Die EU-Taxonomie, die ESG-Prinzipien und das Gebäudeenergiegesetz erfordern grundlegendes Umdenken und Handeln im Bausektor. Wie sich das auf die Bauwirtschaft auswirkt und welche Lösungen diese bereit hält, war auf der BAU 2025 in München zu sehen.
Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur ein Ziel, sondern eine zentrale Leitlinie für das Handeln. Das war auf der BAU 2025 deutlich zu spüren – der Bau & Immobilien Report war auf Einladung des Aluminium-Fenster-Instituts AFI mit dabei. Von innovativen Baustoffen über digitale Planungsprozesse bis hin zu integrativen Ansätzen für den urbanen Raum – die gesamte Ausstellungsfläche von 200.000 m² war ausgebucht, mehr als 2.200 Aussteller präsentierten ihre Lösungen. Im Mittelpunkt der BAU standen fünf Leitthemen: resilientes, klimagerechtes Bauen, Transformation Stadt/Land/Quartier, Ressourceneffizienz, »modular, seriell, produktiv« sowie wirtschaftliches Bauen. »Diese Themen spiegeln den Zeitgeist der Branche wider«, betonte Andrea Gebhard, Präsidentin der Deutschen Bundesarchitektenkammer.
Leitthema Nachhaltigkeit
Trotz Verkürzung um einen Messetag informierten sich rund 180.000 Besucher*innen (2023: 190.000) über Neuheiten und Trends der 2.230 Aussteller (2023: 2.260). Zum ersten Mal in der über 60-jährigen Geschichte der BAU lag der Anteil internationaler Unternehmen bei mehr als der Hälfte. Neben Deutschland waren vor allem Italien, Türkei, Österreich, Polen, Belgien, Schweiz, Spanien, Niederlande, Griechenland und China stark vertreten. Die Messeleitung betonte die Bedeutung der BAU: »Die BAU gibt gerade in dieser Zeit Mut und Zuversicht«, bilanzierte Messe-München-Geschäftsführer Reinhard Pfeiffer.
Als Weltleitmesse werden Entwicklungen diskutiert, Ideen für die Zukunft des Bauens aufgezeigt und Trends gesetzt. Diese seien zum großen Teil in den Leitthemen sichtbar. Resilientes, klimagerechtes Bauen wird bei der aktuellen globalen Entwicklung immer wichtiger. Ein vorausschauender, lebenszyklusorientierter Ansatz sichere Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit von Immobilien in einem zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Markt. Darüber hinaus spielt bezahlbarer Wohnraum eine große Rolle. Modulares Bauen besitzt in dieser Hinsicht großes Potenzial, die Situation zu entschärfen.
Als internationale Plattform für die Baubranche dient die BAU darüber hinaus als globaler Platz für Networking. Zu Beginn waren die Erwartungen laut Messeleitung wegen des konjunkturellen Umfeldes gedämpft, die Resonanz bei Aussteller- und Besucher*innen sei aber eindeutig positiv. Die Aussteller*innen waren vor allem vom großen Interesse der Fachbesucher*innen an den innovativen Lösungen begeistert, auch von der Vernetzung von Bauherren, Planern und Industrie, die die BAU schafft, und vom Messethema Nachhaltigkeit, durch das die ressourcenschonende, klimagerechte und wirtschaftliche Bauweise gefördert wird.
BAU in Rot-Weiß-Rot
Nahezu jede der 18 Hallen war mit einem eigenen baurelevanten Thema besetzt. Österreich war mit 114 Unternehmen vor Ort. Ein kurzer Rundblick: AluKönigStahl-Partner Schüco stellte auf seinem Messestand etwa das Thema Bauen im Bestand in den Mittelpunkt und präsentierte unter dem Motto »Value Up« sein Lösungsangebot für einen objektspezifischen, wertsteigernden und ressourcenschonenden Sanierungsprozess. Wicona zeigte unter anderem seine »New Generation« von Türen, Fenstern und Fassaden mit der innovativen Aluminiumlegierung Hydro Circal, die mit einem hohen Anteil an recyceltem End-of-Life-Aluminium besticht.
Bei Kamal konnten Besucher*innen das HDD Paneel kennenlernen, bei dem Heizrohre direkt mit dem Sandwichpaneel der Fassade verbunden sind, sodass man auf herkömmliche Heizkörper verzichten kann. abaton paneel präsentierte Klimadecken mit Feuchtepuffer, wodurch im Schnitt 30 Prozent Energie gegenüber herkömmlichen Kühldecken gespart werden können. Dormakaba optimiert mit einem speziellen Türsensor die Bewegung der Automatiktüren. Spinnanker stellte eine innovative Fundament- und Verankerungstechnik ohne Beton vor, Innovametall ein System, mit dem aus alten Wohngebäuden moderne Wohnquartiere entstehen.
Auf die hohe Bedeutung nachhaltiger Gebäudekühlung waren Baustoff + Metall, das Start-up abaton, aber auch Kübler ausgerichtet. Bei Stora Enso drehte sich alles um ihren Bausatz Sylva by Stora Enso, Austrotherm konzentrierte sich auf das Thema Einsparen von Energiekosten. Thema bei vielen Ausstellern war die Digitalisierung des Bauwesens, unter anderem bei Capmo, Nevaris, Softtech, Projekt Pro, ReeBuild und Ishap sowie das Thema Vorfertigung. Das Tiroler Start-up ParaStruct präsentierte eine Materialplattform, die biogene und mineralische Rest- und Abfallstoffe der Bauindustrie aufbereitet und durch digitale Fertigungsverfahren wiederverwertet.
Preise auf der BAU
Auf der BAU werden traditionell auch zahlreiche Preise vergeben, darunter unter anderem der Innovationspreis Architektur + Bauwesen, der in diesem Jahr an Holcim ging. Holcim wurde von der Jury für vier seiner innovativen nachhaltigen Baulösungen ausgewählt. Zu diesen Lösungen gehören die ECOCycle-Kreislauftechnologie, die ECOPact- und ECOPlanet-Produktreihen, einschließlich dem in Österreich entwickelten ECOPlanet RC sowie einer innovativen Anwendung von kalziniertem Ton, und der intelligente Carbon Prestressed Concrete (CPC) für besseres Bauen mit weniger Material. Die Founders Night, den Start-up-Pitching-Wettbewerb der BAU München, hat ReeBuild für sich entschieden.