Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report fordert Nina Schneider-Paumgartner, Leiterin des Immobilienbereichs bei Swiss Life Select Österreich, von der Politik Planungssicherheit für ihre Kund*innen. Sich selbst und ihre Makler-Kolleg*innen nimmt sie in die Pflicht, das Geschäft neu zu denken, die Kund*innen an die Hand zu nehmen und durch den Rechts- und Finanzierungsdschungel zu lotsen.
Der Immobilienmarkt erlebte, nicht nur in Österreich, einen enormen Boom. Darauf folgte eine regelrechte Vollbremsung. Wie würden Sie die aktuelle Lage am Immobilienmarkt einschätzen?
Nina Schneider-Paumgartner: Aktuell ist die Lage nicht so positiv wie ich im Februar oder März dachte. Klar ist, dass die goldenen Immobilienjahre, in denen die Käufer anstehen mussten, um kaufen zu dürfen, vorbei sind. Das letzte Jahr war sehr hart, das hat sich auch in den Transaktionen niedergeschlagen, speziell bei Wohnungen im Bereich von 400.000 Euro bis zu einer Million Euro. Die klassischen Käufer, junge Familien, haben durch die KIM-Verordnung keine Kredite mehr bekommen. Angebot gab es genug, aber die Käufer sind weggebrochen.
Sehen Sie die KIM-Verordnung hauptverantwortlich für den Einbruch am Immobilienmarkt?
Schneider-Paumgartner: Es ist ein Aspekt, aber ein ganz wesentlicher. Der Hauptgrund sind aber die hohen Zinsen. In Zeiten der Nullzins-Politik konnte, überspitzt formuliert, jeder mit 10.000 Euro am Konto eine Wohnung kaufen, damit die nächste finanzieren und so weiter. Das System kennt man. Das wurde gestoppt. Aber im ersten Quartal 2024 haben wir einen deutlichen Zuwachs bei den Anfragen gesehen, so als würden die Leute aus einer Art Schockstarre erwachen. Da wuchs auch mein Optimismus. Aber praktisch mit Bekanntwerden des Förderungspaketes der Regierung, kam es wieder zu einem Stillstand. In ganz Österreich. Die Ankündigung des Entfalls der Grundbucheintragungsgebühr ohne dass konkrete Maßnahmen folgten, hat viele verunsichert. Die Sorge der Käufer war groß, nicht von diesen Befreiungen zu profitieren, wenn sie zu früh kaufen.
Abgesehen von der Ankündigungspolitik der Regierung. Das Angebot ist da. Die Kaufpreise sinken, Mieten steigen. Das muss doch ein Turbo für Sie sein?
Schneider-Paumgartner: Sollte man meinen. Aber es warten viele auf sinkende Zinsen und auch sinkende Preise. Aber ein Sinken der Preise wird meiner Ansicht nach nicht passieren. In guten Lagen werden die Preise das Niveau beibehalten.
Was müsste jetzt passieren, damit der Markt wieder in Schwung kommt?
Schneider-Paumgartner: Das wichtigste ist Sicherheit. Planungssicherheit aber auch Informationssicherheit. Die Käufer müssen auch ein Stück weit an die Hand genommen werden.
Wer ist da Ihrer Meinung nach gefragt?
Schneider-Paumgartner: Das sind die Dienstleister, die Banken, aber natürlich auch Institutionen wie wir es sind. Noch nie waren Immobilien und Finanzierung so eng verzahnt wie jetzt. Wenn ich auf Fremdkapital angewiesen bin, brauche ich jemanden, der mich an die Hand nimmt, durch den Dschungel lotst und mir die Sorgen nimmt.
Inwieweit werden Sie selbst diesem Anspruch gerecht?
Schneider-Paumgartner: Wir haben ein großes Team an Finanzplanern, die genau das machen. Wir suchen die Immobilie, wir beraten beim Kauf und unterstützen bei der Finanzierung, in dem wir auf die jeweiligen individuellen Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Das ist mir ganz wichtig.
Was wünschen Sie sich von der Politik?
Schneider-Paumgartner: Ich wünsche mir Planungssicherheit und verlässliche Ankündigungen, ohne leere Versprechungen. Keine leeren Ankündigungen machen. Und auch nicht, sinkende Preise in Aussicht zu stellen. Natürlich gibt es eine gewisse Schwankungsbreite, aber es wird keinen Preisverfall geben.
