Dem Großteil der österreichischen Architekten bleibt ein Jahresgewinn von 47.000 Euro, den Ingenieurkonsulenten 57.000 Euro – vor Steuern.
Die österreichische Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten hat ihre rund 4100 Mitglieder zu ihrer wirtschaftlichen Befindlichkeit befragt. Im Median machten Ingenieure 126.000 Euro und Architekten 103.000 Euro Umsatz. Die Umsatzverteilung zeigt ein noch ungünstigeres Bild: Laut der von Triconsult erstellten Studie machten im Jahr 2008 die Hälfte aller Ziviltechniker weniger als 110.000 Euro Umsatz. Zieht man davon Aufwendungen wie Personalkosten, die mehr als 50% der Gesamtkosten ausmachen, Materialkosten und sonstige Abschreibungen ab, bleiben dem Großteil der Architekten – nämlich 86% von ihnen – ein Vorsteuer-Jahresgewinn von 47.000 Euro. 11% mussten sogar durchschnittliche Verluste von 12.000 Euro verzeichnen. Bei den Ingenieurkonsulenten machte der Vorsteuergewinn im Schnitt knapp 57.000 Euro aus. Etwas besser sieht es für die Ziviltechnikergesellschaften aus: Dort liegt der Medianumsatz bei 570.000 Euro, den die Hälfte aller Unternehmen unterschreitet. Das zeige, dass die 1994 auch für Ziviltechniker geschaffene Möglichkeit, gemeinsam mit Nicht-Ziviltechnikern Unternehmen zu gründen, richtig war, merkte Vize-Kammerpräsident Josef Robl bei der Präsentation der Studie an. Der Gesamtumsatz, den die österreichischen Ziviltechniker im Jahr 2008 erwirtschafteten, liegt bei knapp 2 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte davon machten die 4100 Ziviltechniker sowie die 1000 Ziviltechnikergesellschaften im Vorjahr im Ausland.
Bei den Aufträgen, die Ziviltechniker von der öffentlichen Hand erhalten, gibt es deutliche Unterschiede zwischen Architekten und Ingenieurkonsulenten: Während es bei den Ingenieuren eher die Ausnahme ist, über Wettbewerbe zu Aufträgen zu kommen, führt dieser Weg für rund die Hälfte aller Architekten zum Auftrag. Allerdings nehmen 63% der Architekten an Wettbewerben teil und investieren dafür 73 Millionen Euro, von denen sie 33 Millionen in Form von Aufwandsentschädigungen zurück erhalten.
Trotz der ökonomisch nicht gerade befriedigenden Situation bedauern nur 15% der Ziviltechniker ihre Berufswahl. Allerdings zeigen sich 45% der Architekten mit der wirtschaftlichen Situation unzufrieden. Georg Pendl, Bundeskammerpräsident und selbst Architekt, appellierte in diesem Zusammenhang an seine Mitglieder, mehr Selbstbewusstsein bei der generell zu niedrig angesetzten Kalkulation der Planerleistungen zu zeigen, räumte aber ein, dass speziell Architekten damit noch Schwierigkeiten hätten. So lagen deren Netto-Stundensätze im Vorjahr bei 72 Euro, während die Stundensätze der Ingenieurkonsulenten bei 87 Euro lagen. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich Architekten bei ihrer Kalkulation zum Großteil noch immer auf die alten Honorarordnungen verlassen, die die Honorare als Prozentsatz der Herstellungskosten berechnet haben. Bei den Ingenieuren hat die überwiegende Mehrheit bereits auf die Abschätzung des Zeitaufwandes beziehungsweise die Verrechnung tatsächlich geleisteter Stunden umgestellt.