Mittwoch, November 20, 2024

Tag für Tag stellen die Schalungshersteller auf großen und kleinen Baustellen ihr Know-how unter Beweis. Der Bau & Immobilien Report hat die wichtigsten Branchenvertreter nach ihren nationalen und internationalen Vorzeigeprojekten gefragt. Die virtuelle Baustellentour führt heuer innerhalb der österreichischen Grenzen nach Wien, Tirol, ins Burgenland und nach Niederösterreich. Außerhalb Österreichs machen wir Station in Deutschland, Südkorea, Slowenien und Norwegen.

National: 

Doka: Schlossgalerie Landeck, Tirol (Titelbild)

In den Tiroler Bergen, im Niemandsland zwischen Fließ und Landeck, errichtet die Strabag gerade die Schlossgalerie, damit Autofahrer bald unbehelligt von Schnee, Stein und Schlamm durch unberechenbares Gelände kommen. Vom Doka-Sonderschalungsbau teils vormontiert geliefert und vor Ort vom Richtmeister mit der Baustellenmannschaft aufgebaut, nimmt die Schlossgalerie damit konstant und sicher Gestalt an. Im Inneren des rund 722 Meter langen Bauwerks sind 74 Blöcke vorgesehen, zwei werden pro Woche errichtet.

Per Knopfdruck schiebt sich der Schalwagen SL-1 mit einem Meter pro Minute von einem Block zum nächsten, hebt und senkt sich hydraulisch. Der Verkehr führt zeitweise sogar einspurig durch den SL-1 hindurch, über die Baustelle. Bergwärts setzt die Strabag fürs Abschalen auf Framax-Xlife-Rahmenschalungen, während die Ein- und Ausfahrten aufgrund der individuellen Geometrie mithilfe von Staxo 100 Unterstellsystemen gegossen werden. Talseitig wiederum, an der offenen Galeriewand, bilden Kragplatte, Unterzüge, Pfeiler und Fenster eine Gemengelage, denen mit Top-50-Elementen beigekommen wird. Die außen wie eine robotische Gottesanbeterin fixierte Konstruktion erlaubt es, die Dachkante in einem fort auszubilden. Zugleich lassen sich damit eine Etage tiefer sämtliche Ausprägungen der Galerie rahmen. Durch den Einsatz des Betonmonitoring-Systems Concremote konnte die Strabag auf einen hohen Zementanteil im Beton verzichten, Risse durch zu hohe Temperaturen vermeiden und den CO2-Fußabdruck deutlich reduzieren. Es konnten insgesamt 330 Tonnen Zement und 35.000 Euro gespart werden.

Meva: FH Burgenland, Pinkafeld, Burgenland

Am Campus der FH Burgenland in Pinkafeld wird ein neues dreigeschossiges Technologiezentrum künftig Freiräume für Forschung und Bildung in der Umwelt- und Energietechnik bieten. Die Anforderungen an die Granit Bau GmbH waren vor allem auf hohe optische Qualität gerichtet. Ein Kriterium war die mögliche Wandschalungshöhe von 4,75 m. Im Sichtbereich von 3,45 m Höhe unter abgehängten Decken sollte kein störender horizontaler Stoß zu sehen sein, außerdem sahen die architektonischen Anforderungen ein harmonisch abgestimmtes Anker- und Fugenbild sowie die Erfüllung von SB3-Sichtbeton vor.



Granit Bau hatte die passende Schalung im eigenen Bestand und brachte 320 m² der Meva-Wandschalung Mammut XT zur Baustelle – vorwiegend die großen Einzelelemente 350/250 mit 8,75 m² Schalfläche. So konnten 3.600 m² Wandflächen zügig errichtet werden. Dazu trug nicht zuletzt die Frischbetondruckaufnahme von 100 kN/m² bei, die schnelle Betoniervorgänge ermöglicht. Mammut XT hat nur wenige Ankerstellen und kommt mit wenigen Anbauteilen aus. Das vereinfacht die Logistik und Handhabung und beschleunigt den Baufortschritt. Die praktische Kombi-Ankerstelle erlaubt die Wahl von drei Ankermethoden. In Pinkafeld machte sich die einseitige Ankerung mit XT-Konusankerstab bezahlt. So musste auf der Stellschalungsseite niemand klettern und es waren weniger Gerüste auf- und abzubauen. 

