Auch heuer hat der Bau & Immobilien Report wieder führende Baumaschinenhersteller nach spektakulären, herausfordernden oder einfach nur interessanten Einsatzberichten gefragt. Herausgekommen ist ein Sammelsurium nicht immer alltäglicher Einsätze.
Komatsu: Einsatz im Semmering-Basistunnel (Titelbild)
Als Teil einer Arbeitsgemeinschaft mit Hochtief und Thyssen Schachtbau ist Implenia für den Bau des circa 15 Kilometer langen ersten Loses 1.1 des Semmering-Basistunnel verantwortlich. Dabei setzt das Schweizer Bauunternehmen auf Radlader von Komatsu. Erst kürzlich wurde die Komatsu-Flotte um vier Radlader WA470-8 und zwei Radlader WA380-8 ergänzt.
Die Radlader wurden von Komatsu ab Werk mit einer speziellen Ausrüstung für Tunnelarbeiten nachgerüstet. Dabei wurden auch Adaptierungen vorgenommen, um die Maschinen noch besser zu schützen. Dies betrifft die Tunnelausrüstung, speziell Anfahrtsschutz, Dachschutz und Beleuchtungsschutz. Die WA470-Modelle werden bei den zyklischen Hauptvortrieben des Tunnels und zum Beladen der Muldenkipper und des Brechers eingesetzt. Die WA380-8 Radlader arbeiten in den Querstollen und kümmern sich um kleinere Material-Logistik.
Kobelco: Weltweit größter Abbruchbagger
Mit einem Betriebsgewicht von 130 Tonnen und seiner Reichweite von bis zu 40 Metern ist der SK1300DLC derzeit der weltweit größte Abbruchbagger aus OEM-Produktion. Mit einer maximalen Bolzenhöhe von 40 Metern kann die ultralange Ausrüstung ein Zangengewicht von 4,3 Tonnen aufnehmen – die 35-Meter-Auslegerkonfiguration bewältigt sogar Anbaugeräte bis 5,2 Tonnen. Die Konfiguration mit separatem Ausleger für Arbeiten auf Bodenniveau oder an Fundamenten ermöglicht den Anbau noch größerer Anbaugeräte mit bis zu zwölf Tonnen.
Anfang 2022 wurde das Großgerät auch in Europa eingeführt. Die ersten drei SK1300DLC wurden bereits verkauft und kommen nun auf Abbruchbaustellen in ganz Europa zum Einsatz. Weiters wird die Maschine auch bei der kommenden Bauma ausgestellt sein.
Liebherr: Krane für die Windkraft
Mitte 2021 hat Felbermayr seinen dritten Liebherr-Kran vom Typ LR 11000 in Dienst gestellt. Seitdem errichtet dieser Raupenkran im Burgenland südöstlich von Wien Windkraftanlagen des Herstellers Enercon. Zusammen mit einem LR 1750/2 baut der 1.000-Tonnen-Raupenkran insgesamt 30 Windräder auf. Im Mai schickte Felbermayr einen weiteren LR 11000 auf die Windparks im österreichisch-slowakischen Grenzgebiet, um die Arbeiten dort zu unterstützen.
Auf bereits vorgefertigte Betontürme heben die Krane jeweils drei stählerne Turmsegmente und installieren dann Maschinenhaus, Generator, Nabe und Rotorblätter. Gearbeitet wird immer, wenn die Windverhältnisse es erlauben. Beim LR 1750/2 verschiebt dessen stärkerer SX-Ausleger die maximal erlaubte Windgeschwindigkeit von neun auf zehn Meter pro Sekunde nach oben und sorgt dadurch für weniger Stillstand bei den Montagearbeiten. Die Zeitfenster, in denen gehoben und montiert werden kann, öffnen und schließen sich bei den vorherrschenden Windgeschwindigkeiten oft schnell, manchmal sogar im Stundentakt. Da wären zeitraubende Ballastierungsarbeiten natürlich ein Hindernis. Mit dem hochflexiblen V-Frame gehören diese aber bei Einsätzen des LR 11000 im Windpark der Vergangenheit an.
Errichtet werden Anlagen mit jeweils 5,5 Megawatt Leistung, bei denen die Krane unter anderem den rund 130 Tonnen schweren Generator in einer Höhe von 155 Metern einbauen müssen. Der Bruttolastfall liegt dabei dann bei etwas über 140 Tonnen. Dann wird der VarioTray mit rund 100 Tonnen Ballast auf seinen Maximalradius von 30 Meter geschoben. Die große Schwebeballast-Palette mit weiteren 450 Tonnen Gewicht bleibt während der gesamten Bauzeit abgehängt und wird nur zum Aufrichten oder Ablegen des insgesamt über 180 Meter langen Auslegers benötigt.
