Ulrike Rabmer-Koller führt die Rabmer-Gruppe in zweiter Generation. Mit ihrem Unternehmen ist sie international im Bereich Bau und Umwelttechnik mit Fokus auf Wasser- und Energieeffizienz sowie erneuerbare Energien tätig. Teil 16 der Serie »Frauen in der Bauwirtschaft«.
Tradition spielt in der Rabmer-Gruppe eine wesentliche Rolle. Die Zentrale des Familienunternehmens befindet sich in einem alten Vierkanthof in Altenberg bei Linz, der seit über 250 Jahren in Familienbesitz ist. »Wir feiern heuer unser 60-Jahr-Firmenjubiläum«, erzählt Geschäftsführerin Ulrike Rabmer-Koller. Für sie ist es wichtig, die traditionelle Verbundenheit zu erhalten, aber immer gepaart mit Innovation. »Vor 30 Jahren haben wir schon das Potenzial von Umwelttechnologie erkannt, heute sind wir ein zentraler Player.« Zahlreiche Patente und Ehrungen wie der GBB Award 2021, der Energy Globe Award und der Hermes.Klimaschutz.Preis 2021 bestätigen den gewählten Weg.
»Das ist vor allem für das Team sehr wichtig«, betont die 57-jährige, die auch im wirtschaftspolitischen Bereich tätig war, unter anderem als Vizepräsidentin der WKO, Präsidentin des europäischen KMU-Verbandes und Sprecherin des Clean-Tech-Clusters. Zu den aktuellen Erfolgen der Rabmer-Gruppe im Bereich Umwelttechnologie gehört Energie aus Abwasser. Dazu verweist Rabmer-Koller auf den 30.000 m² umfassenden Büro- und Wohnkomplex Vio Plaza in Wien-Meidling, der über dieses System erneuerbar gekühlt und geheizt wird.
Kollegial und partizipativ
»Wir setzen einen großen Schwerpunkt auf die Region, unterstützen viele Vereine, treiben regionale Verwurzelung mit internationalem Fokus voran und leben ein sehr familiäres Miteinander, unter anderem mit Gleitzeitmodell und Väterkarenz.« Veranstaltet werden unter anderem regelmäßige Mitarbeiterfeste, sowie der Kinderbautag, bei dem Kinder zwischen sechs und 14 Jahren ihre technischen und handwerklichen Fähigkeiten an sechs Stationen unter Beweis stellen können. Heuer waren über 70 Kinder am Start. »Damit wecken wir sehr früh das Interesse für handwerklich-technische Berufe und vielleicht dürfen wir in Zukunft einige Kinder als Lehrlinge bei uns begrüßen«, lacht die Firmenchefin. Gefragt nach den eigenen Interessen in der Freizeit nennt sie vor allem Bewegung in der Natur, ihr Hund unterstützt sie dabei als Bewegungsmotivator. Zudem liest sie viel und sehr gerne und unternimmt Wander- und Skiausflüge mit der Familie.
Tradierte Rollenbilder auflösen
Besonders erfreut zeigt sich Ulrike Rabmer-Koller, verheiratet und wohnhaft in der Nähe des Firmensitzes in Altenberg, von der steigenden Zahl teilnehmender Mädchen am Kinderbautag. »Beim ersten Mal war nur ein Mädchen dabei – und das war die Tochter eines Mitarbeiters, heuer lag der Mädchenanteil bereits bei 40 Prozent. Tradierte Rollenbilder müssen sich lösen«, fordert sie. Mädchen im Kindergarten dürften nicht automatisch der Puppenecke und Burschen der Bauecke zugeordnet werden. Es habe sich aber schon viel verändert. »Vor meinem BWL-Studium an der Johannes Kepler Uni Linz wollte ich eigentlich die HTL absolvieren. Am Besuchstag war ich aber das einzige Mädchen, ich bin daher im Gymnasium geblieben«, erinnert sie sich.
Ihre Tochter hat die Bau-HTL bereits mit zahlreichen anderen Mädchen absolviert. Aktuell studiert sie Architektur, der Sohn von Rabmer-Koller hat sich nach der Maschinenbau-HTL für ein Wirtschaftsstudium entschieden. »Nach dem Studienabschluss werden beide ähnlich wie ich noch Erfahrungen in anderen Bereichen sammeln«, betont Rabmer-Koller, die unter anderem in Amerika für eine Firma gearbeitet hat, die sich mit grabungsfreier Rohrsanierung beschäftigte. »Ich hoffe, dass sich eines der beiden Kinder oder auch beide für meine Nachfolge entscheiden«, betont die gebürtige Linzerin, die zahlreiche Vorteile im inhabergeführten Familienbetrieb sieht.
Die Entscheidungen im Familienunternehmen seien oftmals auf Generationen hin ausgelegt. Bei der Installation der PV-Anlage als Zeichen von Nachhaltigkeit lag der Return on Investment bei ursprünglich zwölf Jahren, die Gasheizung war erst zehn Jahre alt. »Wir haben sie trotzdem gewechselt und heizen seit einigen Jahren mit Restholz vom Bau und der Zimmerei. Das hat sich jetzt als positiv erwiesen, weil wir nicht mehr abhängig sind vom Gas.«
Weitere Teile unserer Reihe: www.report.at/tag/frauen-in-der-bauwirtschaft