Peri: Pottendorfer Linie, Niederösterreich

Die Porr beauftragte Peri mit der Bereitstellung von Schalungsmaterial für den Ausbau der Pottendorfer Linie, Abschnitt Ebreichsdorf, und den Neubau des modernen, viergleisigen Bahnhofs Ebreichsdorf außerhalb des Ortszentrum. Die größte Herausforderung stellten die unterschiedlichen Sichtbetonbereiche dar. Besonders anspruchsvoll war die Herstellung der Sonderschalungen für die dreidimensional geformten Lärmschutzwände. Hierfür war es zwingend notwendig die Montagepläne in 3D zu konstruieren, um die Kurvaturen der benötigten Knaggenkörper digital einer externen Firma weiterleiten zu können. Dieses Unternehmen fertigte die Knaggenkörper mit Hilfe einer CNC-Fräse für die darauffolgende Montage der Sonderschalung bei Peri an.



Bei geraden Wänden ist die Maximo-Rahmenschalung mit Schalhautstreifen belegt. Diese Streifen übernehmen die Funktion der Sparschalung, auf der die Sichtbetonschalhaut befestigt ist. In den Bereichen, in denen kein Sichtbeton vorausgesetzt ist, ist die Maximo-Schalung als Standardschalung im Einsatz. Als Unterstellung der auskragenden Deckenteile im Sichtbetonbereich kommt das Standarddeckentisch-System Multiflex mit VT20 Schalungsträgern und Multiprop Stützen zur Anwendung. Dieses wird bau­seits aufgedoppelt und mit einer Sichtbetonschalhaut belegt.

Ringer: Wohnanlage Gundackergasse, Wien

SMART-Wohnungen mit Superförderung entstehen aktuell in der Gundackergasse, 1220 Wien. Die Neuerrichtung einer Wohnanlage ist Teil der Bebauung des sogenannten Gehölzbandes und gliedert sich in die umliegenden Naturräume der Seestadt Aspern ein. Errichtet werden in sieben Gebäuden über 120 Wohneinheiten mit eingegliedertem Kindergarten. Bei der Errichtung der Geschoße kam die leistungsfähige Stahl-Master-Wandschalung zum Einsatz. Die Decken wurden mit der schnelle Modul-Deckenschalung AluDEK geschalt.



Da nur drei Hauptkomponenten, das AluDEK-Element (135 × 135 cm), der AluDEK-Kopf sowie Standard-Deckensteher benötigt werden, war die Montage besonders einfach und schnell. Passbereiche konnten mit Hilfe von systemkompatiblen AL2000-Wandelementen ausgeglichen werden. Mit der AluDEK-Ausgleichsschiene wurden Restbereiche und Schrägflächen effizient und mit minimalem Einsatz von teuren Schallplatten geschalt. Für die Sicherheit auf der Baustelle wurden am Deckenrand die bewährten Ringer-Brüstungszwingen sowie 3S-Bühnen eingesetzt.

International

Doka: Kläranlage Saarbrücken-Brebach, Deutschland

In nur 12 Tagen wurden im deutschen Saarbrücken-Brebach auf dem Gelände einer Kläranlage zwei Faultürme errichtet, in die der bei der Abwasserreinigung anfallende Klärschlamm gepumpt werden soll. Die Rundsilos sind je 18,60 m hoch und haben einen Außendurchmesser von 13,60 m. Die Wandstärke reduziert sich von der Basis bis zur Oberkante von 40 cm auf 25 cm. Die Bauzeit von sechs Tagen pro Silo wurde erst durch die Anwendung einer Gleitschalung möglich. Dabei werden Bauwerke ohne Unterbrechung, rund um die Uhr, 24/7 geschalt und betoniert. Beim Gleitschalsystem von Doka gleitet das gesamte Schalungssystem inklusive aller Arbeitsbühnen kontinuierlich mittels hydraulischer Heber sicher und wirtschaftlich nach oben.



Ausführende Baufirma und Bauherr profitieren von der schnellen Bauzeit, da die permanent gleitende Schalung für einen stetigen Baufortschritt sorgt. Die Gleitschalung kann ihre Stärke besonders bei vertikalen Bauwerken mit großen Höhen und wenig veränderlichen Querschnitten, wie es bei den Faultürmen der Fall ist, ausspielen. Das Erstarren und Erhärten des Betons erfolgt innerhalb der sich bewegenden Schalung. Der aus der Schalung austretende Beton ist ausreichend standsicher, um die Frischbetonlast tragen zu können. Es ist keine Durchankerung notwendig, was einen monolithischen, dichten Baukörper ohne Ankerstellen und Arbeitsfugen ergibt. Zudem ist das System windunempfindlich. 

Meva: Eisenbahnbrücke Sandvika, Norwegen

Für den Bau einer Eisenbahnbrücke in Norwegen führte Meva-Partner Maxbo Teknikk mit Unterstützung von BIM², dem Meva-Partner für Digitalisierung, eine anspruchsvolle Schalungsplanung mit BIM durch. Um den Austausch des Modells zu vereinfachen und eine optimale Anbindung an den BIM-Workflow zu ermöglichen, wurde Schalungsplanung in 3-D genutzt. Die Minnevika-Eisenbahnbrücke wird die Reisezeit zwischen der Hauptstadt Oslo und Hamar deutlich reduzieren. Mit 836 m Länge führt sie über das Wasser des Minnesunds. Das Bauunternehmen PNC Norge führt die Betonarbeiten aus.



