Mittwoch, Jänner 22, 2025
Signa und die Büchse der Pandora
Bild: iStock

Die Redewendung »die Büchse der Pandora öffnen« stammt aus der Mythologie und drückt aus, dass man durch das Öffnen Unheil anrichtet. Im Falle der Signa ist es aber von Vorteil.


Wir erinnern uns, der Göttervater Zeus war einer von der nachtragenden Sorte. Weil Prometheus das Feuer gestohlen hatte, ließ er diesen nicht nur an einen Felsen ketten und einen Adler dessen Leber fressen, sondern wollte auch die – seiner Meinung nach zu Unrecht – in den Besitz des Feuers gekommenen Menschen bestrafen. Er ließ durch den Schmied Hephaistos die schön geformte Pandora, die »Allbeschenkte«, erschaffen. Er gab ihr eine Büchse, in der alle Übel der Welt eingeschlossen waren, und ließ sie durch Hermes auf die Erde bringen.

Übel und Leid über die Menschheit
Auf der Erde angekommen, begab sich Pandora schnurstracks zu Epimetheus, dem nicht sonderlich schlauen Bruder des Prometheus, um ihm die geheimnisvolle Büchse – sozusagen als Geschenk des Zeus – zu übergeben. Als er die ihm von Pandora präsentierte Büchse öffnete, kamen Übel und Leid über die Menschheit, nur die Hoffnung blieb in ihr zurück.

Die Büchse ist geöffnet
So ähnlich verhält es sich mit der Signa. Mit dem Zusammenbruch wurde die Büchse der Pandora geöffnet. Im Zusammenhang mit der Signa wird derzeit nicht nur versucht, die aktuellen Probleme zu bearbeiten, sondern es kommen auch alte, fast schon vergessene Deals zum Vorschein. Bei alten Kaufverträgen von Immobilien wird hinterfragt, ob der Preis auch gerechtfertigt war – besonders wenn es sich dabei um mehrere Immobilien (sogar Palais) einer Institution handelte, die an einem Standort »zentralisiert« werden sollte. Hier wären eben durchaus die dubiosen Gebarungen zu hinterfragen. Zum Beispiel bei den Stiftungen – gemeint sind nicht jene von René Benko, sondern diejenigen von anderen Beteiligten, die im Zuge der Deals gegründet oder ins Ausland verlegt wurden. Und je mehr hier involviert sind, desto größer ist die Chance, die griechische Mythologie umzukehren.

Je mehr Unheil, desto weniger Schaden
Das heißt, durch das Öffnen der Büchse werden immer mehr Personen in die Sache hineingezogen, wodurch auch immer mehr ein Interesse daran haben, den Deckel wieder draufzugeben. Und das ist der große Unterschied zur griechischen Mythologie, dass sich das Übel, je größer es ist, desto leichter auch wieder abwenden lässt. »Bis hier die Tatbestände, Sachverhalte und etwaige Vorsätze oder Fahrlässigkeit justiziell aufgearbeitet sind … das ist in diesen Konstrukten fast ein Ding der Unmöglichkeit«, meint ein Anwalt. Also wird es wohl so sein, dass wir die Büchse der Pandora wieder schließen. Es wird ein Bauernopfer geben, und dann ist die Sache mehr oder weniger beendet.

Das hätten sich die Götter nicht gedacht.


Über den Autor

Walter Senk ist Chefredakteur der Immobilien-Redaktion, die er 2010 gründete. Er ist seit über 25 Jahren Journalist mit dem Fachgebiet »Immobilien«. Er konzipiert und betreut Newsletter und Magazine für Medien und Unternehmen, moderiert Veranstaltungen und leitet Podiumsdiskussionen. Sein Motto: Es gibt zum Optimismus keine vernünftige Alternative. www.immobilien-redaktion.com

Dieser Artikel in Kooperation mit der Immobilien-Redaktion erschienen.

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