Im Jahr 1911 begann der Betrieb in dem kleinen Kalkwerk mit 17 Mitarbeitern. Den Grundstein für die Wopfinger Kalk- und Steinwerke legte Alois Schmid in den 1930er-Jahren. 1969 übernahm sein Sohn Friedrich die Geschäftsführung mit 4,4 Millionen Euro Umsatz. In den folgenden vier Jahrzehnten entstand rund um den Kernbetrieb eine europaweit tätiger Baustoffgruppe mit 90 Gesellschaften in 19 Ländern. Heute beschäftigt das Familienunternehmen, mittlerweile in dritter Generation, unter dem Dach der Schmid Industrieholding bereits 4.700 Mitarbeiter, 512 davon in Wopfing. 2010 erzielte der Konzern insgesamt 1,2 Milliarden Euro Umsatz.
Wie das Institut Plenum für ganzheitliche, nachhaltige Entwicklung errechnete, schafft das Unternehmen weitere 1.900 Arbeitsplätze in der Region. »Die Wertschöpfung der Wopfinger Baustoffindustrie ist überdurchschnittlich«, erklärt Manfred Tisch, technischer Geschäftsführer der Wopfinger Baustoffindustrie. So liegt der Multiplikatoreffekt des Unternehmens bei Faktor 4,1 – jeder Euro erzielt zusätzlich 4,1 Euro an Wertschöpfung. Der österreichische Durchschnitt liegt bei Faktor 3,3.
Vorsprung durch Innovationen
Seit Jahrzehnten zählen die Wopfinger zu den wichtigsten Arbeitgebern im Großraum Wiener Neustadt, 91 Prozent der Beschäftigten kommen aus Niederösterreich. Verantwortung zeigt der Leitbetrieb aber auch hinsichtlich Nachhaltigkeit: Obwohl die Wirtschaftskrise gerade der Bauindustrie hart zusetzte, investierte das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren jährlich 15 Millionen Euro in die Modernisierung und Standortsicherung des Werkes. »Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, Wopfing zum saubersten Baustoffwerk der Welt zu machen – als sichtbares Zeichen für nachhaltiges Wirtschaften und Handeln«, sagt Robert Schmid, Geschäftsführer der Baumit Beteiligungen GmbH. Um die Verkehrswege und damit die CO2-Belastung zu reduzieren, werden 80 Prozent der Produkte innerhalb eines Radius von 300 Kilometern eingesetzt.
Noch heuer geht im Wopfinger Stammwerk die weltweit erste thermisch-regenerative Nachverbrennungsanlage im Zementbereich in Betrieb. »Mit dem Bau der Anlage und dem Einsatz unseres neuen Gewebefilters werden wir quasi geruchsneutral und staubfrei«, sagt Manfred Tisch. Er ist überzeugt, mit der 9,5 Millionen Euro teuren Technologie »eine neue Ära für die Zementindustrie einzuläuten«. Das Know-how soll in die ganze Welt exportiert werden.
Trotz Ostöffnung und Expansion nach Westeuropa blieb man dem Standort in Wopfing immer treu – und will dies auch weiterhin beibehalten. »Wopfing ist und bleibt das Headquarter unseres Konzerns«, bekennt Robert Schmid, der seit 1994 operativ im Unternehmen tätig ist und seit 2004 als Geschäftsführer der Baumit Beteiligungen GmbH für die Weichenstellung des Konzerns verantwortlich zeichnet. Ab Herbst wird in einem neuen Innovationszentrum im Stammwerk der Bereich Forschung & Entwicklung angesiedelt, bereits jetzt sind dort 30 Mitarbeiter beschäftigt – Tendenz steigend. Bei den Ausgaben für F & E rangiert das Unternehmen mit rund zehn Prozent des Umsatzes im Spitzenfeld der Branche. Die hohen Investitionen machen sich bezahlt: 20 Prozent des Umsatzes werden mit Produkten erwirtschaftet, die nicht älter als fünf Jahre sind.
»Wir haben uns das Ziel gesetzt, in Europa zu den Top-Playern zu gehören. Innovation ist der Schlüssel zu unserem Wachstum«, sagt Georg Bursik, Geschäftsführer der Wopfinger Baustoffindustrie. Kooperationen mit Forschungseinrichtungen und Bildungsträgern sind selbstverständlich. »Zahlreiche innovative Produkte und revolutionäre Entwicklungen haben in den letzten Jahren von Wopfing aus die Welt erobert und damit dem Konzern immer wieder einen Vorsprung gegenüber dem Mitbewerb verschafft«, so Bursik. Besonderes Augenmerk gilt dabei seit jeher Technologien, die zur Energie- und Schadstoffreduktion beitragen, um so umwelt- und ressourcenschonend wie möglich zu produzieren. Am Beginn stand 1957 der Bau des ersten gasbetriebenen Gleichstrom-Gegenstrom-Regenerativ-Ofens. 1963 entwickelten die Wopfinger mit dem Maerz-3-Schachtofen die nach wie vor energieeffizienteste Brenntechnologie für Kalkwerke, 1991 erfolgte die Patentanmeldung zur Verwertung von Papierrestschlamm in Zementwerken. Mit der regenerativen Nachverbrennungsanlage setzt das Unternehmen auch 2011 neue Maßstäbe.
>> Unternehmensdaten:
> Wopfinger Baustoffindustrie GmbH 2010
Umsatz: 155 Mio. Euro
Mitarbeiter: 410
Investitionen: 15 Mio. Euro
> Schmid Industrieholding 2010
Umsatz: 1,2 Mrd. Euro (+3,7 %)
Mitarbeiter: 4.700
Investitionen: 65 Mio. Euro (-25,6 %)
Firmenanzahl: 90 in 19 Ländern