Eine neue Plattform ermöglicht die diskrete Suche nach Nachfolger*innen für regionale Handwerksbetriebe.
(Am Bild: "Betrieb zu haben"-Co-Founder Peter Buchegger, Fotostudio Kaissl)
Die Wertschätzung für lokale Produkte und Dienstleistungen ist in Pandemiezeiten wieder stark gestiegen. Die aktive Suche nach geeigneten Nachfolgern kann aber selbst für profitable Handwerksbetriebe schwierig werden und temporär auch die Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten verunsichern. Abhilfe schafft eine neue diskrete Plattform namens „Betrieb zu haben“. Auf Österreichs erster unabhängiger Nachfolgebörse mit digitalem Geschäftsabwicklungsprozess stehen auch Unternehmensberater, Rechtsanwälte und Steuerberater helfend zur Seite.
Rund 80 Prozent der heimischen Betriebe sind Familienunternehmen, wobei aber immer weniger davon innerhalb der Familie weitergegeben werden. „Externen Übernahme-Interessenten fällt eine faire Bewertung der Geschäftszahlen und Businessmodelle oft schwer. Auch die bisherigen Betreiber können nicht immer angemessene Kaufpreise erzielen, wenn sie zum Beispiel die Gewinne durch steuerliche Optimierungsmaßnahmen jahrelang möglichst kleingerechnet haben“, erklärt Peter Buchegger, Mitgründer und Sprecher der neuen Digitalplattform www.betrieb-zu-haben.at.
Für beide Seiten können Fehleinschätzungen also teuer werden. Deshalb bieten auf der Plattform auch erfahrene Unternehmensberater, Rechtsanwälte, Steuerberater und Finanzierungsexperten ihre Unterstützung an. Jeder kann, aber niemand muss auf die Hilfe von Experten zurückgreifen. Es gibt auf „Betrieb zu haben“ auch ein Tool, das selbständig zur überschlagsmäßigen Unternehmensbewertung genutzt werden kann.
Gründung durch Unternehmensberatungs-Trio aus Oberösterreich
Primäre Zielgruppe der Plattform sind nicht nur Produktionsbetriebe, sondern auch Dienstleistungsunternehmen. „Weniger gut geeignet sind allerdings körpernahe Dienstleister wie zum Beispiel Frisöre und Nagelstudios oder auch kleine Einzelhandelsbetriebe, weil dort die Geschäftsmodelle sehr stark von den Persönlichkeiten der bisherigen Betreiber abhängig sind“, stellt Buchegger klar. Er hat „Betrieb zu haben“ gemeinsam mit den beiden ebenfalls aus Oberösterreich stammenden Unternehmensberatern Thomas Reischauer und Harald Schützinger gegründet. Die Ausschreibung der Betriebe erfolgt in der Regel anonymisiert, um die Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten nicht unnötig zu verunsichern. Zudem wird dadurch vermieden, dass der Ruf von Traditionsbetrieben in ihrem Marktumfeld leidet, wenn die Suche nach Interessenten trotz realistischer Kalkulation der Verkaufspreise länger dauern sollte.
Bio-Bäckerei um 780.000 Euro zu haben
Vom Start weg sind bereits einige Betriebe auf der Plattform zu finden, darunter eine im Linzer Umland befindliche Bio-Bäckerei mit 21 Vollzeitmitarbeitern. Die Preisvorstellungen des Verkäufers liegen bei 780.000 Euro, wobei als Übergabetermin der Juli 2024 angepeilt wird. „Jede Transaktion muss sorgfältig geplant und vorbereitet werden“, erklärt Buchegger. Einem umfangreichen Check durch Experten sollte allerdings nicht nur das Übergabeobjekt unterzogen werden, sondern auch die Kaufinteressenten. „Auf herkömmlichen Nachfolgebörsen kommt es leider immer wieder vor, dass auch Anfragen von unseriösen Personen gestellt werden, die gar nicht über die nötigen Eigenmittel verfügen“, erläutert Buchegger.
Dreh und Angelpunkt für Betriebsweitergaben
Den kreditgebenden Banken sind allerdings nicht nur genügend Eigenmittel wichtig, sondern auch ein überzeugender Businessplan. Und auch dabei bieten Experten auf der Plattform ihre Unterstützung an. „Angefangen vom Erstgespräch bis zum Closing können sowohl Käufer als auch Verkäufer auf ein lückenloses Betreuungsangebot zurückgreifen. Diese neutrale Dreh- und Angelpunkt-Funktion für Betriebsweitergaben macht unseren Verein zu etwas ganz Besonderem“, zeigt sich der Co-Founder von „Betrieb zu haben“ überzeugt