Die Marktanalysten von Kreutzer, Fischer und Partner waren auch im letzten Monat wieder ziemlich fleißig und haben einige bauaffine Studien erstellt. Dieses Mal im Branchenradar: der Hochbau, die Pfuscher, die Gebäudereinigung und die Holzbauer.
Mit der Studie »Schattenwirtschaft am Bau in Österreich 2010« hat Andreas Kreutzer für einige Irritationen gesorgt. Schließlich wird behauptet, dass der Umsatz in der Schattenwirtschaft am Bau 2009 um 1,1 % auf 7,6 Milliarden Euro gesunken sei. Und das obwohl Experten und Interessensvertretungen nicht müde werden, vor dem ansteigenden Pfusch in Krisenzeiten zu warnen. Verantwortlich für die sinkenden Erlöse in der Schattenwirtschaft ist laut Kreutzer ein Rückgang im gewerblichen Pfusch von knapp 7 % auf 3,8 Milliarden Euro. Dafür sind die Erlöse privater Pfuscher um 5,6 % auf ebenfalls 3,8 Milliarden angestiegen. Kreutzers Erklärung: »Durch das steigende Angebot privater Pfuscher fehlt das Potenzial für Ohne-Rechnung-Geschäfte.« Dieser Argumentation kann sich auch die Bundesinnung Bau anschließen, die noch im Dezember vor einem deutlichen Anstieg des Pfuschs gewarnt hat. »Zahlen und Statistiken zur Schattenwirtschaft sind immer auch eine Frage der Definition. Aber die Erfahrung und der Hausverstand lehren uns, dass der private Pfusch in Krisenzeiten natürlich zunimmt. Dass der gewerbliche Pfusch rückläufig ist, ist erfreulich. Das zeigt auch, dass der Kampf gegen den Pfusch erfolgreich ist«, so Manfred Katzenschlager, Geschäftsführer der Bundesinnung Bau. Auch Andreas Kreutzer glaubt, dass die Moral in den Betrieben steigt. Immer weniger Unternehmer scheinen bereit zu sein, sich mit einem Bein ins Kriminal zu stellen. Auch für 2010 rechnet er mit einer schrumpfenden Schattenwirtschaft am Bau. Denn durch die steigende Arbeitslosigkeit und das Fehlen der Effekte aus der Steuerreform sei mit deutlich rückläufigen Investitionen im privaten Wohnbau zu rechnen.
Holzbau steigert Marktanteil
Die Nachfrage sinkt, aber weil es den anderen noch schlechter geht, erhöht sich der Marktanteil. Das ist in aller Kürze die Kernaussage der Studie »Objektbau in Holzbauweise 2010«. In den letzten Jahren wurden jeweils zwischen 150 und 190 Gebäude für Wohn- und Bürozwecke, für Schulen, Kindergärten, Pflegeheime und touristische Verwendungen in Holzbauweise fertiggestellt. Der Marktanteil im Objektbau stieg zwischen 2006 und 2008 von 5,2 % auf 5,8 %, 2009 soll die 6%-Marke überschritten werden – und das obwohl die Nachfrage aufgrund der Krise mit -5,4 %
deutlich rückläufig ist. Allerdings bekommt der Massivbau laut Studienautor Stefan Wohlmuth die Krise noch deutlicher zu spüren.
Als aktuelle Treiber für den Holzbau identifiziert Wohlmuth Wohnbauträger, Tourismusbetriebe und vor allem die öffentliche Hand. Holzbau-Musterland sind dabei Vorarlberg und die Steiermark, wo seit 2006 mehr als 100 Projekte realisiert wurden. Die jährlichen Wachstumsraten liegen bei 20 %, in Restösterreich bei 10 %.
Neue Cash-Cow für die Gebäudereinigung
Auch die Gebäudereinigung bekommt ihren Teil der Krise ab. Die Stundenleistung ist 2009 laut der Studie »Gebäudereinigung in Österreich 2010« um 3 % geschrumpft und liegt nun bei 76,5 Millionen Stunden. Hauptverantwortlich dafür ist der Produktionsrückgang in der Industrie. Zur Cash-Cow der Branche mausern sich hingegen die sogenannten »Hausmeisterarbeiten«. Denn neben der Nachfrage steigen auch die Preise rascher als am Gesamtmarkt, im Jahr 2009 im Schnitt um 3 % gegenüber 2008. Das liegt laut KFP auch an der vergleichsweise geringen Motivation der Hausverwaltung, Preise von Gebäudereinigern hart zu verhandeln. Denn die steigenden Kosten werden ohnehin auf die Mieter abgewälzt. Ein beinharter Preiskampf tobt hingegen bei gewerblichen Kunden. Trotz um 3,7 % höherer Kollektivlöhne sind die Stundenpreise gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt nur um +2,3 %
gestiegen. Das drückt auf die Marge der Anbieter. Der Umsatz ist 2009 um 0,7 %
auf 1,2 Milliarden Euro gesunken. Für 2010 erwartet Kreutzer, Fischer und Partner weiterhin eine sinkende Nachfrage. Denn der Aufschwung speziell in der Industrie wird sich erst 2011 bemerkbar machen.
Rückläufiger Hochbau
Wenig überraschend sind die Ergebnisse der Studie »Hochbau in Österreich, Deutschland, Schweiz & CEE 2010«. Demnach hat die Krise signifikante Auswirkungen auf die Nachfrage im Hochbau in ganz Mittel- und Osteuropa. In allen untersuchten Märkten sinkt die Bauleistung. Ausnahmen bilden lediglich die Schweiz, dank vieler im Bau befindlicher Projekte, und Polen, dank zahlreicher Investitionen in die Hochbau-Infrastruktur als Vorbereitung auf die EM 2012. Österreichs Hochbau schrumpft 2009 hingegen um 4,6 %. Besonders hart wirkt sich die Rezession auf die Bauwirtschaft in Tschechien (-19 %) und der Slowakei (-13 %) aus. Deutschland präsentiert sich mit einem Minus von 1,6 % doch deutlich robuster als vielerorts vermutet.
Auch für 2010 sind die Aussichten wenig rosig, sieht man von Polen mit einem leichten Plus ab. Für Österreich erwartet Kreutzer eine sinkende Nachfrage von 3,7 %. Deutschland und die Schweiz werden über eine Stagnation nicht hinauskommen.