Rockster: Baustelle im Herzen von Paris
Paris schafft Platz für die Entwicklung eines zukünftigen Öko-Viertels. Dafür wurden Teile des leerstehenden Gebäudekomplexes des ehemaligen Saint-Vincent-de-Paul Krankenhauses im 14. Arrondissement abgerissen und recycelt. Um jegliche Baurestmassen vor Ort effizient aufzubereiten, entschied sich die Gemeinde für den raupenmobilen Prallbrecher Rockster R1000S inklusive Siebsystem.
Rocksters langjähriger Partner KoncassToo brachte den R1000S auf diese Abbruchstelle im Herzen der französischen Hauptstadt. Die äußerst strengen städtischen Vorschriften zur Staub- und Lärmbelästigung spielten Rockster in die Karten und machten den R1000S zur perfekten Wahl für diese ehrvolle Aufgabe. 4000 Tonnen Schutt wurden mühelos in wertvolles 0-32 mm großes Endkorn verwandelt, das auf dem Baustellengelände vollständig für den Bau des Öko-Quartiers eingesetzt wird.
Der All-in-One-Brecher ist für eine Vielzahl von Aufgaben konzipiert, egal ob es sich um das Recycling von Beton, Asphalt, Bauschutt oder die Verarbeitung von Naturstein handelt. Er verfügt über ein leistungsstarkes Kreisschwingsieb und schwenkbares Rückführband zur Produktion eines zweiten, definierten Endproduktes. Zusätzlich verhindert ein hydraulisch höhenverstellbarer Magnetabscheider Verstopfungen beim Ausscheiden von Eisen aus dem Endprodukt und ein angebauter Windsichter sorgt für eine effiziente Entfernung von Leichtstoffen wie z. B. Styropor, Gips, Holzteilen, Textilien und Ähnlichem.
Palfinger: Präzision auf höchstem Niveau
Auf dem Zwölferhorn am Wolfgangsee wurde in nur sieben Monaten Bauzeit auf 1.500 Meter Seehöhe eine neue Bergstation errichtet und die gesamte Liftanlage erneuert. Dabei kam unter anderem ein Palfinger Ladekran PK 200002 L SH zum Einsatz, der mit seiner großen Reichweite und präzisen Steuerung überzeugt.
Zuallererst galt es, eine steile, einspurige Zufahrtsstraße zu bewältigen, dann mussten auf engstem Raum millimetergenau die Seitenwände und die 1,6 Tonnen schweren Dachträger der neuen Zwölferhornbergstation platziert werden. Die Komfortfunktion Synchronised Rope Control (SRC) übernahm während des Kranbetriebs die Seilweinde und sorgte bei seilverlängernden oder -verkürzenden Bewegungen für konstanten Abstand zwischen der Kranspitze und der Last. Gesteuert wird das System über die intelligente Paltronic – dem Gehirn des Ladekrans. Im Fall der Bergstation am Zwölferhorn bewies der Ladekran seine sprichwörtliche Stabilität, seine hohe Reichweite und uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Jetzt kann das beliebte Ausflugsziel wieder per Gondel erobert werden.
Rubble Master: Profit aus Eisenerz-Nebenprodukt
In einer Mine in Mocó fand das brasilianische Unternehmen Brazil Iron Ltd´s große Mengen an 0/22 mm großem Eisenerz. Durch den hohen Feinanteil lohnte sich die Wiederaufbereitung erst, als die Marktpreise für Eisenerz in die Höhe schossen. Brazil Iron beschloss, das Material zu sieben, um das 2/8 mm Material von Feinanteilen und Überkorn zu trennen und so ein rentables Endprodukt zu erhalten. Dabei setzt das Unternehmen auf das brandneue RM MSC8500M 3D. Die 2/8-mm-Fraktion wird von Brazil Iron nach London exportiert und ist der lukrativste Anteil des Materials.
Der Gesamtdurchsatz von 260 t/h enthielt ca. 35 % dieser wichtigen Fraktion, was einem Durchsatz von 90 t/h des 2/8-mm-Materials entspricht. Das raupenmobile Drei-Deck-Sieb übertraf die Anforderungen des Kunden sogar um mehr als zehn Prozent. Der Kunde war mit dem gesamten Einsatz und der Verlässlichkeit des Siebes äußerst zufrieden, denn das Sieb lief für acht Monate zuverlässig 16 Stunden tagtäglich.
