Das neu sanierte und eröffnete Wien Museum bietet auch abseits der Ausstellungen besondere Blickfänge: Ein »schwebender« Betonquader über dem Gebäude, das scheinbar hängende Stiegenhaus - mit komplizierten Konstruktionen aus Stahl und Beton hat man versucht, dem denkmalgeschützten Gebäude neues Leben einzuhauchen.
Am 6. Dezember wurde das Wien Museum am Karlsplatz nach umfangreichen Sanierungsarbeiten eröffnet. Dabei hat sich die Nutzfläche des Gebäudes beinahe verdoppelt. Der neue Blickfang ist der imposante Betonkubus, der über dem bisherigen Museumsgebäude »schwebt« und künftig als Raum für Sonderausstellungen dient. »Was den Planenden und Ausführenden hier im Einklang von Architektur und Denkmalschutz gelungen ist, ist weit mehr als eine Generalsanierung«, bewundert Christoph Ressler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich und Geschäftsführer des Güteverbands Transportbeton.
Denkmalschutz im Fokus
Realisiert wurde das Projekt von der Porr, nach den Plänen der ARGE Certov und Winkler+Ruck Architekten. Im Fokus des Bauprozesses stand die Bewahrung des denkmalgeschützten Originalgebäudes – entworfen von Architekt Oswald Haerdtl 1959. »Bestandsobjekte unter Berücksichtigung der heutigen Baunormen umzubauen, verursacht eine weitaus geringere CO2-Belastung als ein Neubau«, meint Wolfgang Salcher, stellvertretender Landeskonservator für Wien im Bundesdenkmalamt. Mit strengem Auge hat er die Revitalisierung begleitet - besonders gefällt, dass die Erweiterungen das bestehende Gebäude nur minimal berühren: »Statisch betrachtet schweben die neuen Obergeschoße über dem ursprünglichen Haerdtl-Bau.«
Ziel der Sanierung und des Zubaus war es, Haerdtls Entwurf weiterzudenken. Aufwendig gegossene Betonflächen formen den massiven Körper des Schwebegeschoßes über dem ursprünglichen Bau. Ein Meisterwerk des Betonbaus ist auch das zentrale, hängende Stiegenhaus, welches das Obergeschoß erschließt. Dabei kommt der gesamte Baukörper ohne sichtbare Stützen im Fugengeschoß darunter aus. Das Geheimnis steckt dabei in den Materialeigenschaften von Beton und Stahl: So trägt und stützt der Beton die enormen Kräfte durch den Innenhof vertikal ins Erdreich ab. Der Baustoff trägt außerdem zum Energiehaushalt des neuen Gebäudes bei: Geheizt und gekühlt wird mittels thermischer Bauteilaktivierung in Kombination mit Geothermie.
Musterbeispiel für den Betonbau
Für die Betonbranche ist das Wien Museum Neu ein Best-Practice-Beispiel: »Revitalisierung ist das zentrale Zukunftsmodell der Bauwirtschaft. So gelingt es uns, künftig besser mit weniger zu bauen. Beton kann dabei alle seine Vorzüge unter Beweis stellen: die beeindruckende Flexibilität im schwebenden Aufsatzbau, die außergewöhnlich hohe Energieeffizienz und die markante Verwendung des Weißzements für die ästhetisch präzisen Strukturen«, so Christof Kunesch, Geschäftsführer der Holcim Beton Österreich GmbH. »Wir freuen uns sehr, Teil dieses Projekts zu sein, das die vielfältigen Möglichkeiten von Beton zukunftsweisend ausgelotet hat.«