Was kann und muss der Immobilienmarkt aus den Entwicklungen der letzten Zeit lernen? Anders gefragt, wird der
Immomarkt jemals wieder so, wie er vor der aktuellen Krise war?
Schneider-Paumgartner: Immobilien werden immer funktionieren. Es gibt bessere und schlechtere Zeiten. Aber Immobilien werden immer gekauft und verkauft werden. Es gab Zeiten vor dem Boom und es gibt eine Zeit nach dem Boom. Natürlich gab es eine gewisse Marktbereinigung, man muss sich vom Markt abheben, um weiterzukommen. Das geht nur mit Qualität und Professionalität. Man wird sich von den Erinnerungen an die letzten Jahre verabschieden müssen und in eine neue Zeit gehen.
In welchen Bereichen lohnen sich Investments schon heute, wo sollte zugewartet werden?
Schneider-Paumgartner: Wenn man über die Zahlungsmittel verfügt, dann sollte man auch kaufen. Es ist ein guter Zeitpunkt. Es deutet absolut nichts auf ein Sinken der Preise in guten Lagen hin, aber vielleicht gibt es in schlechteren Lagen kleine Anpassungen. Wir sehen aber, dass die Vermittlung schwieriger wird. Die Zeiten, in denen man eine Wohnung in sechs Wochen verkauft hat, sind vorbei.
Wie hat sich Ihr Geschäft, der Anspruch an die Dienstleistung in den letzten Jahren generell verändert?
Schneider-Paumgartner: Ich war Anwältin und habe einen etwas anderen Zugang zur Dienstleistung. Es war immer mein Anspruch, die Leute in der höchstmöglichen Qualität zu beraten und zu betreuen. Sowohl Käufer als auch Verkäufer müssen sich gut aufgehoben fühlen. Unsere Dienstleistung hat leider oft nicht den allerbesten Ruf. Inserat schalten, Tür aufsperren – aber das reicht heute längst nicht mehr. Wenn man den Beruf ernst nimmt, steckt viel mehr dahinter. Das beginnt bei der Vorbereitung, damit der Kunde alle, wirklich alle Informationen bekommt, die er braucht. Als Maklerin möchte ich den Käufer in die Position bringen, dass er über alles informiert ist und die richtigen Fragen stellen kann. Vom Erstkontakt bis zur Schlüsselübergabe muss es eine erstklassige Betreuung geben.
Welche Auswirkungen hat das Bestellerprinzip?
Schneider-Paumgartner: Am Mietmarkt hat sich einiges geändert, am Verkaufsmarkt nicht. Es hat dazu geführt, dass viele Vermieter dachten, sie können das jetzt selbst machen. Das führt dazu, dass viele Anzeigen nicht so sind, wie sie sein sollten. Das Mietrecht in Österreich ist komplex, da sind manche Vermieter überfordert. Das führt zu falschen Informationen bis hin zu falschen Mietzinsberechnungen, was gravierende Folgen haben kann. Das Service ist einfach schlechter geworden. Und auch die Ersparnis für die Mieter ist geringer als erhofft, weil viele Mieter überprüfen lassen, was sie unterschrieben.
Was sind Ihre Ziele als Leiterin des Immobilienbereichs bei Swiss Life Select?
Schneider-Paumgartner: Das Immoservice der Swiss Life Select gibt es seit zwei Jahren, ich bin seit einem Dreivierteljahr an Bord. Wir sind mittlerweile flächendeckend in Österreich, in jedem Beratungszentrum der Swiss Life vertreten. Ziel ist, dass sich die 100.000 Kunden der Swiss
Life in Österreich auch in Immobilienfragen gut beraten fühlen. Wenn ein Kunde eine Immobilie kaufen oder verkaufen möchte, können wir das jetzt anbieten. Unsere Financial Planer begleiten Kunden teilweise über mehrere Jahrzehnte. Da gibt es ein großes Vertrauen und Know-how. Wir sind das All-in-One-Paket der Branche.
Aber auch externen Kunden können wir einiges bieten, nämlich 100.000 zusätzliche Interessenten, an die man sonst nicht kommt. Über allem steht aber die qualitätsvolle und professionelle Betreuung. Mein Ziel ist, das ganze Makler-Business auf ein höheres Niveau zu heben und das Bild in der Öffentlichkeit zu verbessern.