Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report sprechen Schöck-Vorstandsvorsitzender Mike Bucher und Robotic Eyes-Geschäftsführer Wolfgang Walcher über die Hintergründe der Kooperation (siehe links) und ihre Pläne für die Zukunft.
Report: Die Digitalisierung beschäftigt die Bauwirtschaft schon länger. Augmented Reality und künstliche Intelligenz spielen aber noch nicht die ganz große Rolle. Seit wann beschäftigt sich Schöck mit diesen Themen?
Mike Bucher: Wir haben vor gut drei Jahren begonnen, uns damit zu beschäftigen. So haben wir auch Robotic Eyes kennengelernt. Ganz intensiv und im Sinne des neues gemeinsamen Produkts »Chekker« arbeiten wir von der ersten Idee bis heute knapp eineinhalb Jahre an diesem Thema. Allerdings haben beide Seiten schon Expertise mit in das Projekt eingebracht auf die wir aufbauen konnten. Ganz so schnell kann es sonst nicht von der Idee zum Produkt funktionieren.
Report: Mit welchen Erwartungen geht Schöck in die Kooperation mit Robotic Eye?
Bucher: Wir hätten uns nicht mit 49,95 Prozent beteiligt, wenn wir dadurch nicht für beide Seiten ein langfristig interessantes Geschäftsmodell sehen würden. Hier agiert ein Start-up mit einem Familienunternehmen auf Basis ähnlicher Werte. Unser Ziel ist es, ein oder im Idealfall mehrere digitale Produkte auf den Markt zu bringen. Wir wollen die Digitalisierung am Bau vorantreiben, nicht nur darüber reden, sondern einen aktiven Part übernehmen. Aber jetzt starten wir erst einmal mit der ersten Markteinführung.
Report: Revolutionen wurden schon öfter angekündigt, viele fanden in der Praxis dann doch nicht statt. Was macht Sie sicher, dass Chekker am Markt funktionieren wird?
Wolfgang Walcher: Es stimmt natürlich, dass es keine 100-Prozent Erfolgsgarantie geben kann, aber unsere Sicherheit, dass Chekker am Markt funktionieren wird, kommt nicht von uns selbst, sondern sie kommt von den Kunden und Geschäftspartnern, die die Lösung »in Action« gesehen haben. Schon bei der allerersten Erprobung in einem Fertigteilwerk haben die Arbeiter enorm positiv reagiert und am Ende gesagt »Gleich dalassen bitte!«. Mit jedem Entwicklungsschritt wurde das Feedback noch enthusiastischer und diese Begeisterung, die uns vom Markt entgegengebracht wird, macht uns letztendlich sehr zuversichtlich, dass Chekker ein durchschlagender Erfolg werden kann.
Der Chekker projiziert die Pläne direkt auf die Arbeitsfläche und überwacht und analysiert die exakte Ausführung. Prozess und Daten werden außerdem je nach Wahl aufs Tablet, Smartphone oder eine HoloLens übertragen und lassen sich dort visualisieren. (Bild: Schöck)
Report: Der Chekker ist das erste Ergebnis der Kooperation. Woran wird aktuell geforscht, was folgt als nächstes?
Walcher: Chekker beruht auf unserer geschützten beamionic-Technologie. Diese besteht aus etwas Hardware und sehr viel Software. Wie bei jeder Software geschieht die Entwicklung in Phasen und läuft kontinuierlich weiter. Zu Beginn standen Genauigkeit, Robustheit, Kompatibilität und einfache Bedienung im Vordergrund. Nun werden laufend neue Fähigkeiten zur Qualitätsüberprüfung hinzugefügt und verfeinert.
Details zu weiteren Vorhaben wollen wir noch nicht verraten, aber es liegt auf der Hand, dass die beamionic-Technologie vom Betonfertigteil relativ leicht auf Bereiche wie Holz- oder Metallbau, aber auch Flugzeugbau, oder Medizintechnik übertragbar ist. Gleichzeitig erwarten wir, dass vom Markt weitere Anwendungen an uns herangetragen werden, die unsere langfristige Produkt-Roadmap wesentlich beeinflussen können.
Report: Sind bei Schöck ähnliche Kooperationen wie mit Robotic Eyes geplant? Ist generell an eine Ausweitung des Geschäftsfeldes gedacht?
Bucher: Ja, durchaus. Wir halten unsere Augen und Ohren offen. Im digitalen wie im analogen Bereich. Wir glauben, dass Beteiligungen, Kooperationen oder auch einmal ein Zukauf neue Möglichkeiten eröffnen oder bestehende beschleunigen. Die Zusammenarbeit mit Robotic Eyes lässt uns gemeinsam ein ganz neues Feld bestellen und mit der gemeinsamen Gesellschaft beamionic sind wir – wie es Wolfgang Walcher gerade ausgeführt hat – auch noch lange nicht am Ende unserer Fantasien. Da haben wir noch eine Menge Potenzial.