Dienstag, Juli 02, 2024

Immer öfter führen krasse kaufmännische Fehler zu Unternehmenspleiten.Seit 1990 hat sich der Anteil der durch schwerwiegende interne Fehler verursachten Insolvenzen mehr als verdoppelt. Während 1990 nur jede fünfte Pleite auf fehlendes wirtschaftliches Know-how zurückzuführen war, hatte 2010 fast jede zweite Pleite innerbetriebliche Ursachen. Dabei ist die größte Fehlerquelle laut Kreditschutzverband KSV1870 das »Fehlen des unbedingt notwendigen kaufmännischen Weitblicks und der rationalen Planung bei Funktionsänderungen«. Laut KSV-Experten Hans-Georg Kantner sind bei einer Vielzahl von insolventen Firmen eklatante Mängel in der Organisation feststellbar. Apparate sind aufgebläht, Zuständigkeiten und Abgrenzungen sowie die innerbetrieblichen Potenziale in Sachen Produktivität und Kostensenkung nicht ausgeschöpft. Auch das Bewusstsein, laufend seine Prozesse zu verbessern, fehlt bei vielen Unternehmen fast gänzlich. Dazu kommt eine ungenügende strategische Planung, die sich zu stark an den operativen Kosten orientiert und nicht an realistischen Markteinschätzungen und der Beobachtung des Kundenverhaltens. Schließlich haben viele Unternehmen immer noch keine zeitgemäße Buchführung. Laut KSV sind die heimischen Unternehmen zwar gut im handwerklichen Bereich, die Buchhaltungsarbeit überlassen sie aber gerne externen Steuerberatern oder Bilanzbuchhaltern. »Diese externen Dienstleister können aber keine Tipps in strategischer Planung oder Unternehmensführung geben«, kritisiert Kantner.

Ein weiterer Schwachpunkt heimischer Unternehmen ist der chronische Kapitalmangel. Zwar hat sich die Situation im Langzeitvergleich doch deutlich verbessert, dennoch sind 13 Prozent aller Insolvenzen auf Kapitalmangel zurück zu führen. »Österreichische Unternehmer haben vielfach noch nicht akzeptiert, dass sie Eigenkapital benötigen und dieses auch nur in guten Zeiten an Land ziehen können«, so Kantner. Geld gäbe es in Österreich weiterhin in Hülle und Fülle, der Bankkredit hat Tradition. Aber solange die Ergebnisse gut und die Cashflows solide waren, hielten es die Unternehmer selten für nötig, Eigenkapitalgeber ins Boot zu holen.

Aber Investoren sind unbeliebt in Österreich. »Sie stellen Fragen und wollen einen Teil des Kuchens«, erklärt Kantner. Allerdings erhält auch jedes Unternehmen, das für Eigenkapitalgeber interessant ist, auch ohne Probleme einen Bankkredit – und zwar schneller und billiger. Die Bank begnügt sich mit einem vereinbarten Zinssatz, der in guten Zeiten bekanntlich weit unter der tatsächlichen Unternehmensrendite liegt (Leverage Effekt) und regiert nicht mit. Hier sitzt das Übel der heimischen Unternehmensfinanzierung. Über Jahrzehnte hatten die Geschäftsbanken gar kein gesteigertes Interesse daran, die Unternehmer vom Kredit weg zu beraten, denn er war ja ein gutes Geschäft für die Bank. Auch die Kreditförderung der öffentlichen Hand hat das Ihre dazu getan, dass die Unternehmen bei Finanzierungsfragen immer nur an Kredit denken. Deshalb fordert Kantner die »Abschaffung der vielen sinnlosen Kreditförderungssysteme zugunsten einiger nachhaltig geförderter Eigenkapitalinstrumente wie etwa der Übernahme von Gründungskosten sowie Abschaffung der unseligen Gesellschaftssteuer«.

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