Rohrdorfer untersucht die Herstellung getemperter Tone als Ersatz für Zementklinker. Im Zementwerk in Rohrdorf wird dafür im Rahmen eines Plitoprojekts eine eigene Anlage entwickelt und gebaut. Ziel ist es, die CO2-Emissionen in der Zementproduktion nachhaltig zu reduzieren - und ein Modell zu entwickeln, das von der gesamten Industrie adaptiert werden kann.
Um den CO2-Fußabdruck von Zement zu reduzieren, müssen sowohl bei der Herstellung als auch bei Inhaltstoffen umweltfreundliche Alternativen gefunden werden. So besteht eine Möglichkeit darin, den bindenden Zementklinker durch CO2-arme oder-freie Stoffe zu ersetzen - zum Beispiel durch mineralische Komponenten wie Tone. Deren bindende Eigenschaften müssen durch eine thermische Behandlung (das sogenannte »tempern«) aktiviert werden. Durch den Ersatz würden in Theorie CO2- Einsparungen von 16-18 Prozent möglich, wie Helmut Leibinger, Leiter des Rohrdorfer Net Zero Emission-Teams, ausführt: »Getemperte Tone tragen als Zementbestandteil wesentlich zur Vermeidung von CO2 bei. Mit dem Pilotprojekt zur prozessintegrierten Herstellung von getemperten Tonen werden wir in unserer Dekarbonisierungs-Roadmap nicht nur einen Schritt, sondern einen Sprung machen.«
In der neuen Pilotanlage in Rohrdorf soll dieses Verfahren nun getestet und in den Werksbetrieb integriert werden. Gelingt dieser Versuch, könne man eine zügige Verbreitung der Technologie in der gesamten Zementindustrie erwarten, so die Rohrdorfer. Das Projekt wird zu 50 Prozent vom Bundesministerium für Wirtschaft- und Klimaschutz (BMWK) und der Europäischen Union im Rahmen des Programmes „NextGenerationEU” mit bis zu 8,65 Millionen Euro gefördert.
Energieeffizienter Betrieb
Um den Energiebedarf der neuen Anlage zu reduzieren, plant das Rohrdorfer Net Zero Teams außerdem, die vorhandene Abwärme aus der Klinker-Produktionslinie zu nutzen. Für die zusätzlich benötigte Wärmemenge steht unter anderem die Verwendung von Wasserstoff im Konzept. Die beim Betrieb entstehenden Abgase werden der bestehenden Abgasreinigung der Klinker-Produktionslinie rückgeführt, um keine zusätzlichen Emissionen zu erzeugen.
Ist der Test erfolgreich, soll eine Großanlage errichtet werden. Wird dann auch die für den Betrieb nötige Energie CO2-frei bereitgestellt, könnten mit dieser Großanlage bis zu 30 Prozent Emissionen gespart werden. Nach Planung und Prozesssimulationen soll die Pilotanlage Frühjahr 2025 in Betrieb genommen werden. Ende 2026 soll das Projekt abgeschlossen sein.