wandelemente mit schon integrierten neuen Fenstern, mit Lüftung und mit integrierter Photovoltaik oder Solaranlage zu sanieren, bietet eine Reihe von Vorteilen: Die Sanierung geht rasch und die Bewohnerinnen und Bewohner werden durch die Bauarbeiten kaum gestört. Ein Gerüst kann entfallen und die im Element enthaltene Technik macht aus den Häusern modernen und komfortablen Wohnraum.
Frage nach dem Standard
Egal ob Sanierung oder Neubau: Ganz ohne Arbeiten auf der Baustelle wird ein Haus nie zu errichten sein. Bedeutend für das Bauen der Zukunft ist daher, welcher Grad der Vorfertigung zum gängigen Standard wird. Damit werden sich nicht nur die Architekten, sondern auch die Ausführenden, die Fertighausindustrie, zu beschäftigen haben. Branchenvertretungen wie der Österreichische Fertighausverband haben unter Berücksichtigung der gewohnt hohen Qualitätsstandards der Mitglieder das Thema aufzubereiten und die Funktion einer Kontaktplattform.
Info: www.fertighaus.org