Die Brücke basiert auf Pfählen und 20 Pfahlkopfplatten (22 × 18 m) in bis zu 14 m unter der Wasseroberfläche. Pfeilerschäfte mit Querschnitt 18,6 × 6,3 m reichen bis zur Oberfläche. Auf ihnen stehen jeweils zwei ovale Stützen (3,2 × 2,2 m), die mit den Querträgern die Gleisanlage tragen. Eine Aufgabe bestand darin, eine effiziente Schalungsplanung von den Pfahlkopfplatten am Grund des Wassers bis hinauf zu den Stützenköpfen zu erstellen. Aufgrund unterschiedlich hoher Pfeilerschäfte mussten Anpassungen an der Schalungskonstruktion von Beginn an berücksichtigt werden. Weitere Herausforderungen bereits in der frühen Entwurfsphase waren der komplexe Aufbau, die Demontage und Wiederverwendbarkeit für den Bau weiterer Pfeilerschäfte. Die Wandschalung Mammut 350, Triplex-Schrägstützen sowie das KLK-Klettersystem von Meva wurden eingesetzt. Für das Schalen und Aussteifen der schrägen Pfeilerschaftseiten wurden außerdem Holzrahmen angewendet.

Peri: The Sharp Central Park III, Incheon, Südkorea

In der Nähe von Seoul entstanden unter strengen Sicherheitsanforderungen sowie knapp bemessener Bauzeit zwei neue, rund 140 Meter hohe Luxuswohntürme. Dem Wunsch nach einer effizienten Bauausführung sowie geringen Personalkosten kam Peri mit dem neuen RCS-MAX-Schienenklettersystem entgegen. Das RCS-MAX-Schienenklettersystem überzeugte mit dezentralen Hydraulikeinheiten, die ein synchrones Klettern aller Plattformen nach oben ermöglichten. Potenzielle Gefahrenquellen, wie Absturzkanten oder herabfallende Teile, wurden somit bereits systemintegriert ausgeschlossen. Darüber hinaus rundeten Funktionen wie ein automatischer Stopp bei Überlast oder Kollision, eine Totmannschaltung mit mehreren Fernbedienungen sowie ein Not-Aus-Schalter an jeder Plattform das vielschichtige Sicherheitskonzept des schienengeführten Klettersystems ab.



Doch nicht nur in puncto Sicherheit stellte das ausgeklügelte System ein Highlight auf der südkoreanischen Baustelle dar. Durch den Lastabtrag über den unteren Kletterabschnitt waren die Plattformen schneller für den nächsten Abschnitt einsatzbereit, wodurch sich der Kletterzyklus und damit auch die Bauzeit des Projekts verkürzten. Die integrierte Hydraulik des RCS-MAX-Schienklettersystems reduzierte den Kraneinsatz auf ein Minimum. Auftretende Störungen wurden umgehend per Lichtsignal am Aggregat angezeigt und konnten so schnell erkannt und direkt behoben werden. 

Ringer: Apartmentkomplex Spektra, Ljubljana, Slowenien

Der 21-stöckige Apartmentkomplex Spektra an der Celovška cesta in Ljubljana besteht aus zwei Türmen, die sich über das erweiterte Erdgeschoss für Büros und Geschäfte erheben. In beiden Türmen werden insgesamt 208 Wohnungen untergebracht sein. Mit einer Gesamthöhe von 85 m ist der Bau damit das höchste Wohngebäude Sloweniens. Die Schalungs- und Gerüstlösungen kommen von Ringer. Für das über zwei Jahre angelegte Bauprojekt benötigte man ein Wandschalungssystem, das einerseits einen schnellen Baufortschritt gewährleistet, andererseits aber auch höchste Ansprüche an die Robustheit erfüllte.



Zum Einsatz kommt in den Regelbereichen die Ringer Stahl Master mit Elementgrößen bis zu 330 × 240 cm. In mit dem Kran nicht erreichbaren Einsatzbereichen wird mit der leichten Stahlschalung ST2000 gearbeitet. Zur raschen und kosteneffizienten Schalung der Decken kommt die AluDEK zum Einsatz. In den auskragenden Bereichen kommen Ringer-Deckentische zum Einsatz, Passbereiche werden mit dem Ringer Flex-System gelöst. Für die notwendige Sicherheit am Bau und Komfort beim Betonieren sorgen 3S-Bühnen.

(Bilder: jeweils Doka, Meva, Peri, Ringer)

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