Ein weiterer Schwachpunkt heimischer Unternehmen ist der chronische Kapitalmangel. Zwar hat sich die Situation im Langzeitvergleich doch deutlich verbessert, dennoch sind 13 Prozent aller Insolvenzen auf Kapitalmangel zurück zu führen. »Österreichische Unternehmer haben vielfach noch nicht akzeptiert, dass sie Eigenkapital benötigen und dieses auch nur in guten Zeiten an Land ziehen können«, so Kantner. Geld gäbe es in Österreich weiterhin in Hülle und Fülle, der Bankkredit hat Tradition. Aber solange die Ergebnisse gut und die Cashflows solide waren, hielten es die Unternehmer selten für nötig, Eigenkapitalgeber ins Boot zu holen.
Aber Investoren sind unbeliebt in Österreich. »Sie stellen Fragen und wollen einen Teil des Kuchens«, erklärt Kantner. Allerdings erhält auch jedes Unternehmen, das für Eigenkapitalgeber interessant ist, auch ohne Probleme einen Bankkredit – und zwar schneller und billiger. Die Bank begnügt sich mit einem vereinbarten Zinssatz, der in guten Zeiten bekanntlich weit unter der tatsächlichen Unternehmensrendite liegt (Leverage Effekt) und regiert nicht mit. Hier sitzt das Übel der heimischen Unternehmensfinanzierung. Über Jahrzehnte hatten die Geschäftsbanken gar kein gesteigertes Interesse daran, die Unternehmer vom Kredit weg zu beraten, denn er war ja ein gutes Geschäft für die Bank. Auch die Kreditförderung der öffentlichen Hand hat das Ihre dazu getan, dass die Unternehmen bei Finanzierungsfragen immer nur an Kredit denken. Deshalb fordert Kantner die »Abschaffung der vielen sinnlosen Kreditförderungssysteme zugunsten einiger nachhaltig geförderter Eigenkapitalinstrumente wie etwa der Übernahme von Gründungskosten sowie Abschaffung der unseligen Gesellschaftssteuer«.