Wacker Neuson: E-Maschinen im Praxiseinsatz
Im Rahmen eines privaten Bauvorhabens, bei dem ein Gebäudekomplex aus Wohnhochhäusern, einem Bürohaus und einem Hotel entsteht, werden die Außenanlagen mit Hilfe der zero-emission-Reihe von Wacker Neuson gestaltet. Vom Innenrüttler über Stampfer und Vibrationsplatten bis hin zum Dumper und Minibagger haben die elektrischen Maschinen und Geräte in zentraler Lage Wiens bewiesen, dass sie für den täglichen Praxiseinsatz ideal geeignet sind – und darüber hinaus für Flexibilität sowie Bediener- und Umweltschutz stehen.
In Wien überzeugten die extrem leisen Elektrobagger, -dumper, -radlader und Co Swietelsky zudem mit ihrem einfachen Handling in der Praxis: Alle Maschinen können über Nacht geladen werden und der Akku reicht für einen durchschnittlichen Arbeitstag. Im Zuge der Bodenverdichtung kamen sowohl der Akkustampfer AS60e als auch zwei akkubetriebene Vibrationsplatten zum Einsatz. Zudem verdichtete der Hochfrequenz-Innenrüttler IEe zuverlässig den Beton für die Spielplatzfundamente. Der Akku wird dabei in den Umformer-Rucksack (ACBe) eingesetzt. Dadurch trägt der*die Bediener*in die Energiequelle beim Arbeiten auf dem Rücken und lange Stromkabel sind nicht mehr nötig.
Das bedeutet mehr Sicherheit, neue Bewegungsfreiheit und hohen Bedienkomfort. Alle zero-emission-Verdichtungsgeräte von Wacker Neuson, also Akkustampfer, Akkuplatten und Innenrüttler, werden mit demselben modularen Lithium-Ionen-Akku betrieben. Dieser kann im Handumdrehen entweder durch einen zweiten Akku ausgetauscht oder zwischen den Geräten gewechselt werden.
Wirtgen Group: Höchstleistung im Eisenbahntunnel
Im 8.176 Meter langen Albvorlandtunnel, einem für Tempo 250 ausgelegtem Streckenabschnitt des DB-Projekts Stuttgart–Ulm, sollte deshalb eine feste Fahrbahn eingebaut werden. Diese bestehen in der Regel aus einer Frostschutzschicht, einer hydraulisch gebundenen Tragschicht (HGT) und einer Beton- oder Asphaltschicht – und sind gegenüber Schotterbetten deutlich belastbarer, langlebiger und nahezu wartungsfrei.
Im Falle des Albvorlandtunnels waren die Anforderungen an den Aufbau noch höher als üblich und es wurden in den zwei eingleisigen Tunnelröhren und einem weiteren, rund 3 km langen Abschnitt gleich fünf HGT-Schichten mit einer Stärke von jeweils 25 cm und eine Walzbetonschicht á 12 cm eingebaut. Dabei kam ein Großfertiger SUPER 2100-3i von Vögele zum Einsatz. Die Maschine aus der Highway-Class hat eine Einbaukapazität von bis zu 1.100 t/h und ist mit ihrem modernen Antriebskonzept für Tunnel-Einsätze prädestiniert.
Zeppelin: Betonstahlhersteller setzt auf größten Kettenlader der Branche
Österreichs einziger Betonstahlhersteller – die Marienhütte in Graz – ist ein hochgradig spezialisiertes Stahlwerk. Hier wird ausschließlich qualitätsgesicherter unlegierter Eisenschrott zusammen mit Kalk in einem sogenannten Elektrolichtbogenofen eingeschmolzen. Durch Vergießen und Erstarren in einer Stranggussanlage entsteht das Endprodukt aus dem Stahlwerk, der Knüppel. Damit ein Knüppel gewalzt werden kann, muss er auf knapp 1.200 °C erwärmt werden. Nach dem Fertigwalzen wird das Walzgut in einer Wasserbox schlagartig auf eine Oberflächentemperatur von 200 °C abgeschreckt.
Inmitten dieses Fertigungsprozesses verrichtet ein neuer Cat 973K Kettenlader in der Steel-Mill-Ausführung seine Arbeit. Der größte Kettenlader in der Branche bietet ausreichend Leistung. Die spezielle Stahlwerkausführung ab Werk ist dafür ausgelegt, den hohen Temperaturen und Bedingungen im Stahlwerk standzuhalten – heiße Schlacke kann leicht und sicher transportiert werden. Um den Beanspruchungen und hohen Temperaturen in der Schlacke gewachsen zu sein, sind spezielle Schutzvorrichtungen, Wärmeabschirmungen und Hochtemperaturdichtungen an der gesamten Maschine verbaut. Die große Schlacke-Schaufel verfügt über ein speziell gehärtetes Unterschraubmesser.