Kurzsichtige Entscheidungen ohne Berücksichtigung von Folgekosten sind ein häufiger Fehler beim Neubau oder der Sanierung eines Gebäudes. Dann müssen schon nach zehn bis 20 Jahren dieselben Kosten, die in den Bau des Gebäudes investiert wurden, für Folgekosten bezahlt werden. Wie man es besser machen kann, zeigt BOB, ein optimiertes Bürogebäude in Aachen.
Es gibt viele Wege, die Lebenszykluskosten eines Gebäudes zu senken – etwa über geringere Energiekosten, geringere Wartungs- und Instandsetzungskosten oder den Einsatz von langlebigen Materialien. Das klingt toll in der Theorie, hat in der Praxis aber einige Haken. Denn die billigste Lösung ist nicht unbedingt die günstigste, und auch das teuerste Material ist kein Garant für optimale Lebenszykluskosten. Vielmehr geht es darum, die einzelnen Bausteine optimal aufeinander abzustimmen. Wie das gehen kann, zeigt BOB, das Balanced Office Building in Aachen. Dieses Bürogebäude, vom Architekturbüro Hahn Helten, dem Ingenieurbüro für Tragwerksplanung Burkhard Walter und der Ingenieurgesellschaft VIKA entwickelt, braucht nur noch 20 Prozent der Energiekosten eines konventionellen Gebäudes. Damit zählt BOB zu den energieeffizientesten und wirtschaftlichsten Bürogebäuden Deutschlands.
Damit das auch so bleibt, wird die Energieeffizienz von BOB stündlich per Messtechnik überwacht. Der Bordcomputer für Gebäude zeigt per Internettechnologie Live-Daten an. Alle Energiedaten laufen bei einem zentralen Rechner auf. Weichen die Daten von den Vorhersagedaten ab, erfolgt eine Warnmeldung. Der Primärenergiebedarf liegt bei 75 kWh/m²a. Ca. 6.000 Euro Energiekosten zahlen die Nutzer bei 2.100 m² Nutzfläche für Heizung, Kühlung, Lüftung und Beleuchtung pro Jahr. Der Heizwärmebedarf wird durch eine gut gedämmte Gebäudehülle minimiert. 20 cm Dämmung der Außenhaut und eine Dreischeibenverglasung mit einem U-Wert von 0,8 W/m²K sorgen dafür, dass der Heizwärmebedarf dem von ca. 1,5 Einfamilienhäusern entspricht. Die Lüftungswärmeverluste werden durch eine luftdichte Gebäudehülle klein gehalten. Die Energieversorgung des Gebäudes erfolgt über Geothermie. 28 Bohrungen mit einer Tiefe von 42 Metern versorgen das Gebäude im Winter mit vorgewärmtem Wasser, das mit einer Wärmepumpe auf das gewünschte Temperaturniveau gehoben wird. Im Sommer wird das Erdreich zur Kühlung des Gebäudes genutzt. Die Kühlenergie kostet für die 2.100 m² Nutzfläche 350 Euro pro Jahr.
Da das Gebäude sowohl gekühlt als auch beheizt wird, wird auch das Erdreich in 40 Metern Tiefe im Wechsel beheizt und gekühlt. Durch die äußerst trägen Wärmeaustauschmechanismen kann Wärme, die im Sommer im Erdreich angelagert wird, im Winter nutzbar gemacht werden.
Voraussetzung zur Nutzung der Geothermie im Winter- und im Sommerfall ist ein Verteilsystem, das mit kleinsten Temperaturen die Behaglichkeit herstellt. Geeignet ist hierzu die Betonkerntemperierung. Rohrschlangen, die in der Bewehrung verlegt sind, werden im Beton vergossen und machen so Boden und Decke zum Heiz- und/oder Kühlsystem.
Auch bei der Beleuchtung werden bis zu 60 Prozent gespart. Das Tageslicht wird über lichtlenkende Lamellen der Jalousien und die weißen Wände und Decken in die Mittelzone gelenkt. Reicht das Tageslicht zur Belichtung in Mittelzone oder den Bürozonen nicht aus, so wird das Kunstlicht entsprechend eingeschaltet. Je nach Helligkeit, die über Sensoren gemessen wird, wird das Kunstlicht automatisch gedimmt.
BOB ist seit sieben Jahren im Einsatz und wurde kontinuierlich weiterentwickelt. Konzipiert wurde BOB als Serienprodukt mit zahlreichen Funktionen, die bei einem Prototyp unmöglich wären. Eine eigene Regelung mit Integration von Wettervorhersagewerten ist ebenso möglich wie die Realisierung der Fernsteuerung per iPhone. Festpreis- und Energiegarantien, der Einsatz von Photovoltaik in der Fassade und auf dem Dach sowie Mikrowindkraftanlagen runden das Angebotsspektrum ab. Das BOB-Konzept verfolgt aber nicht nur betriebswirtschaftliche, sondern auch ökologisch nachhaltige Ziele. Der Einsatz von Recyclingmaterial, die Nutzung von Regenwasser zur Außenbewässerung und zur WC-Spülung, die extensive Dachbegrünung oder auch eine hohe Flächeneffizienz sind Beispiele für eine ressourcenschonende Bauweise.
Zahlen & Fakten:
- Nutzfläche: 2.100 m²
- Bruttogeschoßfläche: 2.700 m²
- Primärenergiebedarf: 75 kWh/m² im Jahr Heizen/Kühlen/Lüften/Beleuchten/Aufzug/
- Warmwasser: 27,8 kWh/m² im Jahr
- Jahresarbeitszahl Wärmepumpe (nachgemessen): 4,3
- Länge Erdwärmesonden: 1,2 km
- Energiemonitoring: 140 Messstellen mit 1,7 Mio. Messdaten pro Jahr
- Energiekosten: 30 Cent/m² im Monat
- U-Wert: 0,8 W/m²K
- Bauzeit: 9 Monate
- Inbetriebnahme: 2002
- Gesparte Kosten seit Inbetriebnahme: ca. 210.000 Euro
- Energiegarantie: in den ersten 3 Jahren 0,- Euro Energiekosten
- Investitionskosten je nach Ausstattung für Bau incl. Planung: 1.200 – 1.500 Euro/m²
Weitere Informationen unter http://www.bob-x.de